Nicht nur heutzutage haben Wolken eine faszinierende Wirkung auf viele Menschen. Schon vor Hunderten von Jahren schrieb Aristophanes 423 v. Christus, "Wolken seien die Götter der neuen Zeit, denn die Wolken verkörpern „die Gedanken und Ideen, die uns Dialektik und Logik verleihen". Ein weiterer großer Künstler, den Wolken, deren Formation und Veränderung begeisterte, war kein anderer als Johann Wolfgang von Goethe. Daher war er sehr von dem Mann angetan, der als erster den Wolken eine Klassifikation zuordnen sollte. Denn zur damaligen Zeit, wurden die Wolken als zu vielgestaltig, komplex und kurzlebig angesehen, als sie wissenschaftlich untersuchen und kategorisieren zu können.
Bereits als junges Schulkind war Luke Howard fasziniert von Wolken und beobachtete diese ständig. In seinem späteren Buch gestand er, statt dem Unterricht zu folgen, habe er lieber aus dem Fenster geguckt und sich in den Wolken verloren. Wie alle anderen auch, wusste er nicht wie diese entstehen oder überhaupt in der Luft schweben bleiben können.
Den gelernten Pharmakologen und Apotheker ließen die Wolken auch im späteren Leben nicht los und so veröffentlichte er 1803 im Alter von 31 Jahren die weltweit erste Wolkenklassifikation. Seine Wolkenbeobachtung während des Unterrichts und die daher langjährige Erfahrung halfen ihm dabei eine Typisierung zu finden. Er hat erkannt, dass Wolken viele verschiedene Erscheinungmöglichkeiten, jedoch nur wenige grundlegende Formen haben. Dabei unterschied er zwischen vier Wolkentypen. Den ersten Wolkentyp stellen die hohen Wolken, den Cirrus, dar. Neben diesem unterschied Howard zwischen dem Stratus, einer schichtförmigen Wolkengestalt, und dem Cumulus, den haufenförmigen Wolken. Der vierte Typ, die Regenwolke, ist der komplizierte Name Cumulo-cirro-stratus, der heute unter dem verständlicheren Namen Nimbus bekannt ist. Da Wolken sich in ständiger Veränderung befinden, aufsteigen, absinken und von der einen Art in eine andere übergehen können, wollte Howard diesen Veränderungsprozeß auch in der Namensgebung mit beachten. Und genau das ist der schlaue Gedanke Howards gewesen. Die Namen können je nach Entwicklung kombiniert werden. So sollte aus Gruppen einzelner flauschiger Cumuli, die sich verbanden und ausbreiteten, schichtförmige Stratocumulus-Wolken werden.
Seine Publikation wurde von Wissenchaftlern brennend diskutiert und sättigte das Bedürfnis vieler nach einer Ordnung des Himmelsbildes. Ein halbes Jahrhundert vor dem Telegramm wurde seine Veröffentlichung für die damalige Zeit rasend schnell verbreitet. Man kann sagen, sie ging viral. Seiner plötzlichen wissenschaftichen Berühmtheit und dem vielen Lob stand Luke Howard etwas zwiespältig gegenüber. Obwohl in der Wissenschaft zunehmend lateinische Bezeichnungen Verwendung fanden, stand er zunächst unter heftiger Kritik, nicht englische Namen verwendet zu haben. So hat zum Beispiel der bekannte französische Botaniker Jean-Baptiste de Lamarck eine fachlich bessere Typisierung heraus gebracht, doch gab Lamarck den Wolkentypen französische Namen. Diese waren wesentlich umständlicher zu merken und spiegelten nicht den genialen Gedanken der Wandlungsfähigkeit der Wolken wider. Zudem wurde Lamarcks Idee durch die zunehmenden Unterstützer Howards verworfen.
Zu den Unterstützern zählte auch der deutsche Dichter und Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe. Da sich Goethe zur selben Zeit intensiv mit dem Wetter beschäftigte, hörte er bald von Howard. Die Einteilung der Wolken gefiel Goethe so gut, dass er ihn eifrig vor seinen Kritikern verteidigte und Dank seines großes Einflusses setzte sich die lateinische Namensgebung auch in den anderen europäischen Ländern vorallem wegen der lateinischen Namen durch. Aufgrund seiner nicht zu stillenden Begeisterung schrieb Goethe einen Fanbrief. Howard konnte dies zunächst gar nicht fassen und dachte, es sei ein übler Scherz von seinen Kritikern, lernte aber schnell, dass der Brief tatsächlich von Goethe kam. Und so traten sie in Briefkontakt. Goethe war beigeistert davon den Mann näher kennen zu lernen, der die Wolken benannt hat und ermunterte Howard sogar ein Buch darüber zu schreiben wie er auf die geniale Klassifizierung gekommen ist.
Der berühmte Poet hat Howards Beschreibungen der Wolken in dem Gedicht "Howards Ehrengedächtnis" integriert und dem bescheidenen Howard mit dieser Widmung eine der größten Ehren erwiesen.
Luke Howards Pionierleistung ist insofern bemerkenswert als dass er ohne jegliches Wissen der atmosphärischen Prozesse eine bis heute taugliche und weiterhin verwendete
Wolkenklassifikation erstellte. Im internationalen Wolkenatlas sind in den letzten 200 Jahren noch viele weitere Wolkenarten hinzugefügt worden und werden in dem weltweit verwendeten Handbuch zur Wolkenbeobachtung und der Wolkenverschlüsselung angewandt. Nicht unbegründet gilt Howard deshalb als einer der Gründungsväter der modernen Meteorologie.
Zum Abschluss folgt nun das Gedicht von Goethe über ...