
#245: Der Logistik Startups Hype Cycle in Deutschland (Prof. Martin Schwemmer)
04/03/25 • 43 min
Die Logistik Startup Szene hat turbulente 10 Jahre hinter sich. Prof. Martin Schwemmer beschreibt diese Entwicklung als einen "Hype Cycle". Im Gespräch mit unserem Host Boris Felgendreher erklärt er die Hintergründe für die Entwicklung der Logistik Startup Szene in Deutschland und gibt einen Ausblick für die Zukunft.
Unter anderem geht es um folgende Themen:
Rückblick auf 10 Jahre Logistik-Startups:
- 2014: Deutlicher Anstieg an Neugründungen (>30), z. B. ProGlove, Flaschenpost, Magazino.
- 2016–2017: Boomphase mit vielen Gründungen (u. a. Sennder, Forto/FreightHub).
- 2020–2021: Höhepunkt mit Einhorn-Startups (Sennder, Forto), stark durch Corona beeinflusst.
- Ab 2022: Deutlicher Rückgang – Insolvenzen (z. B. Convoy), Entlassungswellen, weniger Investments.
- 2024/2025: Tal der Enttäuschung im Hype-Cycle erreicht – aber gleichzeitig Konsolidierung und Reifung.
Learnings & Reife der Branche:
- Frühere Annahmen (z. B. schnelle Skalierung durch Digitalisierung) waren oft falsch.
- Sales-Zyklen in der Logistik sind lang (6–18 Monate) → langsames Wachstum.
- Plattformmodelle (z. B. Matching von Truckern und Aufträgen) sind komplexer als gedacht.
Finanzierungsbedingungen heute:
- Mehr Professionalität: Investoren fordern frühere Rentabilität.
- Spezialisierte VCs (z. B. Prequel Ventures, Rethink Ventures), kleinere Tickets, fokussiertes Wachstum.
- Bootstrapping gewinnt leicht an Relevanz, aber dominiert nicht.
USA vs. Deutschland:
- US-Startups skalieren schneller durch größeren Binnenmarkt und aggressivere Hustle-Kultur.
- Deutschland: kleinerer Markt, fragmentiertes Europa, andere rechtliche Rahmenbedingungen.
- Erfolgreiche US-Modelle (z. B. Uber Freight) nicht 1:1 übertragbar → oft Übernahme durch deutsche Startups (z. B. Sennder übernimmt Tech von Uber Freight).
Rolle neuer Technologien:
- KI und Robotics noch keine "kambrische Explosion" – viel Potenzial, aber noch keine breite Umsetzung.
- Aktuell eher Repackaging alter Ideen als echte Innovation.
- Erwartung: In den kommenden Jahren bessere, tragfähigere Anwendungen.
Zukunftstreiber & angrenzende Bereiche:
- Militärtechnologie als Katalysator (z. B. Drohnen, autonome Fahrzeuge, IoT, humanoide Roboter).
- Entwicklungen im Militärbereich werden mittelfristig auch die Logistik stark beeinflussen.
Fazit & Ausblick:
- Trotz "Tal der Enttäuschung" ist das Zukunftspotenzial hoch.
- Die Szene ist heute professioneller, realistischer und widerstandsfähiger.
- Neue Technologien (KI, Blockchain, Robotics) werden weitere Zyklen auslösen.
- Nicht vom Hype oder Anti-Hype leiten lassen – sondern informiert entscheiden.
Hilfreiche Links:
Martin Schwemmer ist Professor für Internationale Verkehrsbetriebswirtschaft und Logistik an der Hochschule Heilbronn. 2021 promovierte er zum Erfolg von Start-Ups in der Logistik. Neben Start- Ups und Innovationen liegt sein Blick auf den Herausforderungen und Trends des Supply Chain Management. Vor der Professur war er 2022/2023 Geschäftsführer der Bundesvereinigung Logistik e.V. und davor über zehn Jahre bei der Fraunhofer Forschungsgesellschaft als Wissenschaftler und Consultant in der Logistikmarktbeobachtung und Logistikmarktvermessung aktiv, u.a. als Autor der Studienreihe „Die Top 100 der Logistik“, die sich zum Standardwerk zur Beschreibung und Analyse der Logistikbranche entwickelt hat.
Martin Schwemmer auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/martin-schwemmer-8493ba168/
Boris Felgendreher auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/borisfelgendreher/
Die Logistik Startup Szene hat turbulente 10 Jahre hinter sich. Prof. Martin Schwemmer beschreibt diese Entwicklung als einen "Hype Cycle". Im Gespräch mit unserem Host Boris Felgendreher erklärt er die Hintergründe für die Entwicklung der Logistik Startup Szene in Deutschland und gibt einen Ausblick für die Zukunft.
Unter anderem geht es um folgende Themen:
Rückblick auf 10 Jahre Logistik-Startups:
- 2014: Deutlicher Anstieg an Neugründungen (>30), z. B. ProGlove, Flaschenpost, Magazino.
- 2016–2017: Boomphase mit vielen Gründungen (u. a. Sennder, Forto/FreightHub).
- 2020–2021: Höhepunkt mit Einhorn-Startups (Sennder, Forto), stark durch Corona beeinflusst.
- Ab 2022: Deutlicher Rückgang – Insolvenzen (z. B. Convoy), Entlassungswellen, weniger Investments.
- 2024/2025: Tal der Enttäuschung im Hype-Cycle erreicht – aber gleichzeitig Konsolidierung und Reifung.
Learnings & Reife der Branche:
- Frühere Annahmen (z. B. schnelle Skalierung durch Digitalisierung) waren oft falsch.
- Sales-Zyklen in der Logistik sind lang (6–18 Monate) → langsames Wachstum.
- Plattformmodelle (z. B. Matching von Truckern und Aufträgen) sind komplexer als gedacht.
Finanzierungsbedingungen heute:
- Mehr Professionalität: Investoren fordern frühere Rentabilität.
- Spezialisierte VCs (z. B. Prequel Ventures, Rethink Ventures), kleinere Tickets, fokussiertes Wachstum.
- Bootstrapping gewinnt leicht an Relevanz, aber dominiert nicht.
USA vs. Deutschland:
- US-Startups skalieren schneller durch größeren Binnenmarkt und aggressivere Hustle-Kultur.
- Deutschland: kleinerer Markt, fragmentiertes Europa, andere rechtliche Rahmenbedingungen.
- Erfolgreiche US-Modelle (z. B. Uber Freight) nicht 1:1 übertragbar → oft Übernahme durch deutsche Startups (z. B. Sennder übernimmt Tech von Uber Freight).
Rolle neuer Technologien:
- KI und Robotics noch keine "kambrische Explosion" – viel Potenzial, aber noch keine breite Umsetzung.
- Aktuell eher Repackaging alter Ideen als echte Innovation.
- Erwartung: In den kommenden Jahren bessere, tragfähigere Anwendungen.
Zukunftstreiber & angrenzende Bereiche:
- Militärtechnologie als Katalysator (z. B. Drohnen, autonome Fahrzeuge, IoT, humanoide Roboter).
- Entwicklungen im Militärbereich werden mittelfristig auch die Logistik stark beeinflussen.
Fazit & Ausblick:
- Trotz "Tal der Enttäuschung" ist das Zukunftspotenzial hoch.
- Die Szene ist heute professioneller, realistischer und widerstandsfähiger.
- Neue Technologien (KI, Blockchain, Robotics) werden weitere Zyklen auslösen.
- Nicht vom Hype oder Anti-Hype leiten lassen – sondern informiert entscheiden.
Hilfreiche Links:
Martin Schwemmer ist Professor für Internationale Verkehrsbetriebswirtschaft und Logistik an der Hochschule Heilbronn. 2021 promovierte er zum Erfolg von Start-Ups in der Logistik. Neben Start- Ups und Innovationen liegt sein Blick auf den Herausforderungen und Trends des Supply Chain Management. Vor der Professur war er 2022/2023 Geschäftsführer der Bundesvereinigung Logistik e.V. und davor über zehn Jahre bei der Fraunhofer Forschungsgesellschaft als Wissenschaftler und Consultant in der Logistikmarktbeobachtung und Logistikmarktvermessung aktiv, u.a. als Autor der Studienreihe „Die Top 100 der Logistik“, die sich zum Standardwerk zur Beschreibung und Analyse der Logistikbranche entwickelt hat.
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Boris Felgendreher auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/borisfelgendreher/
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#244: Wie die Ladeinfrastruktur für E-LKWs jetzt Fahrt aufnehmen muss (Johannes Pallasch, Leitstelle Ladeinfrastruktur)
Für die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs ist der Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für E-LKWs in den kommenden Jahren essentiell wichtig. Deshalb ist heute Johannes Pallasch, der Leiter und Sprecher der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur, bei uns zu Gast im BVL Podcast und spricht mit unserem Host Boris Felgendreher unter anderem über folgende Themen:
Rolle der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur:
- Unterstützung der Transformation, Zusammenarbeit mit Unternehmen & Behörden.
Aktuelle Lage & politische Vorgaben:
- Kein Aufschub bei Klimazielen. Unternehmen müssen frühzeitig handeln.
Herausforderung Ladeinfrastruktur:
- Langstreckenladen als größte Baustelle, Autobahnraststätten spielen eine neue Schlüsselrolle.
Netzanschlüsse & Bürokratie:
- Lange Wartezeiten, kein Prioritätensystem, regionaler Flickenteppich, zu wenig Personal.
Lösungen für Unternehmen:
- Frühzeitige Planung, Netzkapazitäten sichern, Kombination mit PV-Anlagen & Speichern.
Wirtschaftlichkeit:
- Nicht überdimensionieren, Kosten durch intelligente Software & Lastmanagement optimieren.
Ladeinfrastruktur an Autobahnen:
- 354 Standorte geplant, Skalierung nach Bedarf, Fokus auf faire Preise & Wettbewerb.
Zukunft & Digitalisierung:
- Software-Integration & dynamische Strompreise als Schlüssel, enge Zusammenarbeit aller Akteure nötig.
Hilfreiche Links:
Leitfaden "Einfach E-LKW laden - Die User Journey an öffentlichen Ladestationen jetzt und 2030": https://nationale-leitstelle.de/wp-content/uploads/2023/06/UserJourney_Einfach-E-LKW-laden.pdf
Johannes Pallasch auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/johannes-pallasch-13475b64/
Boris Felgendreher auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/borisfelgendreher/
BVL: https://www.bvl.de/
BVL Themenkreis Nachhaltig gestalten: https://www.bvl.de/themenkreise/nachhaltig-gestalten
Nächste Episode

#246: Die Supply Chain und Logistik Transformation von Unilever (Christian Krebs, Head of Logistics DE)
Christian Krebs, Logistikleiter Deutschland bei Unilever hat auf dem Handelslogistikkongress (LOG) in Köln mit unserem Host Boris Felgendreher über die Transformation der Supply Chain und Logistik bei Unilever gesprochen. Unter anderem ging es dabei um folgende Themen:
Logistik-Transformation bei Unilever:
- Vor 10 Jahren Start der Zentralisierung der Logistikprozesse.
- Aufbau eines Operations Centers in Katowice (Polen).
- Ziel: Harmonisierung, Effizienzsteigerung, Kostensenkung.
- Trade-off: Weniger Flexibilität, aber mehr Standardisierung und Kontrolle.
Unterschiede zwischen Ländern:
- Unterschiedliche Kundenlandschaften (z.B. Deutschland vs. UK).
- Unterschiedliche Transport- und Planungsmodelle.
- Katowice-Team arbeitet mit lokal angepassten Prozessen.
Herausforderungen bei der Zentralisierung:
- Wissenstransfer: Regionale Besonderheiten (Feiertage etc.) oft unbekannt.
- Dokumentation durch Flowcharts & Shadowing.
- Schulung & Übergabeprozesse in Etappen.
- Widerstände gegen die neue Struktur („Finger weglassen“ nötig).
Rückschritte & Anpassungen:
- Einige Prozesse (z.B. Rohmaterialbelieferung) mussten zurückgeholt werden, da zu komplex für zentrale Steuerung.
Neustrukturierung: Customer Operations
- Neuaufstellung zur stärkeren Kundenzentrierung.
- Zusammenlegung von Customer Service & Verkaufs-Backoffice.
- Fokus auf operative Zusammenarbeit mit Kunden (z.B. bei Promotions).
- Aufgabenverschiebung: Weniger Routine, mehr Spezialfälle.
Automatisierung & KI:
- Elektronische Auftragserfassung & automatische Validierung.
- KI-gestützte Forecasts (Baseline gut, Promotions schwierig).
- Ziel: KI-Agenten für Handlungsempfehlungen und Plananpassungen.
- Tests laufen gegen menschliche Planer (A/B-Tests).
IT-Landschaft & Tools:
- Keine Eigenentwicklung – Zusammenarbeit mit externen Partnern.
- Viele Systeme, Echtzeitdaten & Schnittstellen nötig.
- Herausforderung: Fokus auf relevante Datenzeiträume.
Kollaboration mit dem Handel:
- Große Potenziale bei gemeinsamer Planung und Datentransparenz.
- Beispiele: Digitaler Lieferschein & E-LKW-Kooperation mit Kaufland.
- Ziel: Optimierte Ressourcennutzung & Nachhaltigkeit.
Eigene Lagerhäuser als Innovationsquelle:
- Langjährige Nutzung eigener Läger (Heilbronn & Mannheim).
- Direkte Zusammenarbeit mit Produktentwicklung.
- Möglichkeit, neue Konzepte (z.B. automatische Entladung) zu testen.
Globale Best Practices & Inspiration:
- Austausch mit anderen Regionen, z.B. Dark Warehouses in China.
- Flexible Läger für Promotions in Megastädten.
Europäischer Austausch & Zusammenarbeit:
- Europäisches Logistik-Leadership-Team mit regelmäßigem Austausch.
- Nutzung von Schwarmwissen zur Weiterentwicklung und Skalierung von Projekten.
Hilfreiche Links:
Unilever: https://www.unilever.de/
Christian Krebs auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/christian-krebs-57aa4aab/
Boris Felgendreher auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/borisfelgendreher/
BVL: https://www.bvl.de/
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