
Die queere Kunst von Philipp Gufler
03/08/24 • 3 min
Queerer Aktivist und Künstler
Philipp Gufler ist queerer Aktivist und Künstler. Im Rahmen der Ausstellung „Schule der Liebenden“ in der Kunsthalle Mainz zeigt er seine bisher größte Einzelausstellung: „Dis/Identification“. In der Schau befasst sich Gufler mit der Geschichte queeren Lebens und den Bildern, die davon gezeichnet werden. Seine Ausdrucksmittel sind Videoinstallationen und Siebdrucke auf Stoff, Spiegeln und Papier. Darin enthalten: jede Menge Referenzen zu Popkultur und Kunstgeschichte, aber auch die Würdigung bedeutender Menschen, Bewegungen und Orte der queeren Bewegung.Rolemodel Lana Kaiser aka Dabiel Küblböck
Auf einem Flachbildfernseher tanzt in grobkörniger Bildqualität die Sängerin Lana Kaiser über eine Konzertbühne. Vielen eher bekannt unter ihrem Geburtsnamen Daniel Küblböck und der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“. Die Archivszenen blenden über in eine Tanzperformance von Künstler Philipp Gufler, der im Kleid und mit einem roten Schaltuch die Bewegungen aufgreift. Lana Kaiser war für ihn in seiner Jugend ein wichtiges Rolemodel. Für mich ist es wirklich die erste offen queere Person, mit der ich mich endlich identifizieren konnte als Jugendliche auch im Fernsehen, die mich wahnsinnig begeistert hat, mit ihrem Mut anzuziehen, auf was sie Lust hatte, auch Make-Up zu tragen.Quelle: Philipp Gufler über Lana Kaiser aka Dabiel Küblböck
Großer Bogen der Geschichte queeren Lebens
In der Ausstellung spannt Philipp Gufler einen Bogen von der Weimarer Republik bis heute und stellt ikonische Personen der queeren Bewegung vor. So zum Beispiel Karl Heinrich Ulrichs, Jurist im 19. Jahrhundert und einer der ersten bekannten Vorkämpfer für die Entkriminalisierung gleichgeschlechtlicher Liebe. Dessen gelesene Texte treffen in einer Videoinstallation auf Aufnahmen des Künstlers, wie er mit entblößtem Körper auf einer gekachelten Plattform liegt und von einem fortlaufenden Wasserstrahl getroffen wird. Die kommissarische Leiterin der Mainzer Kunsthalle Yasmin Afshar hat Philipp Gufler eingeladen. Sie ist begeistert von seiner Arbeit und von seiner persönlichen Präsenz in der eigenen Kunst und davon, dass er andere Menschen darin aufscheinen lässt: Für mich ist ein Thema in der zeitgenössischen Kunst, das mir sehr am Herzen liegt, Begegnungen. So arbeitet er ja, dass er von sich selbst Beziehungen zu historischen Figuren und Ereignissen schafft und uns so einen subjektiven Zugang zur Geschichte vorschlägt.Quelle: Yasmin Afshar, kommissarische Leiterin der Mainzer Kunsthalle über Philipp Gufler
Eindrucksvoll ist auch die Installation Body/Text, die wie ein Rundbild in der Ausstellungshalle von der Decke hängt und aus 180 Siebdrucken von androgynen Körperumrissen und Texten besteht. Mit dieser Installation bezieht sich Philipp Gufler auf ein historisches Gemälde aus den 20er-Jahren von Elisar von Kupffer, das 84 nicht-binäre Menschen darstellt.Sinnlicher statt belehrender Zugang
Philipp Guflers thematisiert in seiner Kunst ganz offen die eigene queere Identität. Dabei wählt er eher einen sinnlichen als einen belehrenden Zugang. Wer sich auf die teils schrillen Videos und Siebdrucke einlässt, kommt dem Künstler ziemlich nah – und erfährt einiges über queeres Leben im Deutschland der letzten 150 Jahre.Queerer Aktivist und Künstler
Philipp Gufler ist queerer Aktivist und Künstler. Im Rahmen der Ausstellung „Schule der Liebenden“ in der Kunsthalle Mainz zeigt er seine bisher größte Einzelausstellung: „Dis/Identification“. In der Schau befasst sich Gufler mit der Geschichte queeren Lebens und den Bildern, die davon gezeichnet werden. Seine Ausdrucksmittel sind Videoinstallationen und Siebdrucke auf Stoff, Spiegeln und Papier. Darin enthalten: jede Menge Referenzen zu Popkultur und Kunstgeschichte, aber auch die Würdigung bedeutender Menschen, Bewegungen und Orte der queeren Bewegung.Rolemodel Lana Kaiser aka Dabiel Küblböck
Auf einem Flachbildfernseher tanzt in grobkörniger Bildqualität die Sängerin Lana Kaiser über eine Konzertbühne. Vielen eher bekannt unter ihrem Geburtsnamen Daniel Küblböck und der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“. Die Archivszenen blenden über in eine Tanzperformance von Künstler Philipp Gufler, der im Kleid und mit einem roten Schaltuch die Bewegungen aufgreift. Lana Kaiser war für ihn in seiner Jugend ein wichtiges Rolemodel. Für mich ist es wirklich die erste offen queere Person, mit der ich mich endlich identifizieren konnte als Jugendliche auch im Fernsehen, die mich wahnsinnig begeistert hat, mit ihrem Mut anzuziehen, auf was sie Lust hatte, auch Make-Up zu tragen.Quelle: Philipp Gufler über Lana Kaiser aka Dabiel Küblböck
Großer Bogen der Geschichte queeren Lebens
In der Ausstellung spannt Philipp Gufler einen Bogen von der Weimarer Republik bis heute und stellt ikonische Personen der queeren Bewegung vor. So zum Beispiel Karl Heinrich Ulrichs, Jurist im 19. Jahrhundert und einer der ersten bekannten Vorkämpfer für die Entkriminalisierung gleichgeschlechtlicher Liebe. Dessen gelesene Texte treffen in einer Videoinstallation auf Aufnahmen des Künstlers, wie er mit entblößtem Körper auf einer gekachelten Plattform liegt und von einem fortlaufenden Wasserstrahl getroffen wird. Die kommissarische Leiterin der Mainzer Kunsthalle Yasmin Afshar hat Philipp Gufler eingeladen. Sie ist begeistert von seiner Arbeit und von seiner persönlichen Präsenz in der eigenen Kunst und davon, dass er andere Menschen darin aufscheinen lässt: Für mich ist ein Thema in der zeitgenössischen Kunst, das mir sehr am Herzen liegt, Begegnungen. So arbeitet er ja, dass er von sich selbst Beziehungen zu historischen Figuren und Ereignissen schafft und uns so einen subjektiven Zugang zur Geschichte vorschlägt.Quelle: Yasmin Afshar, kommissarische Leiterin der Mainzer Kunsthalle über Philipp Gufler
Eindrucksvoll ist auch die Installation Body/Text, die wie ein Rundbild in der Ausstellungshalle von der Decke hängt und aus 180 Siebdrucken von androgynen Körperumrissen und Texten besteht. Mit dieser Installation bezieht sich Philipp Gufler auf ein historisches Gemälde aus den 20er-Jahren von Elisar von Kupffer, das 84 nicht-binäre Menschen darstellt.Sinnlicher statt belehrender Zugang
Philipp Guflers thematisiert in seiner Kunst ganz offen die eigene queere Identität. Dabei wählt er eher einen sinnlichen als einen belehrenden Zugang. Wer sich auf die teils schrillen Videos und Siebdrucke einlässt, kommt dem Künstler ziemlich nah – und erfährt einiges über queeres Leben im Deutschland der letzten 150 Jahre.Vorherige Episode

Malerei, Performance und Klangkunst: Lily Greenham im Kunstverein Karlsruhe
„Außenseiterin unter Außenseitern“
Lily Greenham (1924–2001) bezeichnete sich selbst als „Außenseiterin unter Außenseitern“. Sie wurde 1924 in Wien in eine polnisch-jüdische Künstlerfamilie geboren. Ihre Eltern wurden von den Nazis ermordet, Lily Greenham überlebte mit knapper Not. Ihr Leben lang blieb sie ein rastloser Mensch, zog von einem Land ins andere. Aber diese Unruhe machte sie auch zu einer offenen, neugierigen und sehr experimentierfreudigen Künstlerin. Lily Greenham arbeitete vor allem mit ihrer Stimme und Musik – probierte neue Techniken und Effekte aus, früh auch bereits mit Computern.Sound-Arbeiten im Zentrum der Ausstellung
Greenham performte Texte von Dichtern wie Ernst Jandl, Oskar Pastior und Gerhard Rühm. Später folgten eigene Texte. In diesem Jahr wäre die Künstlerin Lily Greenham 100 Jahre alt geworden. Der Badische Kunstvereins zeigt nun – zusammen mit dem renommierten Goldsmiths aus London – zum ersten Mal überhaupt eine umfassende Werkschau von Lily Greenham. Eine echte Wiederentdeckung!Nächste Episode

Frankfurter Rabbinerin Elisa Klapheck erhält den Marie-Juchacz-Frauenpreis 2024
Jüdische Religion für die Gegenwart erneuert
Ursprünglich habe sie ihre Religion nicht „ungebrochen“ ausleben können, das sei nach der Shoa nicht mehr möglich gewesen, sagt sie über ihre Jugendzeit. Während ihrer Studienzeit beschäftigte sie sich jedoch zusammen mit jüdischen Freundinnen aus Interesse mit dem Judentum. Dort habe sie sich die Sichtweise erarbeitet, wie man in der Gegenwart mit der jüdischen Religion leben könne, wie man das erneuern könne, sagt Elisa Klapheck. Diese Auseinandersetzung habe „ein Feuer“ in ihr ausgelöst, das bis heute anhalte.Inspiriert durch die weltweit erste Rabbinerin
Als sich in den 90er-Jahren das liberale Judentum in Deutschland entwickelte und erneuerte, habe in Berlin die Begegnung mit dem Text der ersten jüdischen Rabbinerin weltweit, Regina Jonas, ihren weiteren Weg inspiriert. Regina Jonas halachische Untersuchung „Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?“ war unter anderem Auslöser für den Wunsch, ebenfalls Rabbinerin zu werden.Bei Autoritätsposition nicht automatisch an einen Mann denken
Ihr eigener Weg sei steinig gewesen, aber auch von Offenheit geprägt. „Jede von uns ist in gewisser Weise immer die Erste, die etwas Neues ausprobiert“, sagt sie. Es sei auch eine Leistung, die noch von der Gesellschaft zu erbringen sei, von uns allen, uns bei einer Autoritätsposition nicht automatisch einen Mann vorzustellen, sagt Elisa Klapheck über ihre Tätigkeit als Rabbinerin.Wenn dir diese Episode gefällt, wirst du lieben
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