
Gunnar Kaiser – Nachruf auf meinen Klassenlehrer und Youtube-Star
10/26/23 • 4 min
Gunnar Kaiser ist am 12. Oktober von uns gegangen. Er war für mich eine große Inspiration und auch ein Anker während der verrückten Coronazeit. Und auch schon acht Jahre vorher hatte ich das große Glück, ihn als meinen Klassenlehrer auf dem Gymnasium zu haben. Von Ole Jacobsen.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
Wir alle liebten damals seine unkonventionelle Art, den Unterricht zu leiten. Einmal kamen mein bester Freund und ich in die Klasse, und er schickte uns wieder auf den Flur, da wir 25 Sekunden zu spät seien. Ein älterer Schüler, der ihn aus dem Philosophieunterricht kannte, kam vorbei und wusste sofort, dass es sich um Herrn Kaiser handelte, als wir ihm erzählten, was passiert war.
Sein Unterricht war immer von Humor begleitet, und er schaffte es auf verschiedene Weise, das strenge Schulsystem aufzulockern. Nachdem er einmal von einer Schwedenreise zurückkam, führte er bei uns freiwillige Hausaufgaben ein.
Er wechselte nach unserer Klasse die Schule; nach Köln, wo er auch lebte. Einige Jahre später wurde ich dann auf seinen Youtube-Kanal aufmerksam. Es ging um Philosophie und aktuelle gesellschaftliche Themen. Seine angenehm frische und klare Rhetorik und seinen scharfen Blick ließ er genau wie vorher im Unterricht nun in seine Videos einfließen.
Mit Aufkommen der Corona-Pandemie erlangte sein Kanal dann größere Bekanntheit. Ich muss gestehen, dass mich seine Kritik an den Maßnahmen erst nicht tangierte, da ich nach den Lockerungen im Sommer 2020 dachte, der Spuk sei vorbei und die Regierung habe vielleicht nur ein bisschen überreagiert.
Sein Video „Was habt ihr getan?“ fand ich dann aber so überzeugend, und es hat mich ernsthaft zum Hinterfragen der laufenden Politik gebracht. Darüber entstand auch der Kontakt zu den NachDenkSeiten. Ich schrieb Gunnar über Instagram, wo er vielen von uns alten Schülern folgte, und er war erfreut zu hören, dass Albrecht Müller mein Opa ist und das Video teilen würde.
Die Nachricht von Gunnars Krankheit hat mich bestürzt, da er während der Coronazeit, die uns so sehr mitgenommen hat, eine so verlässliche, klare und vernünftige Stimme gewesen ist. Umso schöner war es zu sehen, dass Gunnar selbst seine Krankheit zum Anlass nahm, um Dinge bewusst zu reflektieren, neue schöne Seiten des Lebens zu erforschen und das mit uns zu teilen.
Sein Tod kommt trotzdem unerwartet, und es ist schwer zu glauben, dass er, der er mich unverhofft für so lange Zeit begleitet hat, nun nicht mehr unter uns weilt.
Mein tiefstes Mitgefühl gilt seinen engen Freunden, seiner Familie und auch all denjenigen von uns, die das Glück hatten, ihn als Mentor und Inspiration in seinen Videos oder in der Schule erleben zu dürfen.
Ole Jacobsen
Nachbemerkung der NachDenkSeiten: Gunnar Kaiser war eine wichtige, erfrischend kritische Stimme. Alle, die die offene demokratische Debatte schätzen, haben ihm viel zu verdanken. Er hat viele Menschen beeindruckt und beeinflusst. Wir trauern mit seiner Familie und allen, die ihn schätzten und mochten.
Die NachDenkSeiten haben vor knapp drei Jahren auf ein Gespräch mit Gunnar Kaiser hingewiesen. Das ist ein Andenken, auf das wir bei dieser Gelegenheit gerne verweisen: Gunnar Kaiser im Gespräch mit Albrecht Müller
Gunnar Kaiser ist am 12. Oktober von uns gegangen. Er war für mich eine große Inspiration und auch ein Anker während der verrückten Coronazeit. Und auch schon acht Jahre vorher hatte ich das große Glück, ihn als meinen Klassenlehrer auf dem Gymnasium zu haben. Von Ole Jacobsen.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
Wir alle liebten damals seine unkonventionelle Art, den Unterricht zu leiten. Einmal kamen mein bester Freund und ich in die Klasse, und er schickte uns wieder auf den Flur, da wir 25 Sekunden zu spät seien. Ein älterer Schüler, der ihn aus dem Philosophieunterricht kannte, kam vorbei und wusste sofort, dass es sich um Herrn Kaiser handelte, als wir ihm erzählten, was passiert war.
Sein Unterricht war immer von Humor begleitet, und er schaffte es auf verschiedene Weise, das strenge Schulsystem aufzulockern. Nachdem er einmal von einer Schwedenreise zurückkam, führte er bei uns freiwillige Hausaufgaben ein.
Er wechselte nach unserer Klasse die Schule; nach Köln, wo er auch lebte. Einige Jahre später wurde ich dann auf seinen Youtube-Kanal aufmerksam. Es ging um Philosophie und aktuelle gesellschaftliche Themen. Seine angenehm frische und klare Rhetorik und seinen scharfen Blick ließ er genau wie vorher im Unterricht nun in seine Videos einfließen.
Mit Aufkommen der Corona-Pandemie erlangte sein Kanal dann größere Bekanntheit. Ich muss gestehen, dass mich seine Kritik an den Maßnahmen erst nicht tangierte, da ich nach den Lockerungen im Sommer 2020 dachte, der Spuk sei vorbei und die Regierung habe vielleicht nur ein bisschen überreagiert.
Sein Video „Was habt ihr getan?“ fand ich dann aber so überzeugend, und es hat mich ernsthaft zum Hinterfragen der laufenden Politik gebracht. Darüber entstand auch der Kontakt zu den NachDenkSeiten. Ich schrieb Gunnar über Instagram, wo er vielen von uns alten Schülern folgte, und er war erfreut zu hören, dass Albrecht Müller mein Opa ist und das Video teilen würde.
Die Nachricht von Gunnars Krankheit hat mich bestürzt, da er während der Coronazeit, die uns so sehr mitgenommen hat, eine so verlässliche, klare und vernünftige Stimme gewesen ist. Umso schöner war es zu sehen, dass Gunnar selbst seine Krankheit zum Anlass nahm, um Dinge bewusst zu reflektieren, neue schöne Seiten des Lebens zu erforschen und das mit uns zu teilen.
Sein Tod kommt trotzdem unerwartet, und es ist schwer zu glauben, dass er, der er mich unverhofft für so lange Zeit begleitet hat, nun nicht mehr unter uns weilt.
Mein tiefstes Mitgefühl gilt seinen engen Freunden, seiner Familie und auch all denjenigen von uns, die das Glück hatten, ihn als Mentor und Inspiration in seinen Videos oder in der Schule erleben zu dürfen.
Ole Jacobsen
Nachbemerkung der NachDenkSeiten: Gunnar Kaiser war eine wichtige, erfrischend kritische Stimme. Alle, die die offene demokratische Debatte schätzen, haben ihm viel zu verdanken. Er hat viele Menschen beeindruckt und beeinflusst. Wir trauern mit seiner Familie und allen, die ihn schätzten und mochten.
Die NachDenkSeiten haben vor knapp drei Jahren auf ein Gespräch mit Gunnar Kaiser hingewiesen. Das ist ein Andenken, auf das wir bei dieser Gelegenheit gerne verweisen: Gunnar Kaiser im Gespräch mit Albrecht Müller
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Grüne und Migration: Wer Waffenruhen sabotiert, sollte von „humanitärer“ Flüchtlingspolitik schweigen
Auf der einen Seite trommelt die grüne Außenministerin gegen eine Waffenruhe in Gaza, wie auch schon gegen Verhandlungen zu einem Waffenstillstand in der Ukraine. Auf der anderen Seite wird in der Debatte um die auch durch diese Politik ausgelösten Flüchtlingsströme eine „menschenrechtsorientierte“ Position simuliert. Der Mythos einer „humanitären“ Flüchtlingspolitik der Grünen wird auch durch viele Journalisten gepflegt – er ist aber unhaltbar. Ein Kommentar von Tobias Riegel.
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Die „Humanität“ der Grünen bei der Frage der Migration ist ein gut gepflegter Mythos: Durch grünes Trommeln gegen Waffenruhen werden Flüchtlingsströme ausgelöst und verlängert. Durch innenpolitisches grünes Trommeln für Militarisierung, Sanktionskrieg und eine sündhaft teure Aufrüstung werden soziale Fragen skandalös ignoriert, was wiederum auch die hier lebenden Migranten empfindlich trifft.
Die neuen Regelungen zur Asylpolitik sind als weitgehend folgenlose Symbolpolitik zu bezeichnen. Hier soll die aktuelle, begleitende Debatte dazu betrachtet werden und vor allem die unvereinbaren doppelten Standards der Grünen bei dem Thema: Wer einerseits geopolitische Konflikte aktiv schürt und bei bestehenden Kriegen gegen Verhandlungen und Waffenstillstand argumentiert, kann sich nicht andererseits als besonders „humanitär“ bei der Flüchtlingsfrage darstellen. Zumindest sollte das eigentlich nicht möglich sein, wenn Logik und gesunder Menschenverstand nicht weitgehend aus der Asyldebatte verdrängt worden wären.
„Eine menschenrechtsorientierte Migrationspolitik gehört zur grünen Identität“
Die allermeisten der hier ankommenden Flüchtlinge sind im Übrigen keine „Klimaflüchtlinge“ – sie wurden stattdessen direkt oder indirekt durch bewaffnete Konflikte in die Flucht getrieben, die von NATO-Staaten oder ihren Verbündeten ausgelöst und in die Länge gezogen wurden und werden (etwa in Afghanistan, Libyen oder Syrien – und wenn man die Vorgeschichte in den Blick nimmt, auch in der Ukraine), das haben wir kürzlich in diesem Artikel näher beschrieben.
Trotzdem wird von vielen Grünen, aber auch von zahlreichen verbündeten Journalisten immer noch der Mythos gepflegt, die Anhänger und Führer der grünen Partei würden sich einer besonders „humanitären Flüchtlingspolitik“ verpflichtet fühlen. In den letzten Tagen wurde diese Heuchelei einmal mehr deutlich. Etwa die Tagesschau schreibt dazu:
„Eine in erster Linie an Humanität orientierte Flüchtlingspolitik gehört zur quasi unverhandelbaren Kern-DNA der Grünen.“
Und die taz behauptet:
„Die anderen halten das für einen schweren Fehler. Weil eine menschenrechtsorientierte Migrationspolitik für sie zur grünen Identität gehört.“
Die grüne Politik sei also „an Humanität orientiert“ und eine „Menschenrechtsorientierung“ gehört gar zur Identität, so die hartnäckige und wohlgepflegte Legende. Dass dazu aber die ganz unverblümte Position vieler grüner Politiker zur Kriegsverlängerung in der Ukraine (zum Beispiel hier oder hier) oder aktuell die Ablehnung einer Waffenruhe in Gaza nicht passt, weil durch militaristische Politik die Menschen erst in die Flucht getrieben werden, ist so offensichtlich, dass man es kaum erwähnen möchte. Aber wir erleben eine Zeit, in der auch die größten Selbstverständlichkeiten immer wieder gegen den irrationalen Zeitgeist verteidigt werden müssen. So zum Beispiel auch die Aussage: Wer kriegerische Konflikte zum einen nicht verhindert und sie dann auch noch verlängert und offensiv gegen Waffenruhen eintritt, sollte zu einer „menschenrechtsorientierten“ Flüchtlingspolitik schweigen.
Zur Situation in Nahost: Eine Waffenruhe in Gaza ist dringend angezeigt, auch wenn der Terror der Hamas scharf zu verurteilen ist, wie ich kürzlich in diesem Artikel betont habe.*
Die Migranten sind unschuldig!
Dass die Grünen zwar innerhalb der Bundesregierung als die intensivsten Treiber einer Politik der Militarisierung und des selbstzerst...
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Scholz’ Diebstahl – ein Beitrag für die Schweizer Weltwoche von Albrecht Müller
Der deutsche Bundeskanzler will Zuwanderer abschieben und gleichzeitig den ärmeren Völkern jene Arbeitskräfte abwerben, die vorher auf Kosten dieser Völker ausgebildet worden sind. Diese Absicht hat er in einem Interview mit dem Spiegel ausführlich und in Variation beschrieben. Hier folgt der Link auf den Artikel in der Weltwoche und anschließend auch der Text. Hier wird gut sichtbar, wie sehr die gängige Sprache geprägt ist von den Interessen der Wirtschaft. Es ist eine „Klassensprache“.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
Scholz’ Diebstahl: Der Bundeskanzler will «endlich im grossen Stil abschieben». Gleichzeitig will er den ärmeren Völkern jene Arbeitskräfte abwerben, die vorher auf Kosten dieser Völker ausgebildet worden sind
Von Albrecht Müller
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz gebärdet sich als gelehrsamer Schüler jener Nationen, die gerne auf gutausgebildete Arbeitskräfte anderer Völker zurückgreifen: der Schweiz und der USA zum Beispiel.
Er hat gerade dem Spiegel (Ausgabe 43/2023) ein langes Interview gegeben. Darin kommen einige interessante Aussagen vor, die wir nacheinander zitieren und dann kommentieren. Besonders wichtige Aussagen werden gefettet.
Scholz: «Es ist unsere Aufgabe, die Migration zu regeln. Ich bin mir sicher, dass die Bundesregierung in dieser Frage eng zusammensteht. Wir alle wissen, was jetzt zu tun ist. Und es ist meine Aufgabe als Kanzler, dafür zu sorgen, dass wir nicht zögern. Wichtig ist: Unsere Politik ist nicht vom Ressentiment getragen. Wir müssen hart sein, wenn jemand keinen Anspruch hat zu bleiben. Wir müssen zugleich offen und modern sein, weil wir Arbeitskräfte aus anderen Ländern bei uns brauchen.»
Ein weiteres Zitat:
Spiegel: «Und es braucht Zuwanderung?»
Scholz: «Es wird auch mehr Zuwanderung brauchen. Mit der Modernisierung unseres Zuwanderungsrechts, mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz haben wir gute Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Talente und Fachkräfte aus dem Ausland zu uns kommen, die wir hier gut gebrauchen können.»
Und weiter:
Spiegel: «Menschen sollen nach ihrer Nützlichkeit für Deutschland ausgewählt werden? Wer das bislang ausgesprochen hat, bekam von SPD und Grünen zu hören, das sei unmenschlich.»
Scholz: «Natürlich haben wir als Staat das Recht zu definieren, wen wir hier aufnehmen wollen. Dringend benötigte Fachkräfte und Talente zum Beispiel. Und davon unberührt bleibt das Recht, all jenen Schutz zu bieten, die vor politischer Verfolgung flüchten, die vor Krieg und dem Tod davonlaufen. Das Grundrecht auf Asyl ergibt sich aus der deutschen Geschichte.»
Weiter vorn hiess es schon:
Spiegel: «Muss Deutschland stärker darauf achten, wer hierherkommt und bleiben darf?»
Scholz: «Das tun wir längst. Wir werden jetzt aber noch genauer unterscheiden: Einerseits geht es um die Zuwanderung von Arbeitskräften, die wir brauchen. Und es geht um jene, die Asyl suchen, etwa weil sie politisch verfolgt werden. Andererseits heisst das aber: Wer weder zu der einen noch zu der anderen Gruppe gehört, kann nicht bei uns bleiben. Deshalb begrenzen wir die irreguläre Migration nach Deutschland – es kommen zu viele.»
Vermutlich werden viele Spiegel-Leserinnen und -Leser das Interview und insbesondere auch die zitierten – und sich übrigens wiederholenden Aussagen – mit Zustimmung und Kopfnicken zur Kenntnis nehmen. Da präsentiert sich ein Bundeskanzler, der unsere Interessen vertritt.
Ich will trotzdem versuchen, diese Aussagen von Olaf Scholz zu hinterfragen.
Die Kernaussage ist ja: Wer nützlich ist als Arbeitskraft, darf kommen. Die Zuwanderung von Arbeitskräften, die wir brauchen, soll möglich sein und durchaus verstärkt möglich sein – das lese ich jedenfalls aus dem Text.
«Die wir brauchen» – das klingt ja so, als wären wir alle Personalchefs oder Unternehmer. So ist es aber nicht.
Unter uns gibt es viele abhängig arbeitende Arbeiter und Angestellte. Wir stehen prinzipiell in Konkurrenz zu den neu hinzukommenden ausländischen Arbeitern und Angestellten. Um im Scholz’schen Sprachgebrauch zu bleiben: Braucht der Arbeiter am Band bei Daimler die Zuwanderung von Arbeitskräften? Braucht die deutsche Küchenhilfe in einem Restaur...
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