
Sind wir eine kranke Angstgesellschaft?
07/09/22 • 17 min
Wie ist es zu erklären, dass auf der einen Seite in unserer Gesellschaft eine Kleinigkeit (z. B. die Frage „Wo kommst du denn her?“ an einen dunkelhäutigen Menschen) wütende Diskriminierungsvorwürfe auslöst, auf der anderen Seite aber auf dem Höhepunkt der Coronakrise sogar Medien, Intellektuelle und Politiker in aller Öffentlichkeit gegen Menschen, die sich nicht gegen Corona haben impfen lassen, in der übelsten Weise gehetzt haben – und hetzen konnten? Und zwar so, dass wahrscheinlich der juristische Tatbestand der Volksverhetzung massenhaft gegeben war – und vermutlich 2019 auch noch Staatsanwälte auf den Plan gerufen hätte. Der Arzt und Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz, berühmt geworden durch sein Buch „Gefühlsstau“, analysiert in seinem neuen Buch „Angstgesellschaft“ die seiner Meinung nach dahinterstehende Psychodynamik. Auch in diesem Buch spielt der von ihm geprägte Begriff „Gefühlsstau“ eine zentrale Rolle. Unser Autor Udo Brandes hat es für die NachDenkSeiten gelesen.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
Maaz’ zentrale Begriffe und analytische Kategorien sind die Begriffe Frühstörung, Selbstentfremdung und ein sich daraus ergebender Gefühlsstau sowie der Begriff der Normopathie. Unter Normopathie versteht Maaz (S. 29)
„eine pathologische Gesellschaftsentwicklung, in der das Gestörte, das Falsche für normal gehalten wird, weil die Gesellschaft von einer Mehrheit der Frühentfremdeten gestaltet wird.“
Eine Frühentfremdung: Damit meint Maaz eine Traumatisierung in der frühen Kindheit, die das emotional wie praktisch hochgradig von den Eltern abhängige Kind zwingt, seine wirklichen Gefühle (also zum Beispiel eine berechtigte Wut auf die Eltern, weil diese es schlagen) zu unterdrücken und sich von seinem „wahren Selbst“ zu entfremden – und diese Gefühle nicht mehr bewusst wahrzunehmen. Was die Gefühle als solche aber nicht beseitigt bzw. erledigt. Sie sind unbewusst nach wie vor vorhanden. Dies führe zu einem Gefühlsstau, der ohne die Aufarbeitung der Frühtraumatisierung nicht abgebaut werden könne und deshalb immer wieder kompensiert werden müsse, solange dies nicht geschehen sei.
Eine Gesellschaft, in der das Falsche, Kranke als Normalität angesehen wird
Die frühen Traumatisierungen teilt Maaz in unterschiedliche Kategorien auf, wie zum Beispiel Mutterbedrohung, Muttervergiftung, Muttermangel oder Vaterflucht und Vatererpressung usw. Je nachdem wie jemand frühgestört ist, reagiert er dann, so Maaz, unterschiedlich in der Coronakrise auf die staatlichen Maßnahmen und den gesellschaftlichen Druck zur Impfung. Er bildet auch da wieder Kategorien wie zum Beispiel die Vertrauenden, die Naiven und Gläubigen, die Unsicheren, die Bequemen usw. Unsere Gesellschaft sieht Maaz als eine normopathische Gesellschaft, in der das Falsche, Kranke als Normalität angesehen wird (siehe das Zitat oben). Unsere Gesellschaft sei deshalb sehr anfällig für Extremismus (S. 30):
„In Krisenzeiten verlieren die individuellen Lebensformen ihre kompensierende Bedeutung (damit mein Maaz zum Beispiel Konsum; UB) und fokussieren sich auf Führung und Rettung. Die Normopathen werden dann zum mehrheitlichen Heer der Mitläufer und der Schritt zum Mittäter für falsches, verlogenes bis verbrecheriches Handeln in der Gefolgschaft und im Dienste der Herrschaft ist nur noch sehr klein. (…) So soll das Falsche mit noch mehr Falschem betäubt werden. In diesem Zustand befindet sich die Pandemie-Angstgesellschaft. Der Impfstoff ist zur Droge pervertiert, dessen Fragwürdigkeit durch immer mehr Boostern verleugnet wird.“
Für Maaz sind Normopathien
„extremistische gesellschaftliche Fehlentwicklungen, die sich mehrheitlich aus der Verstörung der Frühtraumatisierung bilden. Auch eine Demokratie kann zu einer normopathischen Diktatur einer Mehrheit über Minderheiten werden, wenn durch eine Angst-Herrschaft den Selbstentfremdeten eine illusionäre Rettung ständig suggeriert wird“ (S. 31).
Die Schlussfolgerung von Maaz (S. 38):
„Wir können die Demokratie nur retten oder notwendigerweise weiterentwickeln, wenn jeder von uns bemüht ist, seine Frühängste zu begreifen und den Gefühlsstau abzutragen.“
Corona-Angst aus psychiatrischer Sicht
Maaz hat als Psychiater immer wieder die Erfahrung gemacht, dass es einen Übergang ...
Wie ist es zu erklären, dass auf der einen Seite in unserer Gesellschaft eine Kleinigkeit (z. B. die Frage „Wo kommst du denn her?“ an einen dunkelhäutigen Menschen) wütende Diskriminierungsvorwürfe auslöst, auf der anderen Seite aber auf dem Höhepunkt der Coronakrise sogar Medien, Intellektuelle und Politiker in aller Öffentlichkeit gegen Menschen, die sich nicht gegen Corona haben impfen lassen, in der übelsten Weise gehetzt haben – und hetzen konnten? Und zwar so, dass wahrscheinlich der juristische Tatbestand der Volksverhetzung massenhaft gegeben war – und vermutlich 2019 auch noch Staatsanwälte auf den Plan gerufen hätte. Der Arzt und Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz, berühmt geworden durch sein Buch „Gefühlsstau“, analysiert in seinem neuen Buch „Angstgesellschaft“ die seiner Meinung nach dahinterstehende Psychodynamik. Auch in diesem Buch spielt der von ihm geprägte Begriff „Gefühlsstau“ eine zentrale Rolle. Unser Autor Udo Brandes hat es für die NachDenkSeiten gelesen.
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Maaz’ zentrale Begriffe und analytische Kategorien sind die Begriffe Frühstörung, Selbstentfremdung und ein sich daraus ergebender Gefühlsstau sowie der Begriff der Normopathie. Unter Normopathie versteht Maaz (S. 29)
„eine pathologische Gesellschaftsentwicklung, in der das Gestörte, das Falsche für normal gehalten wird, weil die Gesellschaft von einer Mehrheit der Frühentfremdeten gestaltet wird.“
Eine Frühentfremdung: Damit meint Maaz eine Traumatisierung in der frühen Kindheit, die das emotional wie praktisch hochgradig von den Eltern abhängige Kind zwingt, seine wirklichen Gefühle (also zum Beispiel eine berechtigte Wut auf die Eltern, weil diese es schlagen) zu unterdrücken und sich von seinem „wahren Selbst“ zu entfremden – und diese Gefühle nicht mehr bewusst wahrzunehmen. Was die Gefühle als solche aber nicht beseitigt bzw. erledigt. Sie sind unbewusst nach wie vor vorhanden. Dies führe zu einem Gefühlsstau, der ohne die Aufarbeitung der Frühtraumatisierung nicht abgebaut werden könne und deshalb immer wieder kompensiert werden müsse, solange dies nicht geschehen sei.
Eine Gesellschaft, in der das Falsche, Kranke als Normalität angesehen wird
Die frühen Traumatisierungen teilt Maaz in unterschiedliche Kategorien auf, wie zum Beispiel Mutterbedrohung, Muttervergiftung, Muttermangel oder Vaterflucht und Vatererpressung usw. Je nachdem wie jemand frühgestört ist, reagiert er dann, so Maaz, unterschiedlich in der Coronakrise auf die staatlichen Maßnahmen und den gesellschaftlichen Druck zur Impfung. Er bildet auch da wieder Kategorien wie zum Beispiel die Vertrauenden, die Naiven und Gläubigen, die Unsicheren, die Bequemen usw. Unsere Gesellschaft sieht Maaz als eine normopathische Gesellschaft, in der das Falsche, Kranke als Normalität angesehen wird (siehe das Zitat oben). Unsere Gesellschaft sei deshalb sehr anfällig für Extremismus (S. 30):
„In Krisenzeiten verlieren die individuellen Lebensformen ihre kompensierende Bedeutung (damit mein Maaz zum Beispiel Konsum; UB) und fokussieren sich auf Führung und Rettung. Die Normopathen werden dann zum mehrheitlichen Heer der Mitläufer und der Schritt zum Mittäter für falsches, verlogenes bis verbrecheriches Handeln in der Gefolgschaft und im Dienste der Herrschaft ist nur noch sehr klein. (…) So soll das Falsche mit noch mehr Falschem betäubt werden. In diesem Zustand befindet sich die Pandemie-Angstgesellschaft. Der Impfstoff ist zur Droge pervertiert, dessen Fragwürdigkeit durch immer mehr Boostern verleugnet wird.“
Für Maaz sind Normopathien
„extremistische gesellschaftliche Fehlentwicklungen, die sich mehrheitlich aus der Verstörung der Frühtraumatisierung bilden. Auch eine Demokratie kann zu einer normopathischen Diktatur einer Mehrheit über Minderheiten werden, wenn durch eine Angst-Herrschaft den Selbstentfremdeten eine illusionäre Rettung ständig suggeriert wird“ (S. 31).
Die Schlussfolgerung von Maaz (S. 38):
„Wir können die Demokratie nur retten oder notwendigerweise weiterentwickeln, wenn jeder von uns bemüht ist, seine Frühängste zu begreifen und den Gefühlsstau abzutragen.“
Corona-Angst aus psychiatrischer Sicht
Maaz hat als Psychiater immer wieder die Erfahrung gemacht, dass es einen Übergang ...
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Milliarden und Abermilliarden für die Ukraine. Doch wo landet das Geld?
Glaubt man den Zahlen vom „Ukraine Support Tracker“ des IfW Kiel, sind seit Beginn der russischen Invasion insgesamt 85 Milliarden Euro an Hilfszusagen von westlichen Regierungen an die Ukraine getätigt worden. Große Teile dieser Gelder fließen dabei als direkte Finanzzuwendungen. Das ist bestenfalls fahrlässig, gilt die Ukraine laut Transparency International doch als das „korrupteste Land Europas“. Wer kontrolliert eigentlich die Verwendung dieser Zuwendungen aus Steuermitteln? Diese und andere Fragen wirft ein Artikel von Teresita Dussart vom französischen Portal France Soir auf, den unsere Leserin Maria Klahm-Rauscher dankenswerterweise für uns übersetzt hat.
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Die Rückverfolgbarkeit von Geldern in die Ukraine geht immer mehr verloren.
Autor(en) Teresita Dussart, für FranceSoir
Veröffentlicht am 05. Juli 2022 – 14:00
CHRONIK – Die Nachricht vom Fall von Lugansk am vergangenen Sonntag fügt sich in die scheinbar unaufhaltsame Annexion des Ostens der Ukraine durch Russland ein. Bisher hat keine ukrainische Militäraktion das Vorrücken der russischen Truppen vereitelt. Trotz des enormen Waffenarsenals, das seit 2014 und insbesondere seit Februar 2022 an das Land übertragen wurde, sind die Ausrüstung veraltet und die ukrainischen Kämpfer unprofessionell. Während Volodymyr Zelensky weiterhin Waffen fordert, insbesondere die Zuteilung von 1% des NATO-Arsenals, stellt sich die Frage, was mit den bereits erhaltenen Waffen geschehen ist. In wessen Händen befinden sich diese Bestände und die milliardenschweren Spenden, die für die militärische Ausrüstung gewährt wurden?
Am 4. und 5. Juli findet in Lugano eine Konferenz über den Wiederaufbau der Ukraine statt, an der Ursula von der Leyen, der ukrainische Premierminister Denys Schmigal und der Präsident der Rada (ukrainisches Parlament), Ruslan Stefantschuk, teilnehmen. Es geht um die Bereitstellung neuer Finanzmittel. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ihnen die Frage nach der Rückverfolgbarkeit der Gelder gestellt wird. Dieser Aspekt ist umso entscheidender, als die Verantwortung der Geberländer auf dem Spiel steht.
Laut einem Papier der europäischen Strafrechtlervereinigung Eucrim, „Krieg und Korruption in der Ukraine“, ist der Verteidigungssektor, der wichtigste Industriezweig des Landes, der an sich ausreichen sollte, um ein respektables Sicherheitsniveau zu gewährleisten, seit jeher von Korruption untergraben. Die Organe zur Bekämpfung dieser Geißel, die bereits in Friedenszeiten ineffizient waren, sind definitiv abwesend. Unter internationalem Druck hatte die Ukraine, eines der korruptesten Länder der Welt (siehe: Die europäische Ukraine), im Jahr 2020 drei Antikorruptionsorgane geschaffen: den NABU (Nationales Amt für Korruptionsbekämpfung), die SAPO (Sonderstaatsanwaltschaft für Korruption) und schließlich den HACC (Hoher Sondergerichtshof gegen Korruption). Diese drei Stellen hatten überraschend ihre Arbeit aufgenommen, bis die Mitglieder des ukrainischen Parlaments, der Werchowna Rada, in der Zelenskys Präsidentenmehrheit sitzt, im Dezember 2021 die Ernennung des SAP-Staatsanwalts blockierten, dessen Vorsitzender heute in Lugano ist, um mehr westliche öffentliche Gelder für sein Land zu fordern. Das ist für den institutionellen Kontext, in dem die strategischen Hilfen und Waffen geliefert werden.
Die Hilfen kommen in Wellen. Eine, die ab 2014 beginnt, als die Obama-Biden-Administration ihre erste Ukraine-Operation durchführte, die zeitgleich mit den Ereignissen am Maidan-Platz entstand. Eine Operation, die sich ab 2016 intensiviert und sich für andere Geber, insbesondere aus Frankreich, öffnet. Ab Januar 2022, als die Beziehungen zwischen der Ukraine und Russland abgebrochen wurden und die Beschießung des Donbass durch ukrainische Bataillone sich verdoppelte, explodierte der Strom von Waffen und Finanzhilfen.
Der deutsche Wirtschafts-Think-Tank Kiel Institut hat ein Instrument zur Rückverfolgung der an die Ukraine gezahlten Hilfen geschaffen, mit dem ein Teil dieser Hilfen wieder rekonstruiert werden kann. Unter den fünfzehn größten souveränen Gebern im Zeitraum vom 24. Januar bis zum 24. Juni 2022 stehen natürlich die USA an erster Stelle. Das Land zahlte 10 Millia...
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Documenta 15: Enttarnter Antisemitismus oder verkannter Antikommunismus?
Keine vorherige Ausstellung dieser Art hat dermaßen polarisiert und die Gemüter erregt, wie es dieses Mal in Kassel der Fall ist. Zwei Jahre Corona und ein mehrmonatiger Krieg in der Ukraine haben u.a. dazu geführt, dass sich warm anziehen muss, wer vorherrschende Narrative nicht tunlichst schluckt. In einem Fall wird bedingungslos schweres Kriegsgerät, im anderen Fall wegen „antisemitischer Bildsprache“ sogar ein Ende der documenta gefordert. Dabei hätte im Sinne von „lumbung“, einer gemeinschaftlich unterhaltenen Reisscheune, eine gescheite interkulturelle Kommunikation angeregt und geführt werden können. Vorerst ist anstelle von Reis weitaus mehr Spreu sicht- und erlebbar. Ein Kommentar von Rainer Werning.
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Am 24. Juni veröffentlichte die indonesische Künstlergruppe Taring Padi, deren inkriminiertes Riesenbanner mit dem Titel „People’s Justice“ wieder zurückgezogen, eingerollt und entfernt wurde, eine Stellungnahme, in der es u.a. heißt:
„Als Kollektiv von Künstler*innen, die Rassismus jeglicher Art verurteilen, sind wir schockiert und traurig über die mediale Berichterstattung, die uns als antisemitisch bezeichnet. Mit Nachdruck möchten wir unseren Respekt für alle Menschen bekräftigen, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit, Race, Religion, Gender oder ihrer Sexualität. Zum besseren Verständnis unserer Bildsprache wollen wir auf den inhaltlichen Bezug zur indonesischen Geschichte und Entstehung unseres Kunstwerks eingehen.
Das acht mal zwölf Meter große Banner People’s Justice wurde 2002 in Yogyakarta, Indonesien, von zahlreichen Mitgliedern unseres Kollektivs gemeinsam erstellt. Das Bild entstand vor dem Hintergrund der schwierigen Lebensbedingungen, die wir unter einer Militärdiktatur erfahren hatten, in der Gewalt, Ausbeutung und Zensur an der Tagesordnung waren. Wie viele unsere Kunstwerke versucht das Banner, die komplexen Machtverhältnisse aufzudecken, die hinter diesen Ungerechtigkeiten stehen. Insbesondere geht es um den Massenmord an mehr als 500.000 Menschen in Indonesien im Jahr 1965, der bis heute nicht aufgearbeitet wurde.“
Einen wahren Proteststurm lösten dabei vor allem zwei auf dem Banner dargestellte Figuren aus – eine trägt in Form eines Schweinsgesichts auf dem Schutzhelm die Inschrift „Mossad“ und die andere wird präsentiert mit Anzug, gezackten Raffzähnen, einer Zigarre im Mundwinkel und SS-Runen auf schwarzer Hutkrempe. Vor Letzterer ist ein überdimensionales, furchteinflößendes Fabelwesen platziert, welches im Sinne der Künstlergruppe womöglich den Architekten des Massenmordes Mitte der 1960er Jahre symbolisiert – nämlich General Suharto. Er war als Gebieter über das größte und bevölkerungsreichste Land Südostasiens der ausgesprochene Darling der „westlichen Wertegemeinschaft“. Da sein Vorgänger und Staatsgründer Ahmed Sukarno von eben dieser „Wertegemeinschaft“ verdächtigt wurde, sich allzu stark gen Volksrepublik China zu orientieren, galt er als unsicherer Kantonist.
Zumal in Zeiten des Kalten Krieges: Der geballte „Westen“ – angeführt von den USA, Großbritannien, Australien bis hin zur Bundesrepublik und Israel – stand dem Putschgeneral Suharto politisch, wirtschaftlich, militärisch eng zur Seite. Auch und gerade, was die geheimdienstliche Unterstützung seitens eben dieser Staaten betraf. Was aus Sicht von Taring Padi und in deren derber Zurichtung einem „Schweinesystem“ entspricht, wo die entsprechenden „Schweine“ ungeschminkt als solche dargestellt werden.
Was den Mossad betrifft, so verwaltete er nach der Machtübernahme durch General Suharto die Beziehungen Israels zu Indonesien. Das Wissen um die Massaker und die Hintermänner hinderte den Geheimdienst nicht daran, im Rahmen einer geheimen Initiative namens „Haus und Garten“ wirtschaftliche und sicherheitspolitische Beziehungen zu dem Militärregime in Jakarta aufzubauen. Indonesien wurde aus Sicherheitsgründen ein Codename gegeben; gelegentlich wurde auch der Name „Südkorea“ verwendet.
Laut Recherchen des israelischen Menschenrechtsanwalts Eitay Mack[1] knüpfte der Mossad Kontakte mit dem indonesischen Militärregime, um gemeinsame Handelsprojekte in die Wege zu leiten und bilaterale Austausch- und Besuchsprogramme von Beamten und Militärs zu organisieren, die freilich unter strengster Geheimhaltung stattfanden. In dem Dokument, das der Mossad am 6. April 1967 im Vorfeld des Besuchs einer indonesischen Delegation erstellte, hieß es:
„Wir wissen wenig üb...
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