
Tschaikowskys „Rokoko-Variationen“ mit Maximilian Hornung zum kostenlosen Download
01/29/22 • 18 min
Virtuose Variationen
Ein knapp zwanzigminütiger Solopart mit fast keinen Pausen, dafür aber anspruchsvollen Läufen in Höhen, die man eher der Geige als dem Cello zutrauen würde – das Bond-Girl setzt sich cool und lässig über die technischen Schwierigkeiten hinweg. Tschaikowskys Freunde aber, die Cellisten Anatoly Brandukow und Julian Poplawsky, fanden das Stück viel zu schwer. Sie versuchten, Tschaikowsky zu überzeugen, ihnen noch ein „echtes“ Cellokonzert zu schreiben. Aber der riet ihnen nur in neckischem Ton, mehr zu üben.Ein romantischer Mozart
Dabei ist das „Rokoko-Thema“, das den Variationen zu Grunde liegt, – anders als der Name vielleicht vermuten lässt – von einfacher und schnörkelloser Eleganz. Tschaikowsky hat es als Hommage an Wolfgang Amadeus Mozart im klassischen Stil komponiert. In den sieben auf das Thema folgenden Variationen ist Tschaikowskys russische Romantik allerdings unverkennbar. Insbesondere die langsame dritte Variation könnte auch einen Pas de deux in einem Ballett begleiten.Arrangement mit Folgen
Für die Einrichtung der Solostimme bat Tschaikowsky seinen Kollegen am Konservatorium, den Cellisten Wilhelm Fitzenhagen, um Hilfe. Fitzenhagen korrigierte aber nicht nur den Cellopart, sondern sortierte bei dieser Gelegenheit auch die Variationen noch einmal gründlich um und ließ eine sogar ganz weg – mit weitreichenden Folgen: Auch wenn das Original in den 1940er Jahren wiederentdeckt wurde, wird bis heute meistens Fitzenhagens Version gespielt. So auch in dieser Aufnahme mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Michael Francis. Maximilian Hornung Eine steilere Karriere als die von Maximilian Hornung ist kaum vorstellbar: Er hat nacheinander den Deutschen Musikwettbewerb und den ARD-Musikwettbewerb gewonnen und sich mit nur 23 Jahren eine Solocellisten-Stelle im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks erspielt – nur um sie vier Jahre später wieder abzugeben. Seitdem widmet er sich ganz dem Solospiel und der Kammermusik.Virtuose Variationen
Ein knapp zwanzigminütiger Solopart mit fast keinen Pausen, dafür aber anspruchsvollen Läufen in Höhen, die man eher der Geige als dem Cello zutrauen würde – das Bond-Girl setzt sich cool und lässig über die technischen Schwierigkeiten hinweg. Tschaikowskys Freunde aber, die Cellisten Anatoly Brandukow und Julian Poplawsky, fanden das Stück viel zu schwer. Sie versuchten, Tschaikowsky zu überzeugen, ihnen noch ein „echtes“ Cellokonzert zu schreiben. Aber der riet ihnen nur in neckischem Ton, mehr zu üben.Ein romantischer Mozart
Dabei ist das „Rokoko-Thema“, das den Variationen zu Grunde liegt, – anders als der Name vielleicht vermuten lässt – von einfacher und schnörkelloser Eleganz. Tschaikowsky hat es als Hommage an Wolfgang Amadeus Mozart im klassischen Stil komponiert. In den sieben auf das Thema folgenden Variationen ist Tschaikowskys russische Romantik allerdings unverkennbar. Insbesondere die langsame dritte Variation könnte auch einen Pas de deux in einem Ballett begleiten.Arrangement mit Folgen
Für die Einrichtung der Solostimme bat Tschaikowsky seinen Kollegen am Konservatorium, den Cellisten Wilhelm Fitzenhagen, um Hilfe. Fitzenhagen korrigierte aber nicht nur den Cellopart, sondern sortierte bei dieser Gelegenheit auch die Variationen noch einmal gründlich um und ließ eine sogar ganz weg – mit weitreichenden Folgen: Auch wenn das Original in den 1940er Jahren wiederentdeckt wurde, wird bis heute meistens Fitzenhagens Version gespielt. So auch in dieser Aufnahme mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Michael Francis. Maximilian Hornung Eine steilere Karriere als die von Maximilian Hornung ist kaum vorstellbar: Er hat nacheinander den Deutschen Musikwettbewerb und den ARD-Musikwettbewerb gewonnen und sich mit nur 23 Jahren eine Solocellisten-Stelle im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks erspielt – nur um sie vier Jahre später wieder abzugeben. Seitdem widmet er sich ganz dem Solospiel und der Kammermusik.Vorherige Episode

Das Trio d'Iroise spielt Frederick Kellys Streichtrio h-Moll
Frederick Kelly: ein kurzes Komponisten-Leben
Frederick Septimus Kelly (1881 - 1916), geboren und aufgewachsen in Sydney, war auf dem Weg, einer der bedeutendsten australisch-englischen Komponisten zu werden. Doch fiel er im Ersten Weltkrieg - in britischer Uniform - in der erbittert geführten Schlacht an der Somme. Als Sohn aus reichem australischem Haus, ausgebildet in England als Absolvent in Eton und Oxford, fühlte er sich eher in Großbritannien zu Hause, sowohl in musikalischer als auch in sportlicher Hinsicht: Im Jahr 1908 gewann er bei den Olympischen Spielen in London mit dem Ruder-Achter die Goldmedaille und war seitdem mehr als Sportler denn als Musiker bekannt. Er vollendete sein Streichtrio im Sommer 1911 in Australien, während seiner einzigen Konzertreise in seinem Heimatland, und führte das Werk im selben Jahr erstmals in Sydney auf.Kelly und die „Frankfurt Group“
Als bereits hervorragender Pianist und angehender Komponist ging Kelly 1903 von Oxford aus nach Deutschland und studierte bei Iwan Knorr am Hoch'schen Konservatorium in Frankfurt Komposition und Kontrapunkt, neben anderen Mitgliedern der sogenannten „Frankfurt Group“. Seine Beiträge zur Soloklavier-Literatur, obwohl weitgehend als Miniaturen (op. 9 und op. 11) konzipiert, gelten als bedeutender Beitrag zum romantischen Klavierrepertoire, beeinflusst durch Frédéric Chopin und Alexander Skrjabin. Einflüsse seiner englischen Zeitgenossen Edward Elgar, John Ireland oder Ralph Vaughan Williams sind in seiner Musik genauso zu bemerken wie seine Vertrautheit mit Johannes Brahms und Robert Schumann. Seine bis heute bedeutendste und meistgespielte Komposition, die wundervolle Streicher-Elegie, wurde auch zu seiner Beerdigung im Jahr 1916 aufgeführtWerke, die bald in Vergessenheit gerieten
Die Uraufführung des Streichtrios fiel in eine Zeit, da Kelly sowohl in Australien als auch in England vor allem als Pianist bedeutender Werke von Johann Sebastian Bach über Johannes Brahms bis zu Claude Debussy und Alexander Skrjabin große Erfolge feiern konnte. Seine eigenen Werke gerieten aber auch dort bald in Vergessenheit, und in Deutschland standen sie bis heute fast nie auf den Programmen. Das Trio ist klassisch in vier Sätzen angelegt und steht ganz in der Tradition von Brahms und seinem Umfeld. Die Romanze besticht durch schöne Melodik und einen delikaten, klangvollen Streichersatz, und das Scherzo ist ein feuriges Presto con fuoco mit ruhigerem Mittelteil. Im Finale sind nicht nur Brahms-Anklänge durchhörbar, sondern auch der von der Volksmusik inspirierte Stil britischer Komponisten, was dem Stück eine faszinierend große musikalische Bandbreite verleiht.Nächste Episode

Mario Venzago dirigiert Robert Schumanns Ouvertüre, Scherzo und Finale
Innerhalb von zwei Monaten, im Frühjahr 1841 unmittelbar im Anschluss an seine erste Sinfonie, entstand Robert Schumanns „Ouvertüre, Scherzo und Finale“ op. 52. Der Komponist suchte in diesen Umbruchsjahren ein neues Konzept für seine Orchestermusik und experimentierte mit ungewöhnlichen formalen und inhaltlichen Konzepten. So wie er sein ganzes Leben lang nach neuen und die Tradition weiterentwickelnden Modellen suchte, die er als Kompromiss zwischen Gegenwart und Zukunft verstanden wissen wollte. Er bezeichnete sein Opus 52 auch als Symphonette, als Suite, als Novelle für Orchester oder als Sinfonie gespielt in kleinerem Kreis und machte damit deutlich, dass sich die „Zwischenform“ eindeutig von seinen großen Sinfonieprojekten unterschied.
Auf der Höhe der Gegenwart
„Wer nicht auf der Höhe der Gegenwart steht, wird sich meistens über die Wirkung seiner Leistung [...] im Irrtum befinden“, schreibt Schumann in der Neuen Zeitschrift für Musik schon 1836. In diesen Jahren fällte der Komponist ein solches Urteil, das ihn in den folgenden Jahren maßgeblich zur Neuorientierung seines eigenen kompositorischen Weges führen sollte. Die Hinwendung zur Sinfonik im Jahr 1841 erlebte Schumann auch als Erreichen seiner eigentlichen kompositorischen Bestimmung. So urteilte Clara Schumann in einem Brief, dass ihr Mann sich damit „auf das Feld begebe, wo er mit seiner großen Fantasie hingehört“. Mit seiner „Symphonette“ setzte Schumann ein Zeichen für einen „nicht verflachten“ Ouvertürenstil, der zwischen den Gattungen steht.Verkappte Sinfonie oder orchestrales Charakterstück?
Als verkappte Sinfonie, der nur der langsame Satz fehlt, wurde das Werk oft bezeichnet, doch spielen hier zyklische Zusammenhänge wie z. B. bereits in der ersten Sinfonie Schumanns eine eher untergeordnete Rolle. Schumann verstand die drei Sätze als orchestrale Charakterstücke, die auch getrennt voneinander aufgeführt werden konnten. Den Eindruck von Zusammengehörigkeit fördert immerhin die Tonartenfolge: eine e-Moll-Introduktion, ein E-Dur-Hauptteil, das cis-Moll im Scherzo und das wiederkehrende E-Dur im Finale. Schumann selbst bescheinigt dem „Ganzen einen leichten, freundlichen Charakter, ich schrieb es in recht fröhlicher Stimmung“. So kann die Ouvertüre mit derjenigen aus Felix Mendelssohn Bartholdys „Sommernachtstraum“ verglichen werden, und das Scherzo wird beherrscht von einer einzigen rhythmischen Figur, einem galoppierenden Motiv im 6/8-Takt. Das Finale revidierte Schumann 1845 gründlich, so verarbeitete er nach den militärischen Signalen des Beginns ein markant rhythmisiertes Hauptthema fugenartig.Wenn dir diese Episode gefällt, wirst du lieben
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