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Aus Misanthropolis - Bericht 03 - Kurz über den Nachbarn

Bericht 03 - Kurz über den Nachbarn

Aus Misanthropolis

01/30/20 • 16 min

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Statt auf die Palme: auf den Apfelbaum gebracht

3.) Kurz über den Nachbarn

Hab ich es doch gewusst, dass das Hundespieli noch hier draußen im Garten liegt. So, her mit dir. Sonst gibt es gleich Theater wenn du nicht mit im Körbchen liegs...

Oh oh... War das? Fuck, eine Nachbar-Haustür! Was jetzt? Was jetzt, was jetzt, was jetzt?! Der Baum! Rauf auf den Baum!

...

Ich sitze samstags morgens, um halb 8, im Schlafanzug, auf einem Ast, hoch oben auf einem Apfelbaum in meinem Garten. Wer jetzt fragt „Warum?“, der fragt vollkommen zurecht - lebt aber gleichzeitig nicht in Misanthropolis.

Zumindest noch nicht. Denn das, was man samstags morgens, um halb 8, im Schlafanzug, nicht gebrauchen kann, nachdem man den Hund nur mal eben schnell für „das Nötigste“ in den Garten lassen wollte, sind Nachbarn in Misanthropolis. Die bringen mich nicht nur auf die Palme – die bringen mich sogar auf einen Apfelbaum...

Warum das so ist kann ich gerne erklären. Ich habe ja jetzt Zeit. Denn da mir in der Hektik die alte Holzleiter, die eigentlich nur aus dekorativen Zwecken an diesen Baum gelehnt ist, beim Erklimmen unter’m Arsch weggebrochen ist, sitze ich hier nun erstmal fest. Ich habe zwar noch keine Idee, WIE ich hier herunter kommen soll – fest steht aber: JETZT werde ich es auf keinen Fall versuchen. Denn besagte Nachbarschaft beginnt soeben zu erwachen.

Und wenn ich schon hier so weit oben quasi „über den Nachbarn“ sitze, dann kann ich ja auch einfach mal „über den Nachbarn“ berichten, der soeben vor die Tür getreten ist.

Ich darf vorstellen: Peter, 42 Jahre, groß, schlaksig, Angestellter in der IT und seines Zeichens Erschaffer der „roten Bedrohung“. Die „rote Bedrohung“ ist ein Bündnis direkt aus der Hölle und besteht aus seinen 4 Söhnen zwischen 3 und 9 Jahren, die allesamt rote Haare AUF dem Kopf und nur scheiße IM Kopf haben.

So haben diese beispielsweise nicht nur am Nebenhaus die Baustelle als Abenteuerspielplatz missbraucht und das Werkzeug der Handwerker im Dixi-Klo versenkt, sie ziehen auch gerne mal los, um 50cm Löcher tiefe in Feldwege zu graben. Natürlich nicht an Ihrem Haus, sondern wenn schon, dann an unserem...

Dieser Brut wissen scheinbar nicht mal mehr die eigenen Eltern etwas entgegen zu setzen. Aber wie viel Widerstand will man auch von Peter erwarten, der selbst beim Rasenmähen mit einem Elektromäher Ohrenschützer trägt? Kürzlich hat er kleinere Farbausbesserungen am Gartenzaun vorgenommen. Mit Mundschutz. Seine Bengel hat er dabei zusehen lassen. Ohne Mundschutz. Das war zumindest einer seiner weniger erfolgsversprechenden Versuche, sich der Problematik zu entledigen. Da hat die Idee, den Kleinsten nicht im Garten, sondern ausschließlich AUF der Straße spielen zu lassen, schon deutlich mehr Potential.

Jetzt gerade wird aber mal zur Abwechslung kein Terror in der Nachbarschaft verbreitet, denn nun hat man die komplette Bande in den Familien-Van gepfercht. Statt mit diesem dann aber von Dannen zu fahren, werden die lieben Kinderlein darin für gewöhnlich mindestens 30 Minute lang mit Hörspielen beschallt. So schafft man es dann wohl, wenigstens für diesen Zeitraum Ruhe und Frieden IM Haus zu haben.

In der heutigen Vorstellung gibt es „Pumuckl und die Obstbäume“. Wie passend... Pumuckl habe ich aber schon ewig nicht mehr gehört und so suche mir eine bequeme Position und lausche den Vertrauten Klängen aus meiner Kindheit. Die Lautstärke ist perfekt. Also zumindest für mich, der 30 Meter entfernt hoch oben in einem Baum sitzt. Und für den Rest der Nachbarschaft. Sie hören nun auch alle Pumuckl. Ob sie wollen oder nicht...

Was den Grund für die extremen Laustärke angeht, bin ich mir noch nicht ganz sicher. Das Gezanke der Blagen zu übertönen ist sicher ein heißer Kandidat. Es kann aber auch sein, dass Peter und Gemahlin versuchen mit einer Schall-Methode die entsprechenden Farbpartikel aus dem Haupthaar ihrer vier Rotschöpfe heraus blasen wollen. Aber ob gerade Pumuckl da hilft...? Oder ist es vielleicht anders herum: Bio-Haare-Färben auf Hörspielbasis...?

Mal ehrlich, die Ironie dahinter, dass man seine rothaarigen Blagen regelmäßig ins Auto stopft um sie dort mit dem hierzulande wohl bekanntesten Vertreter dieser Haarfarbe zu beschallen muss einem doch auch als Eltern auffallen...

Ich persönlich hätte allerdings auch gerne mehr von diesem Kobold. Zumindest die Fähigkeit, sich unsichtbar machen zu können. Dann könnte ich wenigstens hier ungesehen herunter und vom Sofa aus zuhören. Oder vielmehr „müsste“.

Und von besagten Eltern von gegenüber würde ich mir wünschen, sie mögen die Bälger doch bitte ähnlich vor der Öffentlichkeit verbergen, wie es Meister Eder mit seinem Schützling getan hat.

Vor der Öffentlichkeit verbergen sollte man eigentlich auch den Häuserblock weiter unten an der Straße. Dieser gehört zu jenen Mehrparteien-Komplexen, die man in den 60ern gebaut hat und bei den...

01/30/20 • 16 min

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