
Warum arbeiten so viele Frauen Teilzeit? (Elisa Aichinger)
03/10/23 • 36 min
Mehr als 200.000 Jobs in österreichischen Betrieben wären sofort zu besetzen – wenn sich Bewerber finden ließen. Der Personalmangel wird immer größer. Ein wesentlicher Grund dafür ist die hohe Teilzeitquote, vor allem bei Frauen. Gut die Hälfte der erwerbstätigen Frauen in Österreich arbeiten Teilzeit. In manchen Altersgruppen geht dieser Wert sogar über 70 Prozent hinaus.
Warum ist das so? Auskunft gibt Elisa Aichinger, die beim Beratungsunternehmen Deloitte für den Bereich „soziale Innovation“ zuständig ist – also Unternehmen zum Beispiel beim Umgang mit dem Arbeitskräftemangel berät.
Betreuungspflichten seien noch immer der Hauptgrund, wenn Frauen Teilzeit arbeiten, sagt die Expertin im Podcast. „Aber es gibt auf dem Arbeitsmarkt auch eine Werteverschiebung. Die Frage ist für viele Menschen, wie viel Platz die Arbeit im Leben haben soll.“ Frauen seien davon auch deshalb stärker betroffen, weil sie öfter in Branchen mit geringeren Löhnen tätig sind. Dazu komme, dass Frauen die eigenen Karrierechancen oft als geringer einschätzen. „Auch das kann dazu führen, dass die Entscheidung für Teilzeit leichter fällt“, erklärt Aichinger.
Was sagt die Beraterin Unternehmern, die nicht wissen, wie sie ihre offenen Stellen besetzen sollen? „Die Machtverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt haben sich umgekehrt. Unternehmen müssen heute wirklich darüber nachdenken, wie sie als Arbeitgeber attraktiv werden“, sagt Elisa Aichinger. Dafür sei es wichtig, mit dem Markt zu kommunizieren und ein authentisches Bild des eigenen Betriebs zu vermitteln. Aichinger rät Personalchefs, nicht nur nach fix und fertig ausgebildeten Mitarbeitern zu suchen, sondern nach Menschen mit Potenzial, die noch etwas lernen wollen.
Mehr als 200.000 Jobs in österreichischen Betrieben wären sofort zu besetzen – wenn sich Bewerber finden ließen. Der Personalmangel wird immer größer. Ein wesentlicher Grund dafür ist die hohe Teilzeitquote, vor allem bei Frauen. Gut die Hälfte der erwerbstätigen Frauen in Österreich arbeiten Teilzeit. In manchen Altersgruppen geht dieser Wert sogar über 70 Prozent hinaus.
Warum ist das so? Auskunft gibt Elisa Aichinger, die beim Beratungsunternehmen Deloitte für den Bereich „soziale Innovation“ zuständig ist – also Unternehmen zum Beispiel beim Umgang mit dem Arbeitskräftemangel berät.
Betreuungspflichten seien noch immer der Hauptgrund, wenn Frauen Teilzeit arbeiten, sagt die Expertin im Podcast. „Aber es gibt auf dem Arbeitsmarkt auch eine Werteverschiebung. Die Frage ist für viele Menschen, wie viel Platz die Arbeit im Leben haben soll.“ Frauen seien davon auch deshalb stärker betroffen, weil sie öfter in Branchen mit geringeren Löhnen tätig sind. Dazu komme, dass Frauen die eigenen Karrierechancen oft als geringer einschätzen. „Auch das kann dazu führen, dass die Entscheidung für Teilzeit leichter fällt“, erklärt Aichinger.
Was sagt die Beraterin Unternehmern, die nicht wissen, wie sie ihre offenen Stellen besetzen sollen? „Die Machtverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt haben sich umgekehrt. Unternehmen müssen heute wirklich darüber nachdenken, wie sie als Arbeitgeber attraktiv werden“, sagt Elisa Aichinger. Dafür sei es wichtig, mit dem Markt zu kommunizieren und ein authentisches Bild des eigenen Betriebs zu vermitteln. Aichinger rät Personalchefs, nicht nur nach fix und fertig ausgebildeten Mitarbeitern zu suchen, sondern nach Menschen mit Potenzial, die noch etwas lernen wollen.
Vorherige Episode

Wann wird Energie wieder billiger? (Michael Böheim)
Strom und Gas sind zu Luxusartikeln geworden, sämtliche Anbieter haben die Vorschreibungen kräftig erhöht. Die Kunden reagieren auch deshalb sauer, weil die Preise im Großhandel und an den Börsen zuletzt gesunken sind. Offenbar haben die Konzerne keinen Grund, das in ihrer Kalkulation zu berücksichtigen. Auch für die massive Teuerung von Strom aus erneuerbaren Quellen wie etwa Wasser oder Wind gibt es auf den ersten Blick keine vernünftige Erklärung.
Im aktuellen Podcast der Agenda Austria gehen wir diesen Ärgernissen auf den Grund. Gesprächspartner ist Michael Böheim, Ökonom und Energiemarktexperte am Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Er habe in den vergangenen Monaten gelernt, „dass es Verwerfungen geben kann, bei denen unser Modell des Marktdesigns nicht mehr ganz tragfähig ist und man gegebenenfalls über Reformen nachdenken muss“, sagt Böheim gleich zu Beginn des Gesprächs. Grundsätzlich funktioniere der Energiemarkt aber – nur nicht ganz so, wie es sich die Kunden wünschen würden.
Michael Böheim, 53
Als WIFO-Ökonom forscht er vor allem in den Bereichen Wettbewerbsökonomie, öffentliche Wirtschaft und Energiemarkt. Böheim hat drei Studien absolviert – Betriebs- und Volkswirtschaft (wo er auch promovierte), Rechtswissenschaften sowie Philosophie. Er ist Lektor an der WU, Gutachter für das Kartellgericht und Mitglied der österreichischen Wettbewerbskommission.
Nächste Episode

Wie böse ist der Kapitalismus? (Werner Plumpe)
Unser Wirtschaftssystem hat ein Imageproblem. Der Klimawandel, die Kluft zwischen Arm und Reich, jetzt auch noch eine neue Bankenkrise: Schuld an all dem sei der Kapitalismus, glauben immer mehr Menschen. Andererseits gab es auf der Welt noch nie so viele Menschen, die in – zumindest bescheidenem – Wohlstand lebten und noch nie so wenige, die hungern mussten. Irgendetwas macht der Kapitalismus also wohl auch richtig. Im aktuellen Podcast der Agenda Austria erklärt der Historiker Werner Plumpe, Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Frankfurt und erfolgreicher Buchautor, warum die kapitalistische Ordnung bisher alle Krisen überstanden hat.
Einerseits komme der Kapitalismus der Natur des Menschen offenbar sehr entgegen. „Er bietet Möglichkeiten, sich zu bereichern oder Geltung zu erlangen. Für die breite Masse macht der Kapitalismus aber einfach die Regale in den Supermärkten voll und ermöglicht ihnen ein hintergrundentlastetes Leben.“ Also ein Dasein ohne täglichen Überlebenskampf. „Die Reichen hatten immer schon alles, sie brauchen keine industrielle Güterproduktion. Kapitalismus ist letztlich kapitalintensive Massenproduktion für große Märkte, auf denen der einzelne Konsument nicht reich genug ist, um sich teure Handarbeit zu leisten.“
Dass nun wieder die Angst vor einer Finanz- und Bankenkrise umgeht, ist für Plumpe Indiz für einen Fehler im System. „Die Risiken der Akteure für solche windigen Geschäfte müssten steigen. Das ist das Problem, das wir seit der Finanzkrise von 2008 haben: Der Staat beziehungsweise die Zentralbank greifen ein. Dieses Retten großer Akteure ist nicht gut. Eine effektive kapitalistische Ökonomie, in der Fehlverhalten auch wirklich sanktioniert wird, wäre immer noch die beste Variante.“
„System change not climate change“, steht auf den Transparenten von Klimaaktivisten. Nur wenn sich das Wirtschaftssystem von Grund auf ändere, sei die Welt noch zu retten, glauben viele. Werner Plumpe widerspricht: „Ich würde die technologische Dynamik des Kapitalismus nicht unterschätzen. Joseph Schumpeter sprach sehr richtig von der schöpferischen Zerstörung. Der Kapitalismus ist permanente Erneuerung.“ Man könnte dem Wirtschaftssystem höchstens ankreiden, dass es in den vergangenen zwei Jahrhunderten ein enormes Bevölkerungswachstum ermöglicht habe – das natürlich den Ressourcenverbrauch beschleunigte. „Um 1800 hat ein Bauer etwa vier weitere Menschen ernährt, heute liegt das Verhältnis bei 1 zu 125. Die Klimaaktivisten müssten mir mal erklären, wie sie mit ihren Vorstellungen von Ressourcenverbrauch die Weltbevölkerung ernähren wollen“, sagt der Experte.
Die kapitalistische Marktwirtschaft erwies sich in allen Krisen und sämtlichen Anfeindungen zum Trotz bisher als erstaunlich zäh und stabil. Doch jetzt könnte es gefährlich werden, meint Plumpe. „Wir leben in einer Welt, die den Kapitalismus aus politischen Gründen nicht will. Die Energiewende in Deutschland – nur als Beispiel – hat dazu geführt, dass es keinen funktionsfähigen Energiemarkt mehr gibt. Ein großer Teil der Bevölkerung geht auch keiner Erwerbsarbeit mehr nach und lebt von staatlichen Transferleistungen. Wir halten Unternehmen am Leben, die längst nicht mehr Leben sein sollten. Wir haben eine öffentliche Meinung, die dem Markt misstraut. Das alles könnte für den Kapitalismus zu einer echten Gefahr werden.“
Werner Plumpe, 68
Der deutsche Historiker ist Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Frankfurt/Main. Er hat mehrere Bücher geschrieben, darunter „Das kalte Herz“, eine große Geschichte des Kapitalismus. Werner Plumpe war Vorsitzender des Deutschen Historikerverbands und wurde 2014 mit dem Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik ausgezeichnet.
Wenn dir diese Episode gefällt, wirst du lieben
Kommentare zur Episode
Badge generieren
Erhalte ein Badge für deine Webseite, das auf diese episode
<a href="https://goodpods.com/podcasts/eine-frage-noch-ein-podcast-der-agenda-austria-278302/warum-arbeiten-so-viele-frauen-teilzeit-elisa-aichinger-34337300"> <img src="https://storage.googleapis.com/goodpods-images-bucket/badges/generic-badge-1.svg" alt="listen to warum arbeiten so viele frauen teilzeit? (elisa aichinger) on goodpods" style="width: 225px" /> </a>
Kopieren