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Musikstück der Woche

Musikstück der Woche

SWR

Beethoven oder Fauré, Pergolesi oder Bach, gespielt von Orchestern, Ensembles und Chören aus der ganzen Welt: Klassik-Werke aus unserem Archiv zum Anhören und Downloaden.
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Top 10 Musikstück der Woche Episoden

Goodpods hat eine Liste der 10 besten Musikstück der Woche Episoden kuratiert, sortiert nach der Anzahl der Hörvorgänge und Likes, die jede Episode von unseren Hörern erhalten hat. Wenn du Musikstück der Woche zum ersten Mal hörst, gibt es keinen besseren Ort, um zu beginnen, als mit einer dieser herausragenden Episoden. Wenn du ein Fan der Sendung bist, stimme für deine Lieblings-Musikstück der Woche Episode ab, indem du deine Kommentare auf der Episodenseite hinzufügst.

„Ohne Frack“

Es fängt alles friedlich an: 1844 verbringt Felix Mendelssohn-Bartholdy zwei entspannte Ferienmonate im idyllischen Taunusstädtchen Bad Soden, der Heimat seiner Frau. Es war stressig in der Zeit davor, Mendelssohn beruflich aufgerieben zwischen Leipzig, Berlin und London. Endlich ein Leben „ohne Frack, ohne Klavier, ohne Visitenkarten, ohne Wagen und Pferde, aber auf Eseln, mit Feldblumen, mit Notenpapier und Zeichenbuch, mit Cécile und den Kindern“, wie er notiert. Familienglück und Ruhe. Hier entsteht sein 2. Klaviertrio c-Moll.

Hexenritt in g-moll

Das Werk ist dramatisch angelegt, das macht schon der Kopfsatz deutlich: Allegro energico e con fuoco, ein in weiten Teilen düster klingender Satz. Der 2. Satz ist ein Andante espressivo, ein Lied ohne Worte, schlicht, innig, fließend-melodiös und berührend – so kann nur Mendelssohn schreiben! Im 3. Satz begegnen wir einer Art Elfenreigen in Form eines Scherzos, auch das typisch Mendelssohn. Da flackern wild die Sechzehntel der Streicher, Finger huschen übers Klavier, düstere Akkorde brechen plötzlich auf. Hier spukt es schon fast. Danach dann ein leidenschaftliches Finale: Allegro appassionato.

„Ein bisschen eklig“ zu spielen

Mendelssohn widmet sein Klaviertrio dem Pianisten Louis Spohr und erfüllt damit eine Dankesschuld, denn Spohr hatte ihm kurz davor eine große Klaviersonate zugeeignet. Beim Komponieren des Klavierparts ist er aber im Herzen und in Gedanken ganz bei seiner Schwester Fanny, der er das Trio auch zu ihrem 40. Geburtstag, im November 1845, schenkt. Es sei, schreibt er ihr, „ein bisschen eklig“ zu spielen, womit er die halsbrecherischen Stellen in den schnellen Sätzen meint. Eine klare Untertreibung!

Das Trio E.T.A. – SWR2 New Talent

SWR2 fördert die drei jungen Musiker:innen als „New Talent“ drei Jahre lang mit Studioproduktionen, Konzerten, Musikvideos und Medienpräsenz. Das Trio besteht aus Elene Meipariani (Geige), Till Schuler (Cello) und Till Hoffmann (Klavier). 2019 haben sie sich an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg zusammengeschlossen. Ihr Name – Trio E.T.A. – bezieht sich auf den Schriftsteller und Komponisten E.T.A. Hoffmann, der ihnen mit seiner Liebe zur Musik und seiner Vielseitigkeit Vorbild ist. 2021 gewann das Ensemble den Preis des Deutschen Musikwettbewerbs. 2022 hat es beim SWR für ARD Klassik Musikvideos mit Trios von Mendelssohn und Schostakowitsch aufgenommen. Seine Debüt-CD erscheint im Januar 2023.
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Dreiecksgeschichten, Dreiecksmusik

Die Dreiecksbeziehung des Ehepaars Robert und Clara Schumann und Johannes Brahms ist wohl eine der berühmtesten Künstlerfreundschaften des 19. Jahrhunderts. Von dem Gespann geht eine besondere Faszination aus, denn neben großer Verehrung verleihen ihm vor allem Vertrauen und Nähe eine geheimnisvoll leidenschaftliche Nuance. Welche Gefühle ungesagt oder doch bloß angedichtet sind, wird gänzlich nie geklärt werden können. Der 20-jährige Brahms, noch in den zaghaften Anfängen seines Komponierens und auf der Suche nach künstlerischem Beistand, besuchte am 30. September 1853 das Künstlerehepaar zum ersten Mal in Düsseldorf. Robert und Clara waren tief beeindruckt. Einen knappen Monat später erschien denn auch in der von Robert Schumann gegründeten Neuen Zeitschrift für Musik der erste Artikel über Johannes Brahms. Unter dem Titel „Neue Bahnen“ prophezeit er: „Und er ist gekommen, ein junges Blut, an dessen Wiege Grazien und Helden Wache hielten. Er heißt Johannes Brahms, kam von Hamburg, dort in dunkler Stille schaffend, aber von einem trefflichen und begeistert zutragenden Lehrer gebildet in schwierigen Setzungen der Kunst. Er trug, auch im Äußeren, alle Anzeichen an sich, die uns ankündigen: Das ist ein Berufener.“

Frei aber einsam – drei Freunde komponieren eine Sonate

Die Beziehung von Robert Schumann und Johannes Brahms war keinesfalls eindimensional. Schumann protegierte zwar Brahms, doch dieser erweckte Schumanns ausgezehrte Lebensgeister. Einige Tage nach dem Kennenlernen ließen sich Schumann und Brahms durch eine Idee des Geigers Joseph Joachim zu einer Gemeinschaftskomposition inspirieren: eine Violinsonate, die sie zusammen mit Schumanns Schüler Albert Dietrich schrieben. Als Lehrer und erfahrenster Komponist im Bunde schrieb Schumann gleich zwei Sätze – den zweiten und vierten. Für den Titel wählten sie die Initialen von Joachims damaligem Lebensmotto „Frei aber einsam“. Auf dem Umschlag des Manuskripts heißt es: F. A. E. In Erwartung der Ankunft des verehrten und geliebten Freundes Joseph Joachim schrieben diese Sonate Robert Schumann, Albert Dietrich und Johannes Brahms. Die Töne f,a,e sowie deren Umkehrung e,a,f dienten als Ausgangsmaterial der musikalischen Themenbildung. Das geschwind fertiggestellte Werk wurde noch am 28. Oktober 1853 mit Clara Schumann als Pianistin im Hause Schumann vorgetragen. Welch energetische und lebensbejahende Kraft diese Zusammenarbeit auf Robert Schumann ausübte, kann nur gemutmaßt werden.

Schumanns Version der F.A.E.-Sonate

Das Kompositionsprojekt ließ ihn jedenfalls nicht mehr los, und er stellte bis zum 1. November 1853 quasi eine eigene F.A.E.-Sonate zusammen: Seinen beiden Sätzen aus der Gemeinschaftskomposition stellte er einen bedeutenden ersten Satz sowie ein Scherzo an die Seite. Seine dritte Violinsonate a-Moll WoO 27 war auf diese Weise geboren. Zur Veröffentlichung kam es sehr viel später: Sowohl Schumanns Violinsonate als auch die F.A.E.-Sonate blieben in Privatbesitz und wurden erst Mitte des 20. Jahrhunderts gedruckt. Anfang Februar 1854 verschlechterte sich Schumanns psychischer Zustand drastisch, sodass er am 4. März 1854 auf eigenen Wunsch in die Nervenheilanstalt Endenich bei Bonn eingeliefert wurde.
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Musikstück der Woche - Céline Moinet spielt Mozarts Oboenkonzert C-Dur
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03/26/22 • 21 min

Das Oboenkonzert wurde zum Flötenkonzert

Mozart ist 1777/78 auf Besuch in Mannheim und trifft dort den Bonner Arzt Ferdinand Dejean, ein weitgereister Schiffsarzt, der darum den Namen „der Indianer“ trägt. Er hat Geld, spielt nebenher Flöte und bestellt bei Mozart drei Flötenstücke. Mozart braucht den Auftrag, steht aber unter Zeitdruck, denn er will weiter nach Paris. Außerdem bietet Mannheim in Liebesdingen viel Ablenkung. So bekommt Dejean nur zwei neue Werke. Für das dritte schreibt Mozart sein Oboenkonzert C-Dur einfach um.

Das „Schlachtross“

Dejean ist sauer und kürzt das Honorar. Dabei ist es ja nicht unüblich damals, alte Werke als Blaupause für neue zu nehmen. Und Mozart weiß genau, was er da wählt für diesen Schnell-Schuss. Denn sein Oboenkonzert hat sich bereits mehrfach bewährt. Er hat es für Giuseppe Ferlendis komponiert, den gefeierten Oboenvirtuosen an der Hofkapelle in Salzburg. Und während Mozart in Mannheim ist, führt einer der besten Oboisten der Mannheimer Hofkapelle, Friedrich Ramm, dieses „Schlachtross“, wie Mozart es nennt, auf.

Die Ursprungsfassung wurde erst 1950 wiederentdeckt

Aber kaum dass Mozart die Flötenvariante dazu komponiert hat, verschwindet das Oboenkonzert von der Bildfläche. Mit der Zeit erinnert sich niemand mehr an die Ursprungsfassung. Man hätte stutzig werden können: warum ist der Tonumfang für ein Flötenkonzert so klein? Warum gibt es für die Flöte so wenig hohe und virtuose Stellen? Musikkennern dämmert, dass die Flöte nicht das Originalinstrument sein kann. Sie forschen und entdecken schließlich Teile der Noten in den Archiven.

Blondchen aus der „Entführung aus dem Serail“ grüßt

Seit 1950 darf nun die Oboe wieder glänzen in dem für die Flöte eigentlich gar nicht so passenden Konzert. Und die Oboisten freuen sich über ein Originalwerk für ihr Instrument, das so ganz und gar mozartisch ist mit einem anmutigen ersten Satz, einem schönen langsamen zweiten Satz und einem munteren dritten Satz, einem Rondo. Da können die Opernfreunde aufhorchen, denn die Melodie hört man Jahre später in Blondchens Arie „Welche Wonne, welche Lust“ in der „Entführung aus dem Serail“.

Zur Interpretin: Céline Moinet

Céline Moinet stammt aus Lille und hat am Pariser Conservatoire studiert. Mit gerade mal 23 Jahren wird sie 2008 Solo-Oboistin der Staatskapelle Dresden und 2013 Professorin an der Dresdner Musikhochschule. Die Oboe hat sie als Kind für sich entdeckt, nicht unbedingt ein Instrument für kleine Mädchen, sagt sie. Die fühlten sich oft mehr zur Harfe hingezogen. Sie liebt an der Oboe die Nähe zur menschlichen Stimme und dass sie mit ihr „Menschen berühren“ könne.
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Musikstück der Woche - Das casalQuartett spielt Mozarts Streichquartett C-Dur KV 170
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02/26/22 • 14 min

Das Quartett in den Kinderschuhen

Mozart ist 17, als er seine „Wiener Quartette“ zu Papier bringt – die Gattung selbst ist da auch noch im Teenager-Alter: Joseph Haydn, gewissermaßen der „Vater des Streichquartetts“, hat seine ersten Quartette erst vor etwa 12 Jahren geschrieben, allerdings noch fünfsätzig und unter der Bezeichnung „Divertimenti“. 1771 (und zwei Jahre vor Mozarts „Wiener Quartetten“) erscheint Haydns op. 9, seine erste „richtige“ Streichquartettserie, die die Grundform und Satzfolge der Gattung für Jahrzehnte prägt.

Quartette nach Haydnschem Vorbild

Mit diesen Quartetten op. 9 und den beiden folgenden Streichquartettserien Haydns beschäftigt sich Mozart ausführlich während einer Reise, die er im Sommer 1773 mit seinem Vater Leopold nach Wien unternimmt. Viel anderes scheint er auch nicht zu tun zu haben. Auftritte in der kaiserlichen Residenzstadt sind für diesen Zeitraum kaum dokumentiert. So schreibt Mozart seinen eigenen Streichquartettzyklus im Haydnschen Stil: sechs viersätzige Quartette, davon steht eines in Moll und eines – nämlich KV 170, unser Musikstück der Woche – beginnt mit einem Variationssatz. Auch wenn die Wiener Quartette erst nach Mozarts Tod veröffentlicht wurden, gelangten sie wahrscheinlich schon vorher am Salzburger Hof oder auf Mozarts Reisen zur Aufführung.

... auf sündhaft teuren Instrumenten

In unserer Aufnahme spielt das casalQuartett auf Instrumenten von Jacobus Steiner. Er war einer der großen Geigenbauer des 17. Jahrhunderts und lieferte seine Instrumente an viele europäische Fürstenhöfe, darunter auch an den Salzburger Hof. Zu Mozarts Zeit waren die Stainer-Instrumente sogar beliebter (und teurer!) als die der großen italienischen Meister Stradivari und Amati. Heute wechseln Stainer-Geigen für sechsstellige Beträge den Besitzer. Tendenz: steigend. Das casalQuartett ist immer auf der Suche nach seltenem Repertoire: Bei seinem Auftritt im Mai 2014 bei den Schwetzinger SWR Festspielen spielte es Mozarts Quartett und andere Werke aus der Geburtszeit des Streichquartetts stilecht auf vier historischen Instrumenten von Jacobus Stainer. Zum Beethoven-Jubiläumsjahr entstand in Kooperation mit SWR2 die CD-Serie „Beethovens Welt. Der Revolutionär und seine Rivalen“. Dabei kombiniert das casalQuartett Werke von Beethoven mit denjenigen seiner unbekannteren Zeitgenossen, die zeitgleich entstanden.
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Virtuose Variationen

Ein knapp zwanzigminütiger Solopart mit fast keinen Pausen, dafür aber anspruchsvollen Läufen in Höhen, die man eher der Geige als dem Cello zutrauen würde – das Bond-Girl setzt sich cool und lässig über die technischen Schwierigkeiten hinweg. Tschaikowskys Freunde aber, die Cellisten Anatoly Brandukow und Julian Poplawsky, fanden das Stück viel zu schwer. Sie versuchten, Tschaikowsky zu überzeugen, ihnen noch ein „echtes“ Cellokonzert zu schreiben. Aber der riet ihnen nur in neckischem Ton, mehr zu üben.

Ein romantischer Mozart

Dabei ist das „Rokoko-Thema“, das den Variationen zu Grunde liegt, – anders als der Name vielleicht vermuten lässt – von einfacher und schnörkelloser Eleganz. Tschaikowsky hat es als Hommage an Wolfgang Amadeus Mozart im klassischen Stil komponiert. In den sieben auf das Thema folgenden Variationen ist Tschaikowskys russische Romantik allerdings unverkennbar. Insbesondere die langsame dritte Variation könnte auch einen Pas de deux in einem Ballett begleiten.

Arrangement mit Folgen

Für die Einrichtung der Solostimme bat Tschaikowsky seinen Kollegen am Konservatorium, den Cellisten Wilhelm Fitzenhagen, um Hilfe. Fitzenhagen korrigierte aber nicht nur den Cellopart, sondern sortierte bei dieser Gelegenheit auch die Variationen noch einmal gründlich um und ließ eine sogar ganz weg – mit weitreichenden Folgen: Auch wenn das Original in den 1940er Jahren wiederentdeckt wurde, wird bis heute meistens Fitzenhagens Version gespielt. So auch in dieser Aufnahme mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Michael Francis. Maximilian Hornung Eine steilere Karriere als die von Maximilian Hornung ist kaum vorstellbar: Er hat nacheinander den Deutschen Musikwettbewerb und den ARD-Musikwettbewerb gewonnen und sich mit nur 23 Jahren eine Solocellisten-Stelle im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks erspielt – nur um sie vier Jahre später wieder abzugeben. Seitdem widmet er sich ganz dem Solospiel und der Kammermusik.
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Musikstück der Woche - Das Trio d'Iroise spielt Frederick Kellys Streichtrio h-Moll
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01/22/22 • 37 min

Frederick Kelly: ein kurzes Komponisten-Leben

Frederick Septimus Kelly (1881 - 1916), geboren und aufgewachsen in Sydney, war auf dem Weg, einer der bedeutendsten australisch-englischen Komponisten zu werden. Doch fiel er im Ersten Weltkrieg - in britischer Uniform - in der erbittert geführten Schlacht an der Somme. Als Sohn aus reichem australischem Haus, ausgebildet in England als Absolvent in Eton und Oxford, fühlte er sich eher in Großbritannien zu Hause, sowohl in musikalischer als auch in sportlicher Hinsicht: Im Jahr 1908 gewann er bei den Olympischen Spielen in London mit dem Ruder-Achter die Goldmedaille und war seitdem mehr als Sportler denn als Musiker bekannt. Er vollendete sein Streichtrio im Sommer 1911 in Australien, während seiner einzigen Konzertreise in seinem Heimatland, und führte das Werk im selben Jahr erstmals in Sydney auf.

Kelly und die „Frankfurt Group“

Als bereits hervorragender Pianist und angehender Komponist ging Kelly 1903 von Oxford aus nach Deutschland und studierte bei Iwan Knorr am Hoch'schen Konservatorium in Frankfurt Komposition und Kontrapunkt, neben anderen Mitgliedern der sogenannten „Frankfurt Group“. Seine Beiträge zur Soloklavier-Literatur, obwohl weitgehend als Miniaturen (op. 9 und op. 11) konzipiert, gelten als bedeutender Beitrag zum romantischen Klavierrepertoire, beeinflusst durch Frédéric Chopin und Alexander Skrjabin. Einflüsse seiner englischen Zeitgenossen Edward Elgar, John Ireland oder Ralph Vaughan Williams sind in seiner Musik genauso zu bemerken wie seine Vertrautheit mit Johannes Brahms und Robert Schumann. Seine bis heute bedeutendste und meistgespielte Komposition, die wundervolle Streicher-Elegie, wurde auch zu seiner Beerdigung im Jahr 1916 aufgeführt

Werke, die bald in Vergessenheit gerieten

Die Uraufführung des Streichtrios fiel in eine Zeit, da Kelly sowohl in Australien als auch in England vor allem als Pianist bedeutender Werke von Johann Sebastian Bach über Johannes Brahms bis zu Claude Debussy und Alexander Skrjabin große Erfolge feiern konnte. Seine eigenen Werke gerieten aber auch dort bald in Vergessenheit, und in Deutschland standen sie bis heute fast nie auf den Programmen. Das Trio ist klassisch in vier Sätzen angelegt und steht ganz in der Tradition von Brahms und seinem Umfeld. Die Romanze besticht durch schöne Melodik und einen delikaten, klangvollen Streichersatz, und das Scherzo ist ein feuriges Presto con fuoco mit ruhigerem Mittelteil. Im Finale sind nicht nur Brahms-Anklänge durchhörbar, sondern auch der von der Volksmusik inspirierte Stil britischer Komponisten, was dem Stück eine faszinierend große musikalische Bandbreite verleiht.
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Hans von Bülow ist zu seiner Zeit sowohl als Pianist als auch als Dirigent äußerst erfolgreich. Er reist durch die wichtigsten Musikzentren der Welt und bespielt mit großer Wirkungskraft jedes Konzertpodium. Als er dabei auf den 21-jährigen Richard Strauss trifft, bietet er ihm an, mit nach Meiningen zu kommen, um ihn als Hofmusikintendanten zu unterstützen. Für Strauss wird das Angebot zum Schlüssel seiner späteren Karriere, denn das Meininger Orchester gehört dank Bülows Engagement zu den weltbesten Klangkörpern und genießt überall einen ausgezeichneten Ruf. In der kleinen Stadt im Süden von Thüringen lernt Strauss in den 1880er Jahren den Orchesterbetrieb von innen kennen, inklusive Dirigentenhandwerk. Anfangs hospitiert er bei Bülow, später darf er dessen Proben und sogar ausgewählte Konzerte leiten. Diese neue Aufgabe nimmt allerdings so viel Raum ein, dass Strauss kaum noch Zeit bleibt, um zu komponieren. Deshalb ist die Burleske für Klavier und Orchester auch eines der wenigen Werken, das in Meiningen entsteht.

Was würde Bülow dazu sagen?

Strauss widmet die Burleske seinem Mentor, doch anstatt der erhofften Lobeshymnen hagelt es von Bülow nur vernichtende Kritik: „Jeden Takt eine andere Handstellung – glauben Sie, ich setze mich vier Wochen hin, um so ein widerhaariges Stück zu studieren?“ Bülows ablehnende Reaktion verunsichert Strauss so sehr, dass er seine Arbeit in der Schreibtischschublade verschwinden lässt. Erst vier Jahre später holt er sie wieder heraus, auf Anregung des Pianisten Eugen d'Albert. Der ermutigt Strauss, die Burleske noch einmal zu überdenken, um sie leichter spielbar zu machen. Widerwillig nimmt Strauss den Rat an, streicht und vereinfacht.

Opernblitze in der Burleske

Am 21. Juni 1890 kommt die Burleske dann endlich zur Uraufführung, mit d'Albert am Klavier und Strauss am Dirigentenpult. Bülow sitzt an diesem Abend im Konzertpublikum, doch seine Kritik fällt erneut verhalten aus: „D'Albert admirable in dem ebenso interessanten als meist häßlichen Stücke von Strauss, das er verschönt und fast dankbar macht.“ Bülows Meinung hat eine derartige Wirkung auf Strauss, dass er seine Burleske auch nach der Überarbeitung skeptisch beäugt. Er habe sie, so sagt er, „immer recht lieblos“ dirigiert. Auch einen Notendruck lehnt er kategorisch ab. Warum sich damals alle so über das einsätzige Orchesterwerk aufregten, ist aus heutiger Sicht nur schwer nachvollziehbar. Denn bei genauem Hinhören blitzt in ihm viel von dem Strauss auf, der die großen sinfonischen Tondichtungen und die wirkungsvollen Opern Anfang des 20. Jahrhunderts schreibt. Witzige Ideen vermischen sich mit mitreißender Musik, große Sinfonik mit theatralischen Gesten.
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Musikstück der Woche - Robert Neumann spielt Haydns Klaviersonate Nr. 34 e-Moll
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11/20/21 • 17 min

Viel zu schade für den Unterricht

Es ist noch nicht lange her, da galten Haydns Klaviersonaten als bekömmliche Kost für Klavierschüler*innen. Und Haydn als Ideenlieferant für Mozart und Beethoven, aber selbst nicht wirklich originell. Inzwischen wissen es die Pianist*innen besser: Haydns etwa 60 Klaviersonaten bieten enorm viel: Leichtigkeit und Ernst. Kraft und Melancholie. Besonders gilt das für die Klaviersonate Nr. 34 e-Moll, die mit einem Fuß in der Romantik steht.

Ein Brückenschlag vom Barock in die Romantik

Haydn ist 1732 geboren, hat also ein barockes „Standbein“. Aber seine e-Moll-Sonate blickt weit nach vorn. Gleich überm 1. Satz liegt ein melancholischer Schatten. Drängend und zögernd zugleich, voll Unrast und Erregung. Ein Brückenschlag vom Barock in die Romantik. Umso deutlicher kann man das hören, wenn man dafür ein modernes Tasteninstrument wählt. Haydn hat seine frühen Sonaten alle fürs Cembalo geschrieben, erst nach 1770 bekam er ein eigenes Fortepiano, das damals neue Möglichkeiten bot, dynamisch zu differenzieren, also laut und leise zu spielen, und das noch fein abgestuft. Seine e-Moll-Sonate ist etwa um diese Zeit herum entstanden, aber Haydn überlässt es den Spielern, welches Instrument sie wählen. Das Pianoforte unterstreicht den melancholischen Grundton der Sonate. Und erst recht der moderne Konzertflügel, den Robert Neumann spielt.

Robert Neumann

Robert Neumann, 2001 in Stuttgart geboren, spielt Klavier seit er vier ist. Danach war er Jungstudent an der Freiburger Musikhochschule, zur Zeit studiert er in Berlin. Seit 2018 fördert ihn SWR2 als „SWR2 New Talent“. Gerade hat er einen Opus Klassik als „Nachwuchskünstler des Jahres 2021“ bekommen für die SWR-Produktion „Robert Neumann: Bach – Chopin – Rachmaninow“ (SWRmusic). Robert Neumann spricht Griechisch, Russisch und Deutsch, komponiert und spielt „hobbymäßig“ Geige.

Chopin-Etüden interpretiert von Robert Neumann

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Ausprobieren und Experimentieren

Obwohl Franz Schubert noch ganz seinen übermächtigen Vorbildern Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart verpflichtet war, ließ er in gewisser Weise in den Kompositionen seiner jungen Jahre seiner Fantasie freien Lauf. Im Jahr 1817 entstanden so eine ganze Anzahl an Werken, die für die häusliche Musizierpraxis entstanden sind und experimentellen Charakter zeigen. Auf der anderen Seite markiert dieses Jahr auch den Beginn einer Krise, in deren Folge viele von Schuberts Werken nur Fragment geblieben sind. Schubert selbst beurteilte die Jugendwerke später äußerst selbstkritisch und sprach sowohl bei den Sinfonien als auch der Kammermusik von „Modellen“, an denen er „lernte“, um sich den Weg zur großen Sinfonie zu bahnen. Heute urteilt man gerechter und sieht nicht nur die große Spielfreude, die diese Werke vermitteln, sondern auch den hier schon ureigenen Charakter der Schubert'schen Melodien, die ganz ungewöhnlichen harmonischen Progressionen und die außergewöhnlichen formalen Details.

Werk für die häusliche Musizerpraxis

Nach der Komposition der Violinsonaten aus dem Jahr 1816 und 1817 entstanden die beiden überlieferten Streichtrios Schuberts, wobei das erste (D 471) Fragment geblieben ist. Zum eigentlichen Anlass des zweiten Streichtrios in B-Dur gibt es keine Nachweise: Bestimmt war auch dieses Trio sicherlich wie so viele andere Werke für Schuberts Kammermusik mit seinem Vater und seinen Brüdern. Dabei spielte er stets die Viola, obwohl er mit Abstand der beste Geiger seiner Familie war, wie seine Schulzeugnisse belegen. Es ist das einzige vollständige Werk Schuberts in dieser Gattung und unterscheidet sich in formaler und technischer Ambitioniertheit krass von den vorangegangenen Streichquartetten, die zwischen 1813 und 1816 entstanden waren. Denn der experimentelle Ehrgeiz, der Schubert von dieser Zeit an umtrieb, schlug sich wenig in den Trios nieder. Wohl aber versuchte er, die drei Streichinstrumente vom Tonsatz her wohltönend und annähernd gleichberechtigt in Szene zu setzen. So manche Feinheit geht hier über die vorher entstandenen Streichquartette hinaus.

Durchbruch der Schubert'schen Individualität

Das B-Dur-Trio liegt in zwei geringfügig voneinander abweichenden Fassungen vor: Schubert hat bei der Korrektur des Stimmensatzes gleich eine Überarbeitung hinzugefügt, die sich hauptsächlich auf klangliche Auflichtungen des Begleitsatzes bezieht und die Rolle von Bratsche und Cello aufwertet. Die Führungsrolle der Geige ist allerdings noch spürbar. Die vier Sätze sind äußerlich ganz klassisch angelegt: der Kopfsatz als Allegro in Sonatenform, das Andante als dreiteilige Liedform mit Siciliano-Thema, der Tanzsatz als Menuett und das Finale als Rondo. Vor allem in den durchführungsartigen Mittelteilen bricht aber die Individualität Schuberts durch, kennzeichnend hierfür sind eine Fis-Moll-Episode in der Durchführung des ersten Satzes und ein düsterer F-Moll-Kanon zwischen Violine und Viola über einem Cello-Ostinato im langsamen Satz. Im Trio des Menuetts stimmt die Bratsche einen Ländler an, den die anderen Instrumente nur sparsam begleiten. Das Rondo-Finale ist der gewichtigste Satz des Trios und zeigt neben den eher stabilen Refrains weit ausschweifende Modulationsteile, die später für Schubert so typisch werden sollten.
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Ton an, Film ab!

Mit seinen Kompositionen machte Rota den Filmemachern ein Angebot, das sie nicht ablehnen konnten. Er schrieb jede Menge Soundtracks, darunter etwa die Filmmusik zu Francis Ford Coppolas „Der Pate“. Darüber hinaus sorgte er aber auch in zahlreichen anderen Filmen für die richtige Stimmung, zum Beispiel in „La dolce vita“ von Federico Fellini oder in „Der Leopard“ von Luchino Visconti. Doch Nino Rota komponierte nicht nur fürs Kino, sondern auch für den Konzertsaal.

Das „musikalische Karnickel“

Geboren wurde Rota 1911 in Mailand. Er war ein Wunderkind und dirigierte schon mit 12 Jahren ein selbstkomponiertes Oratorium. Er studierte in Mailand und Rom, später auch in Philadelphia. Rota wollte „klassischer Komponist“ werden. Da gab es nur ein kleines Problem: Zwar wurden Rotas Filmmusiken gefeiert. Und er konnte die Wünsche der Regisseure quasi über Nacht in Musik setzen, was ihm den Spitznamen „Coniglio Musicale“ – also: „musikalisches Karnickel“ – einbrachte. Soweit also zu seinem Ruf innerhalb der Filmmusik. Bei Rotas Kompositionen für den Konzertsaal sah das anders aus. Das Publikum und die Kritik konnten mit diesen Werken nicht allzu viel anfangen. Sie waren nicht etwa zu komplex oder experimentell – im Gegenteil, das war gerade en vogue. Rotas Musik hingegen war zu traditionalistisch, zu tonal, zu melodiös, kurzum: zu wenig Avantgarde.

Vom roten Teppich in den Gerichtssaal

Nino Rota blieb seinem Stil immer treu. Er machte keine Unterschiede zwischen E- und U-Musik, zwischen Kinosessel und Konzertabend. So auch in seinem Trio für Klarinette, Cello und Klavier. Das Werk entstand 1973 – ein äußerst aufregendes Jahr für Nino Rota: Zunächst wurde seine Filmmusik zu „Der Pate“ für einen Oscar nominiert, dann wurde sein Name aber wieder von der Liste gestrichen. Der Grund: Das bekannte Liebesthema aus Coppolas „Der Pate“ hat Nino Rota einfach geklaut. Fast schon mafiöse Zustände, könnte man meinen. Zu Nino Rotas Verteidigung muss man aber erwähnen, dass er sich an seinem eigenen Notenmaterial bedient hat. Er nahm sich einen Ausschnitt aus einer seiner früheren Filmmusiken vor und recycelte ihn. Als das bekannt wurde, musste er sich mehrfach vor Gericht mit Klagen und Plagiatsvorwürfen auseinandersetzen. Trotz alledem war die „Pate“-Melodie ein großer kommerzieller Erfolg.

Auf die richtige Dosierung kommt es an

Bei all diesem Hin und Her rund um die Plagiatsvorwürfe komponierte Rota sein Trio für Klarinette, Cello und Klavier. Man merkt dem Stück an: Hier ist kein blutiger Anfänger am Werk, sondern ein Komponist, der genau weiß, was er tut, und einer, der sich mit der richtigen Dosierung der musikalischen Mittel auskennt. Die Balance wird immer gehalten. Jeder Effekt, jeder Stimmungsumschwung ist mit Maß und Eleganz gestaltet.

SWR2 New Talent meets YCAT

Lionel Martin ist ein herausragender Cellist, da war sich die Jury einig. 2021 wurde er einstimmig zum SWR2 New Talent gewählt. Im Januar 2023 traf sich Lionel Martin mit zwei weiteren jungen Musiker:innen im Hans-Rosbaud-Studio Baden-Baden, um Nino Rotas Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier aufzunehmen. Mit dabei waren der Klarinettist und Preisträger des Young Classical Artists Trust (YCAT) 2022 Jonathan Leibovitz sowie die Pianistin Kiveli Dörken. Seit 2015 veranstaltet sie gemeinsam mit ihrer Schwester Danae Dörken das Molyvos International Music Festival auf der griechischen Insel Lesbos. Making-of
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FAQ

Wie viele Episoden hat Musikstück der Woche?

Musikstück der Woche currently has 268 episodes available.

Welche Themen behandelt Musikstück der Woche?

The podcast is about Music and Podcasts.

Was ist die beliebteste Episode auf Musikstück der Woche?

The episode title 'Abschied vom „Musikstück der Woche“-Podcast' is the most popular.

Was ist die durchschnittliche Episodenlänge auf Musikstück der Woche?

The average episode length on Musikstück der Woche is 21 minutes.

Wie oft werden Episoden von Musikstück der Woche veröffentlicht?

Episodes of Musikstück der Woche are typically released every 7 days.

Wann war die erste Episode von Musikstück der Woche?

The first episode of Musikstück der Woche was released on Mar 23, 2017.

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