
Endlich! Eine gemeinsame Aktion deutscher Musiker: Konzert „Wir für den Frieden“ im August in Suhl (Thüringen)
05/30/24 • 10 min
In Zeiten wie diesen, in denen Opportunismus, Feigheit, Wegducken und Mitläuferei auf allen Ebenen zum Geschäft gehören und dies alles eben auch im Kultur-, Kunst- und Musikgeschäft geschieht, erscheint es umso erfreulicher und ermutigend, dass Musiker aus diesem unserem Land gemeinsam (!) aufbegehren. Ich empfinde das wie einen Aufbruch, ich habe so eine Aktion schon lange erhofft. Diese kann aber lediglich ein Auftakt sein, ein Weckruf: Im August steigt in Suhl (Thüringen) ein Konzert, ein Abend mit vielen Musikern, deutschen Künstlern, die – endlich, möchte ich sagen – ihre durchaus gewichtige Stimme erheben: für den Frieden! Schluss mit dem Rüstungswahn und dem Schreien nach Krieg! Ein Kommentar von Frank Blenz.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
„Wir für den Frieden“
Der Platz der Deutschen Einheit in Suhl (Thüringen) wird am 18. August 2024 zu einem Ort des Protests, des Einstehens für Frieden und Verständigung, hier und weltweit, der in einem vielfältigen Konzertabend Ausdruck findet. Der Konzertreigen trägt den Titel „Wir für den Frieden“. „Wir“ – das sind zahlreiche Künstler, bekannte und nicht ganz so bekannte Bürger unseres Landes. Auftreten werden in der Stadt des Friedens (so nennen die Einwohner selbst ihre Heimat) unter anderem Purple Schulz, Gerhard Schöne, Tino Eisbrenner, Wenzel, Sarah Lesch, Krumbiegel (Prinzen). Interessant ist, dass durchaus politisch unterschiedlich positionierte Akteure den Dialog suchen und gemeinsam auf der Bühne stehen. Handzettel und Plakate sind gedruckt, erste Medien berichten, zahlreiche Besucher werden erwartet. Das Musikfest „Wir für den Frieden“ erinnert mich an eine Zeit vor 40 Jahren ...
In Ost und West: Künstler gegen den Kalten Krieg
1984 und schon Jahre zuvor (besonders 1981) gingen viele Menschen in Ost und West im damals geteilten Deutschland auf die Straße, um gegen die Eskalation des fortwährenden, sogenannten Kalten Krieges, gegen die schier nicht zu bändigende Aufrüstung und gegen einen drohenden großen Krieg aufzubegehren und stattdessen für Abrüstung, für Frieden einzustehen.
Damals, das ist also schon 40 Jahre her, engagierten sich auch künstlerisch tätige Menschen, unbekannte wie berühmte Musiker in diesem Sinn. Etliche Konzerte wurden organisiert, Künstler schufen vielfältige Werke, Solisten und Bands sangen bewegende Friedenslieder. Im Osten Deutschlands, in der damaligen DDR, gab es eine politische Bewegung zahlreicher Bands, verbunden mit Plattenproduktionen, Konzertreihen, TV-Auftritten und, und, und.
Ich erinnere mich an mein eigenes musikalisches Wirken in dieser Zeit. Als ganz junger Bursche schrieb ich schon Lieder – und eben auch eines für den Frieden. Ich weiß noch, wie ich in meiner ostdeutschen Heimatstadt Plauen (Vogtland) zum wichtigsten Volksfest, dem Plauener Spitzenfest, im legendären Parktheater auf der Freilichtbühne stand. Vor 3.000 Besuchern sang ich dieses Lied solo zur Gitarre: „Wir brauchen Frieden“.
Ich erinnere mich auch daran, dass im geteilten Land eine bedrückende Atmosphäre und doch Aufbruchstimmung und Wut herrschten. Man bedenke, die Menschen in Ost und West begehrten gegen die seinerzeitige NATO-Hochrüstung, gegen den NATO-Doppelbeschluss und gegen eine schier unglaubliche Waffe auf: die Neutronenbombe. Man stelle sich vor, 1981 kamen mehr als 300.000 Menschen in Bonn zusammen, um gegen den NATO-Doppelbeschluss zu protestieren, der Protest und Demonstrationen fanden auch die folgenden Jahre statt.
Nebenbei: Es half alles nichts, die politische Klasse und die an Rüstung Interessierten setzten ihr Vorhaben durch. 1983 stimmte der Deutsche Bundestag dem Beschluss zu.
Und 2024? Man könnte meinen, der Schrei der Menschen nach Frieden und Verständigung damals war dennoch nicht vergebens. Der Eiserne Vorhang fiel, alte Feindbilder waren nicht mehr tauglich. Trotzdem werden jetzt wieder statt friedliche Zeiten kriegerische heraufbeschworen. Es ist so sinnlos. Wo bleibt der Widerstand dagegen? Schaut man sich um, herrscht bei allen Einzelaktionen, bei durchaus engagierten Friedensbemühungen im Land viel mehr und deutlicher eine verdächtige, eine beschämende Art von Stille, als Folge einer Lähmung politischer Wachheit, politischer Unbequemlichkeit, des Betäubens auch künstlerischer Unbequemlichkeit.
Zig berühmte Bands, Solisten, berühmte Persönlichkeiten fallen – mein Eindruck – nicht dadurch auf, dass sie beeindruckende Songs für Frieden und gegen Krieg und so weiter schreiben, ins Mikro schreien, dass die Waffen schweigen sollen. Manche berühmte Künstler stimmen sogar in den Chor nach Rüstung, Abschreckung, Kante zeigen ein. Und ja, wohl wahr, es gibt Ausnahmen in der Masse der Angepassten, unbe...
In Zeiten wie diesen, in denen Opportunismus, Feigheit, Wegducken und Mitläuferei auf allen Ebenen zum Geschäft gehören und dies alles eben auch im Kultur-, Kunst- und Musikgeschäft geschieht, erscheint es umso erfreulicher und ermutigend, dass Musiker aus diesem unserem Land gemeinsam (!) aufbegehren. Ich empfinde das wie einen Aufbruch, ich habe so eine Aktion schon lange erhofft. Diese kann aber lediglich ein Auftakt sein, ein Weckruf: Im August steigt in Suhl (Thüringen) ein Konzert, ein Abend mit vielen Musikern, deutschen Künstlern, die – endlich, möchte ich sagen – ihre durchaus gewichtige Stimme erheben: für den Frieden! Schluss mit dem Rüstungswahn und dem Schreien nach Krieg! Ein Kommentar von Frank Blenz.
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„Wir für den Frieden“
Der Platz der Deutschen Einheit in Suhl (Thüringen) wird am 18. August 2024 zu einem Ort des Protests, des Einstehens für Frieden und Verständigung, hier und weltweit, der in einem vielfältigen Konzertabend Ausdruck findet. Der Konzertreigen trägt den Titel „Wir für den Frieden“. „Wir“ – das sind zahlreiche Künstler, bekannte und nicht ganz so bekannte Bürger unseres Landes. Auftreten werden in der Stadt des Friedens (so nennen die Einwohner selbst ihre Heimat) unter anderem Purple Schulz, Gerhard Schöne, Tino Eisbrenner, Wenzel, Sarah Lesch, Krumbiegel (Prinzen). Interessant ist, dass durchaus politisch unterschiedlich positionierte Akteure den Dialog suchen und gemeinsam auf der Bühne stehen. Handzettel und Plakate sind gedruckt, erste Medien berichten, zahlreiche Besucher werden erwartet. Das Musikfest „Wir für den Frieden“ erinnert mich an eine Zeit vor 40 Jahren ...
In Ost und West: Künstler gegen den Kalten Krieg
1984 und schon Jahre zuvor (besonders 1981) gingen viele Menschen in Ost und West im damals geteilten Deutschland auf die Straße, um gegen die Eskalation des fortwährenden, sogenannten Kalten Krieges, gegen die schier nicht zu bändigende Aufrüstung und gegen einen drohenden großen Krieg aufzubegehren und stattdessen für Abrüstung, für Frieden einzustehen.
Damals, das ist also schon 40 Jahre her, engagierten sich auch künstlerisch tätige Menschen, unbekannte wie berühmte Musiker in diesem Sinn. Etliche Konzerte wurden organisiert, Künstler schufen vielfältige Werke, Solisten und Bands sangen bewegende Friedenslieder. Im Osten Deutschlands, in der damaligen DDR, gab es eine politische Bewegung zahlreicher Bands, verbunden mit Plattenproduktionen, Konzertreihen, TV-Auftritten und, und, und.
Ich erinnere mich an mein eigenes musikalisches Wirken in dieser Zeit. Als ganz junger Bursche schrieb ich schon Lieder – und eben auch eines für den Frieden. Ich weiß noch, wie ich in meiner ostdeutschen Heimatstadt Plauen (Vogtland) zum wichtigsten Volksfest, dem Plauener Spitzenfest, im legendären Parktheater auf der Freilichtbühne stand. Vor 3.000 Besuchern sang ich dieses Lied solo zur Gitarre: „Wir brauchen Frieden“.
Ich erinnere mich auch daran, dass im geteilten Land eine bedrückende Atmosphäre und doch Aufbruchstimmung und Wut herrschten. Man bedenke, die Menschen in Ost und West begehrten gegen die seinerzeitige NATO-Hochrüstung, gegen den NATO-Doppelbeschluss und gegen eine schier unglaubliche Waffe auf: die Neutronenbombe. Man stelle sich vor, 1981 kamen mehr als 300.000 Menschen in Bonn zusammen, um gegen den NATO-Doppelbeschluss zu protestieren, der Protest und Demonstrationen fanden auch die folgenden Jahre statt.
Nebenbei: Es half alles nichts, die politische Klasse und die an Rüstung Interessierten setzten ihr Vorhaben durch. 1983 stimmte der Deutsche Bundestag dem Beschluss zu.
Und 2024? Man könnte meinen, der Schrei der Menschen nach Frieden und Verständigung damals war dennoch nicht vergebens. Der Eiserne Vorhang fiel, alte Feindbilder waren nicht mehr tauglich. Trotzdem werden jetzt wieder statt friedliche Zeiten kriegerische heraufbeschworen. Es ist so sinnlos. Wo bleibt der Widerstand dagegen? Schaut man sich um, herrscht bei allen Einzelaktionen, bei durchaus engagierten Friedensbemühungen im Land viel mehr und deutlicher eine verdächtige, eine beschämende Art von Stille, als Folge einer Lähmung politischer Wachheit, politischer Unbequemlichkeit, des Betäubens auch künstlerischer Unbequemlichkeit.
Zig berühmte Bands, Solisten, berühmte Persönlichkeiten fallen – mein Eindruck – nicht dadurch auf, dass sie beeindruckende Songs für Frieden und gegen Krieg und so weiter schreiben, ins Mikro schreien, dass die Waffen schweigen sollen. Manche berühmte Künstler stimmen sogar in den Chor nach Rüstung, Abschreckung, Kante zeigen ein. Und ja, wohl wahr, es gibt Ausnahmen in der Masse der Angepassten, unbe...
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Hirntote unter sich: Zum Stand der französisch-deutschen Beziehungen
Im November 2019, im Vorfeld der Feierlichkeiten zum 70. Gründungstag der NATO, sorgte der französische Präsident Macron für einen Skandal. In einem seiner hellen, klarsichtigen Momente hatte Macron in einem Interview mit dem britischen Magazin Economist, einem Sprachrohr des liberalkapitalistischen Establishments angelsächsischer Prägung, geäußert: „Was wir derzeit erleben, ist der Hirntod der NATO“. Knapp 5 Jahre später scheint sich diese Diagnose nicht nur zu bestätigen, sondern über die NATO hinaus auf diverse Staatsoberhäupter der NATO-Staaten übertragen zu haben, so zum Beispiel auf Macron wie auch auf Bundeskanzler Scholz. Von Ramon Schack.
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Westliche Waffen zum Einsatz in Russland
Die beiden Regierungschefs schlossen nicht aus, dass die Ukraine auch vom Westen gelieferte Waffen verwenden dürfe, um Stellungen anzugreifen, von denen aus die Ukraine angegriffen wird. „Wir müssen ihnen erlauben, militärische Stützpunkte zu neutralisieren, von denen aus Raketen abgeschossen werden“, sagte Macron am Dienstag in Meseberg. Die Ukraine werde von Stützpunkten in Russland angegriffen, betonte er. „Wir sollten ihnen jedoch nicht erlauben, andere Ziele in Russland anzugreifen, vor allem keine zivilen Einrichtungen“, fügte er hinzu, was sicherlich abenteuerlich klingt, denn auch bisher beschießt Kiew zivile Ziele, ebenso wie Moskau natürlich auch.
Weiter ließ Scholz verlautbaren, dass es für den Einsatz der in die Ukraine gelieferten Waffen Regelungen gebe, dass sich dieser „immer im Rahmen des Völkerrechts bewegen muss“. Das habe bisher gut funktioniert, sagte er. Er verwies zudem darauf, dass Deutschland und Frankreich „unterschiedliche Waffen zur Verfügung gestellt haben“. Was da bisher immer gut funktioniert habe, ließ der Kanzler offen, auch was er unter „im Rahmen des Völkerrechts“ versteht.
Der französische Präsident wurde präziser, als er auf einer Karte präsentierte, auf der aufgezeichnet war, von wo aus die Ukraine angegriffen werde, teilweise von Stellungen tief im russischen Kernland gelegen, wo die Waffen zum Einsatz kommen sollten. Wenn man sich an die bisherigen Regeln halte, sei die Ukraine nicht in der Lage, diese Basen zu treffen. „Was wir uns wünschen, ist, die Möglichkeit zu haben, diese Raketenabschussanlagen treffen zu können. Ich glaube nicht, dass das zu einer Eskalation beitragen würde“, sagte er.
Ja, man stelle sich vor, der Iran würde die Hisbollah darin bestärken, Raketenabschussanlagen in Israel mit iranischen Waffen auszuschalten, aber nun gut, nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich.
Viel eindrucksvoller und zugleich beklemmender ist hierbei der intellektuelle Niedergang der französischen geopolitischen Strategien, welcher zumindest durch die Aussagen Macrons erkennbar wird.
Washington sagt „NO“
Selbst aus Washington kam ein Veto. Die USA seien nach wie vor dagegen, dass die Ukraine bei ihren Angriffen in Russland US-Waffen einsetze, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Dienstag. „Unsere Position hat sich zu diesem Zeitpunkt nicht geändert. Wir ermutigen oder erlauben nicht den Einsatz der von den USA gelieferten Waffen, um innerhalb Russlands anzugreifen.“ Aber zurück zum vermeintlichen „Hirntod“ von Macron.
Im Schatten de Gaulles
Wenn es um die Bereiche Geopolitik und historische Perspektiven geht, sind die Franzosen eigentlich die weit profunderen Denker gerade im Vergleich zu den Deutschen, wo es im politischen Berlin nicht nur an Kompetenz fehlt, sondern ein geistiges Vakuum sichtbar wird.
Aber durch Macrons Äußerungen hat sich eventuell ein negativer Anpassungsprozess vollzogen, eine Art Nivellierung, die eventuell dadurch erklärbar werden könnte, dass sowohl Macron wie auch Scholz innenpolitisch das Wasser bis zum Halse steht.
In dem erwähnten Interview aus dem Jahr 2019 erklärte Macron, dass Europa am Rande eines Abgrunds steht und daher anfangen müsse, strategisch über sich selbst als geopolitische Macht nachzudenken, sonst „haben wir nicht mehr die Kontrolle über unser eigenes Schicksal“. Für Europa sei es nun „höchste Zeit“ aufzuwachen, sagte der französische Präsident in dem Interview. Macron kritisierte damals, dass es „keinerlei Koordination bei strategischen Entscheidungen zwischen den USA und ihren NATO-Verbündeten“ gebe. Washington beweist, so das Staatsoberhaupt, dass es Europa den Rücken zugekehrt habe.
In dem Interview plädierte Macron dafür, dass Europa seine militärische Souveränität wiedererlangen muss. Der französische Präsident orientiert sich hier anscheinend an einer gaullistischen Strategie.
Charles André Joseph Marie de Gaulle, der wohl größte Staatsmann Frankreichs – vielleicht auch Europas – im 20. Jahrhundert, plädierte für ein starkes Europa, vom Atlantik bis zum Ural, unter Einschlu...
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Wir sind Ukraine!
Die Ukraine ist ein Hort der Freiheit und der Demokratie, die EU pflegt ihren Garten Eden und Boris Pistorius ist Pazifist. Rückblicke, Ausblicke und Anmerkungen zum blaugelben Stellvertreter-Patriotismus unserer Politik und unserer Medien. Von Rupert Koppold.
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Achtung! Die folgenden Zitate haben sich erledigt! Sie sind ungültig, sie sind nur noch: Vorkriegsgeschwätz. Die Süddeutsche Zeitung (SZ) etwa schrieb am 22. April 2019 über die Präsidentschaftswahlen in der Ukraine:
„Alles, nur nicht noch mehr Poroschenko, das war die zentrale Botschaft dieser Wahl. Doch Wolodymyr Selenskys kometenhafter Aufstieg ist ebenfalls Ausdruck des kranken ukrainischen Systems: Er war nur möglich, weil ukrainische Medien von Oligarchen dominiert werden, die bestimmen, wer in ihre Fernsehsender kommt – und wer nicht...“
Ja, das waren manchmal verwirrende Zeiten, als die proukrainisch-publizistische NATO-Einheitsfront ihre Stellungen noch nicht ganz gesichert hatte!
Einen Tag später legte die Zeitung sogar nach und schrieb, dass der Oligarch Ihor Kolomoisky nicht nur Selenskyj ins Amt gehievt, sondern auch faschistische Söldner für den Kampf im Donbas angeheuert hatte:
„Auch als Kolomoisky, jetzt in der Ukraine wichtigster Wahlhelfer des neuen Präsidenten Wolodymyr Selensky, zu Beginn des Krieges gegen Russland Anfang 2014 zum Gouverneur seiner Heimat, der Region Dnipro, ernannt wurde, pflegte er den robusten Stil, der ihn zu einem der gefürchtetsten Geschäftsleute des Landes gemacht hatte. Im Kampf gegen die Russen bezahlte Kolomoisky den Aufbau der Freiwilligenbataillone ,Dnipro‘ und ,Asow‘ und bot seinen Männern 10 000 Dollar für jeden gefangenen Russen.“
Wobei mit „Russen“ vermutlich die ostukrainische Bevölkerung und deren Kämpfer gemeint sind, die das Nach-Putsch-Regime nicht anerkennen wollten.
Milliardenklau und Pandora Papers
Auch knapp zwei Jahre später konnte die SZ keine Verbesserung der Lage erkennen. „Ukraine: Korrupt wie eh und je“, so lautete am 25.2.2021 die Überschrift zu einem vernichtenden Text über das System Selenski.
„Ein funktionierender Staat braucht unabhängige Institutionen – die gibt es unter Selenskij weiterhin nicht. Im Gegenteil, 2020 unterstellte er sich faktisch die zuvor halbwegs unabhängige Zentralbank und die Generalstaatsanwaltschaft; so gut wie alle angesehenen Reformer wurden gefeuert. Der Geheimdienst SBU, die atemberaubend korrupten Gerichte, die Gremien zur Richterauswahl und -entlassung: Sie alle bleiben unangetastet.“
Das Fazit des Artikels: „Würden in der Ukraine nicht Milliarden geklaut, bräuchte das Land keine Kreditmilliarden aus dem Westen.“
Im Oktober 2021 tauchten die Pandora Papers auf. Wer führte die Hitliste der Geldwäscher und Steuerhinterzieher an? Der Tagesspiegel:
„Gleich 38 Ukrainer, so viel wie aus keinem anderen Land, werden in den sogenannten Pandora Papers genannt. Unter ihnen auch Präsident Selenski selbst...“
Aber wie gesagt: alles Vorkriegsgeschwätz! Danach gilt in deutschen Mainstreammedien das, was die alt-grünen Ukraine-Propagandisten Ralf Fücks und Marieluise Beck für ihr Zentrum Liberale Moderne als Devise ausgeben:
„Im Krieg hat Wolodymyr Selenskyj beeindruckendes Format bewiesen und ist mit seiner Regierung zum Anker für Ukrainerinnen und Ukrainer im Freiheitskampf gegen Putins perfiden Überfall geworden. Alle Kritik an seiner Politik aus der Zeit vor dem Angriff auf sein Land ist angesichts der aktuellen Situation bedeutungslos geworden.“
Journalismus im Kampfanzug
Nun ist die Ukraine über Nacht zu einem leuchtenden Hort der Freiheit und der Demokratie geworden, jetzt geht es nur noch gegen ein abgrundtief böses Putin-Dunkel-Russland, jetzt arbeitet der deutsche Mainstream-Journalismus fast nur noch im NATO-Kampfanzug. Korrespondenten bringen Kameras und Worte in Stellung, lassen Bilder und Sätze gegen den russischen Feind fliegen. So viel Artillerie, so viele Panzer, so viele Flugzeuge und Drohnen waren in deutschen Medien noch nie zu sehen! Harald Welzer und Leo Keller kommen in ihrer Medienanalyse zu dem Schluss:
„An der seit Kriegsbeginn stattfindenden normativen Umformatierung zentraler gesellschaftlicher Ziele und zivilisat...
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