Anmelden

goodpods headphones icon

Um auf alle unsere Funktionen zuzugreifen

Öffne die Goodpods App
Close icon
Musikstück der Woche - Das Trio d'Iroise spielt Frederick Kellys Streichtrio h-Moll

Das Trio d'Iroise spielt Frederick Kellys Streichtrio h-Moll

01/22/22 • 37 min

Musikstück der Woche

Frederick Kelly: ein kurzes Komponisten-Leben

Frederick Septimus Kelly (1881 - 1916), geboren und aufgewachsen in Sydney, war auf dem Weg, einer der bedeutendsten australisch-englischen Komponisten zu werden. Doch fiel er im Ersten Weltkrieg - in britischer Uniform - in der erbittert geführten Schlacht an der Somme. Als Sohn aus reichem australischem Haus, ausgebildet in England als Absolvent in Eton und Oxford, fühlte er sich eher in Großbritannien zu Hause, sowohl in musikalischer als auch in sportlicher Hinsicht: Im Jahr 1908 gewann er bei den Olympischen Spielen in London mit dem Ruder-Achter die Goldmedaille und war seitdem mehr als Sportler denn als Musiker bekannt. Er vollendete sein Streichtrio im Sommer 1911 in Australien, während seiner einzigen Konzertreise in seinem Heimatland, und führte das Werk im selben Jahr erstmals in Sydney auf.

Kelly und die „Frankfurt Group“

Als bereits hervorragender Pianist und angehender Komponist ging Kelly 1903 von Oxford aus nach Deutschland und studierte bei Iwan Knorr am Hoch'schen Konservatorium in Frankfurt Komposition und Kontrapunkt, neben anderen Mitgliedern der sogenannten „Frankfurt Group“. Seine Beiträge zur Soloklavier-Literatur, obwohl weitgehend als Miniaturen (op. 9 und op. 11) konzipiert, gelten als bedeutender Beitrag zum romantischen Klavierrepertoire, beeinflusst durch Frédéric Chopin und Alexander Skrjabin. Einflüsse seiner englischen Zeitgenossen Edward Elgar, John Ireland oder Ralph Vaughan Williams sind in seiner Musik genauso zu bemerken wie seine Vertrautheit mit Johannes Brahms und Robert Schumann. Seine bis heute bedeutendste und meistgespielte Komposition, die wundervolle Streicher-Elegie, wurde auch zu seiner Beerdigung im Jahr 1916 aufgeführt

Werke, die bald in Vergessenheit gerieten

Die Uraufführung des Streichtrios fiel in eine Zeit, da Kelly sowohl in Australien als auch in England vor allem als Pianist bedeutender Werke von Johann Sebastian Bach über Johannes Brahms bis zu Claude Debussy und Alexander Skrjabin große Erfolge feiern konnte. Seine eigenen Werke gerieten aber auch dort bald in Vergessenheit, und in Deutschland standen sie bis heute fast nie auf den Programmen. Das Trio ist klassisch in vier Sätzen angelegt und steht ganz in der Tradition von Brahms und seinem Umfeld. Die Romanze besticht durch schöne Melodik und einen delikaten, klangvollen Streichersatz, und das Scherzo ist ein feuriges Presto con fuoco mit ruhigerem Mittelteil. Im Finale sind nicht nur Brahms-Anklänge durchhörbar, sondern auch der von der Volksmusik inspirierte Stil britischer Komponisten, was dem Stück eine faszinierend große musikalische Bandbreite verleiht.
plus icon
bookmark

Frederick Kelly: ein kurzes Komponisten-Leben

Frederick Septimus Kelly (1881 - 1916), geboren und aufgewachsen in Sydney, war auf dem Weg, einer der bedeutendsten australisch-englischen Komponisten zu werden. Doch fiel er im Ersten Weltkrieg - in britischer Uniform - in der erbittert geführten Schlacht an der Somme. Als Sohn aus reichem australischem Haus, ausgebildet in England als Absolvent in Eton und Oxford, fühlte er sich eher in Großbritannien zu Hause, sowohl in musikalischer als auch in sportlicher Hinsicht: Im Jahr 1908 gewann er bei den Olympischen Spielen in London mit dem Ruder-Achter die Goldmedaille und war seitdem mehr als Sportler denn als Musiker bekannt. Er vollendete sein Streichtrio im Sommer 1911 in Australien, während seiner einzigen Konzertreise in seinem Heimatland, und führte das Werk im selben Jahr erstmals in Sydney auf.

Kelly und die „Frankfurt Group“

Als bereits hervorragender Pianist und angehender Komponist ging Kelly 1903 von Oxford aus nach Deutschland und studierte bei Iwan Knorr am Hoch'schen Konservatorium in Frankfurt Komposition und Kontrapunkt, neben anderen Mitgliedern der sogenannten „Frankfurt Group“. Seine Beiträge zur Soloklavier-Literatur, obwohl weitgehend als Miniaturen (op. 9 und op. 11) konzipiert, gelten als bedeutender Beitrag zum romantischen Klavierrepertoire, beeinflusst durch Frédéric Chopin und Alexander Skrjabin. Einflüsse seiner englischen Zeitgenossen Edward Elgar, John Ireland oder Ralph Vaughan Williams sind in seiner Musik genauso zu bemerken wie seine Vertrautheit mit Johannes Brahms und Robert Schumann. Seine bis heute bedeutendste und meistgespielte Komposition, die wundervolle Streicher-Elegie, wurde auch zu seiner Beerdigung im Jahr 1916 aufgeführt

Werke, die bald in Vergessenheit gerieten

Die Uraufführung des Streichtrios fiel in eine Zeit, da Kelly sowohl in Australien als auch in England vor allem als Pianist bedeutender Werke von Johann Sebastian Bach über Johannes Brahms bis zu Claude Debussy und Alexander Skrjabin große Erfolge feiern konnte. Seine eigenen Werke gerieten aber auch dort bald in Vergessenheit, und in Deutschland standen sie bis heute fast nie auf den Programmen. Das Trio ist klassisch in vier Sätzen angelegt und steht ganz in der Tradition von Brahms und seinem Umfeld. Die Romanze besticht durch schöne Melodik und einen delikaten, klangvollen Streichersatz, und das Scherzo ist ein feuriges Presto con fuoco mit ruhigerem Mittelteil. Im Finale sind nicht nur Brahms-Anklänge durchhörbar, sondern auch der von der Volksmusik inspirierte Stil britischer Komponisten, was dem Stück eine faszinierend große musikalische Bandbreite verleiht.

Vorherige Episode

undefined - Das Arcanto Quartett spielt Haydns Streichquartett h-Moll op. 64 Nr. 2

Das Arcanto Quartett spielt Haydns Streichquartett h-Moll op. 64 Nr. 2

Musikalische Freundschaft statt Ehe zu viert

Eine Ehe zu viert, in der man jeden Tag stundenlang zusammen probt und jahrelang feilt, bis ein gemeinsamer Klang entsteht: das ist die eine, vielleicht etwas mystifizierte Streichquartett-Wahrheit. Viele Ensembles konzentrieren ihr Musikerleben tatsächlich vollkommen aufs Quartett-Spiel. Ganz anders das Arcanto Quartett: 2004 fanden die vier international gefragten, befreundeten Solist*innen zusammen; die Lust am gemeinsamen Musizieren und am Erkunden des großartigen Streichquartett-Repertoires war ihr Antrieb. Und allen war klar, dass das Quartettspiel bei aller Liebe nur einen Teil ihres Lebens füllen würde: Antje Weithaas, Geigerin mit Professur in Berlin und weltweiten solistischen Auftritten mit und ohne Orchester; Daniel Sepec, der sich selbstironisch „Hybrid-Geiger“ nennt, weil er sowohl auf der Barockgeige zu Hause ist als auch auf der modernen Geige, mit der er als Konzertmeister die Deutsche Kammerphilharmonie anführt, Professor in Basel, später in Lübeck; die Bratscherin Tabea Zimmermann, eine der Großen auf ihrem Instrument, vielfach preisgekrönt und ebenfalls mit Professur in Berlin; Jean-Guihen Queyras, mit dem Cello auf der Welt unterwegs, kammermusikalisch, solistisch und als Professor in Freiburg lehrend.

Ein kurzes, aber intensives Ensembleglück

Klar, dass sich alle vier die Zeit für Quartett-Proben und Konzerte aus den Rippen schneiden mussten, weil ihre Terminkalender übervoll sind. Und schade, dass der Traum vom Quartettspiel dann aus Termingründen nur ein paar kurze Jahre währte. Alle, die ein Konzert dieses Ausnahme-Quartetts hören durften, schwärmen bis heute von der musikalischen Starkstrom-Energie, von der Spielfreude und der gestalterischen Intelligenz, von dem seltenen Glück, in dem sich musikalische Natürlichkeit, Risikofreude, Tiefe, Leichtigkeit und Perfektion wie selbstverständlich begegnen. Zu den Stärken des Arcanto Quartett gehört auch, dass sich die vier Musiker alle intensiv mit historischer Musikpraxis auseinandersetzen. Denn gerade die Quartette der Klassik profitieren davon, wenn Ensembles Erfahrung mit historischen Instrumenten und ihrer Spielweise haben und mit den zugehörigen Quellen vertraut sind. All das spürt und hört man in Haydns h-Moll-Quartett op. 64 Nr. 2, unserem Musikstück der Woche.

Haydn + Moll = toll!

Joseph Haydn hat das Quartett 1790 komponiert und ein Jahr später im Druck veröffentlicht – wie üblich als Teil einer Sammlung von sechs Werken. Sie sind dem Geiger Johann Tost gewidmet, der Geiger in der Hofkapelle von Esterháza war und damit Haydns direkter Kollege. Die erste Geige spielt in diesem Quartett eine Sonderrolle, es ist fast ein verkapptes Violinkonzert und lässt erahnen, wie brillant Johann Tost sein Instrument beherrscht haben muss. Wenn Haydn Moll-Tonarten wählt – was er selten tut, dieses Quartett ist in der Sechser-Serie das einzige in Moll –, dann schreibt er besonders tiefgründige und ausdrucksstarke Musik. Auch dieses Quartett lebt von der Intensität des Schmerzes, der ja nirgendwo schöner ist als in der Musik: Haydn kostet die harmonischen Spannungen und Chromatik mit großer Dramatik aus. Aber er findet bei aller Ernsthaftigkeit auch Gelegenheiten, Überraschungen und Witze einzubauen: etwa, wenn im 1. Satz statt der erwarteten Schlusswendung ein schalkhaftes Pizzicato aufploppt, wenn Themen in der Reprise statt in gut erkennbarer Originalgestalt in fast unkenntlicher Verkleidung auftauchen, wenn im Menuett und im Finale exotisch-ungarisch anmutende Klänge die Landschaft durchwirbeln oder asymmetrische Phrasen das Ohr schwanken lassen. Am Ende ist alle h-Moll-Melancholie weggefegt und die Welt erstrahlt in leuchtendem H-Dur.

Nächste Episode

undefined - Tschaikowskys „Rokoko-Variationen“ mit Maximilian Hornung zum kostenlosen Download

Tschaikowskys „Rokoko-Variationen“ mit Maximilian Hornung zum kostenlosen Download

Virtuose Variationen

Ein knapp zwanzigminütiger Solopart mit fast keinen Pausen, dafür aber anspruchsvollen Läufen in Höhen, die man eher der Geige als dem Cello zutrauen würde – das Bond-Girl setzt sich cool und lässig über die technischen Schwierigkeiten hinweg. Tschaikowskys Freunde aber, die Cellisten Anatoly Brandukow und Julian Poplawsky, fanden das Stück viel zu schwer. Sie versuchten, Tschaikowsky zu überzeugen, ihnen noch ein „echtes“ Cellokonzert zu schreiben. Aber der riet ihnen nur in neckischem Ton, mehr zu üben.

Ein romantischer Mozart

Dabei ist das „Rokoko-Thema“, das den Variationen zu Grunde liegt, – anders als der Name vielleicht vermuten lässt – von einfacher und schnörkelloser Eleganz. Tschaikowsky hat es als Hommage an Wolfgang Amadeus Mozart im klassischen Stil komponiert. In den sieben auf das Thema folgenden Variationen ist Tschaikowskys russische Romantik allerdings unverkennbar. Insbesondere die langsame dritte Variation könnte auch einen Pas de deux in einem Ballett begleiten.

Arrangement mit Folgen

Für die Einrichtung der Solostimme bat Tschaikowsky seinen Kollegen am Konservatorium, den Cellisten Wilhelm Fitzenhagen, um Hilfe. Fitzenhagen korrigierte aber nicht nur den Cellopart, sondern sortierte bei dieser Gelegenheit auch die Variationen noch einmal gründlich um und ließ eine sogar ganz weg – mit weitreichenden Folgen: Auch wenn das Original in den 1940er Jahren wiederentdeckt wurde, wird bis heute meistens Fitzenhagens Version gespielt. So auch in dieser Aufnahme mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Michael Francis. Maximilian Hornung Eine steilere Karriere als die von Maximilian Hornung ist kaum vorstellbar: Er hat nacheinander den Deutschen Musikwettbewerb und den ARD-Musikwettbewerb gewonnen und sich mit nur 23 Jahren eine Solocellisten-Stelle im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks erspielt – nur um sie vier Jahre später wieder abzugeben. Seitdem widmet er sich ganz dem Solospiel und der Kammermusik.

Kommentare zur Episode

Badge generieren

Erhalte ein Badge für deine Webseite, das auf diese episode

Typ & Größe auswählen
Open dropdown icon
share badge image

<a href="https://goodpods.com/podcasts/musikst%c3%bcck-der-woche-446961/das-trio-diroise-spielt-frederick-kellys-streichtrio-h-moll-61035419"> <img src="https://storage.googleapis.com/goodpods-images-bucket/badges/generic-badge-1.svg" alt="listen to das trio d'iroise spielt frederick kellys streichtrio h-moll on goodpods" style="width: 225px" /> </a>

Kopieren