
Documenta 15: Enttarnter Antisemitismus oder verkannter Antikommunismus?
07/10/22 • 10 min
Keine vorherige Ausstellung dieser Art hat dermaßen polarisiert und die Gemüter erregt, wie es dieses Mal in Kassel der Fall ist. Zwei Jahre Corona und ein mehrmonatiger Krieg in der Ukraine haben u.a. dazu geführt, dass sich warm anziehen muss, wer vorherrschende Narrative nicht tunlichst schluckt. In einem Fall wird bedingungslos schweres Kriegsgerät, im anderen Fall wegen „antisemitischer Bildsprache“ sogar ein Ende der documenta gefordert. Dabei hätte im Sinne von „lumbung“, einer gemeinschaftlich unterhaltenen Reisscheune, eine gescheite interkulturelle Kommunikation angeregt und geführt werden können. Vorerst ist anstelle von Reis weitaus mehr Spreu sicht- und erlebbar. Ein Kommentar von Rainer Werning.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
Am 24. Juni veröffentlichte die indonesische Künstlergruppe Taring Padi, deren inkriminiertes Riesenbanner mit dem Titel „People’s Justice“ wieder zurückgezogen, eingerollt und entfernt wurde, eine Stellungnahme, in der es u.a. heißt:
„Als Kollektiv von Künstler*innen, die Rassismus jeglicher Art verurteilen, sind wir schockiert und traurig über die mediale Berichterstattung, die uns als antisemitisch bezeichnet. Mit Nachdruck möchten wir unseren Respekt für alle Menschen bekräftigen, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit, Race, Religion, Gender oder ihrer Sexualität. Zum besseren Verständnis unserer Bildsprache wollen wir auf den inhaltlichen Bezug zur indonesischen Geschichte und Entstehung unseres Kunstwerks eingehen.
Das acht mal zwölf Meter große Banner People’s Justice wurde 2002 in Yogyakarta, Indonesien, von zahlreichen Mitgliedern unseres Kollektivs gemeinsam erstellt. Das Bild entstand vor dem Hintergrund der schwierigen Lebensbedingungen, die wir unter einer Militärdiktatur erfahren hatten, in der Gewalt, Ausbeutung und Zensur an der Tagesordnung waren. Wie viele unsere Kunstwerke versucht das Banner, die komplexen Machtverhältnisse aufzudecken, die hinter diesen Ungerechtigkeiten stehen. Insbesondere geht es um den Massenmord an mehr als 500.000 Menschen in Indonesien im Jahr 1965, der bis heute nicht aufgearbeitet wurde.“
Einen wahren Proteststurm lösten dabei vor allem zwei auf dem Banner dargestellte Figuren aus – eine trägt in Form eines Schweinsgesichts auf dem Schutzhelm die Inschrift „Mossad“ und die andere wird präsentiert mit Anzug, gezackten Raffzähnen, einer Zigarre im Mundwinkel und SS-Runen auf schwarzer Hutkrempe. Vor Letzterer ist ein überdimensionales, furchteinflößendes Fabelwesen platziert, welches im Sinne der Künstlergruppe womöglich den Architekten des Massenmordes Mitte der 1960er Jahre symbolisiert – nämlich General Suharto. Er war als Gebieter über das größte und bevölkerungsreichste Land Südostasiens der ausgesprochene Darling der „westlichen Wertegemeinschaft“. Da sein Vorgänger und Staatsgründer Ahmed Sukarno von eben dieser „Wertegemeinschaft“ verdächtigt wurde, sich allzu stark gen Volksrepublik China zu orientieren, galt er als unsicherer Kantonist.
Zumal in Zeiten des Kalten Krieges: Der geballte „Westen“ – angeführt von den USA, Großbritannien, Australien bis hin zur Bundesrepublik und Israel – stand dem Putschgeneral Suharto politisch, wirtschaftlich, militärisch eng zur Seite. Auch und gerade, was die geheimdienstliche Unterstützung seitens eben dieser Staaten betraf. Was aus Sicht von Taring Padi und in deren derber Zurichtung einem „Schweinesystem“ entspricht, wo die entsprechenden „Schweine“ ungeschminkt als solche dargestellt werden.
Was den Mossad betrifft, so verwaltete er nach der Machtübernahme durch General Suharto die Beziehungen Israels zu Indonesien. Das Wissen um die Massaker und die Hintermänner hinderte den Geheimdienst nicht daran, im Rahmen einer geheimen Initiative namens „Haus und Garten“ wirtschaftliche und sicherheitspolitische Beziehungen zu dem Militärregime in Jakarta aufzubauen. Indonesien wurde aus Sicherheitsgründen ein Codename gegeben; gelegentlich wurde auch der Name „Südkorea“ verwendet.
Laut Recherchen des israelischen Menschenrechtsanwalts Eitay Mack[1] knüpfte der Mossad Kontakte mit dem indonesischen Militärregime, um gemeinsame Handelsprojekte in die Wege zu leiten und bilaterale Austausch- und Besuchsprogramme von Beamten und Militärs zu organisieren, die freilich unter strengster Geheimhaltung stattfanden. In dem Dokument, das der Mossad am 6. April 1967 im Vorfeld des Besuchs einer indonesischen Delegation erstellte, hieß es:
„Wir wissen wenig üb...
Keine vorherige Ausstellung dieser Art hat dermaßen polarisiert und die Gemüter erregt, wie es dieses Mal in Kassel der Fall ist. Zwei Jahre Corona und ein mehrmonatiger Krieg in der Ukraine haben u.a. dazu geführt, dass sich warm anziehen muss, wer vorherrschende Narrative nicht tunlichst schluckt. In einem Fall wird bedingungslos schweres Kriegsgerät, im anderen Fall wegen „antisemitischer Bildsprache“ sogar ein Ende der documenta gefordert. Dabei hätte im Sinne von „lumbung“, einer gemeinschaftlich unterhaltenen Reisscheune, eine gescheite interkulturelle Kommunikation angeregt und geführt werden können. Vorerst ist anstelle von Reis weitaus mehr Spreu sicht- und erlebbar. Ein Kommentar von Rainer Werning.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
Am 24. Juni veröffentlichte die indonesische Künstlergruppe Taring Padi, deren inkriminiertes Riesenbanner mit dem Titel „People’s Justice“ wieder zurückgezogen, eingerollt und entfernt wurde, eine Stellungnahme, in der es u.a. heißt:
„Als Kollektiv von Künstler*innen, die Rassismus jeglicher Art verurteilen, sind wir schockiert und traurig über die mediale Berichterstattung, die uns als antisemitisch bezeichnet. Mit Nachdruck möchten wir unseren Respekt für alle Menschen bekräftigen, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit, Race, Religion, Gender oder ihrer Sexualität. Zum besseren Verständnis unserer Bildsprache wollen wir auf den inhaltlichen Bezug zur indonesischen Geschichte und Entstehung unseres Kunstwerks eingehen.
Das acht mal zwölf Meter große Banner People’s Justice wurde 2002 in Yogyakarta, Indonesien, von zahlreichen Mitgliedern unseres Kollektivs gemeinsam erstellt. Das Bild entstand vor dem Hintergrund der schwierigen Lebensbedingungen, die wir unter einer Militärdiktatur erfahren hatten, in der Gewalt, Ausbeutung und Zensur an der Tagesordnung waren. Wie viele unsere Kunstwerke versucht das Banner, die komplexen Machtverhältnisse aufzudecken, die hinter diesen Ungerechtigkeiten stehen. Insbesondere geht es um den Massenmord an mehr als 500.000 Menschen in Indonesien im Jahr 1965, der bis heute nicht aufgearbeitet wurde.“
Einen wahren Proteststurm lösten dabei vor allem zwei auf dem Banner dargestellte Figuren aus – eine trägt in Form eines Schweinsgesichts auf dem Schutzhelm die Inschrift „Mossad“ und die andere wird präsentiert mit Anzug, gezackten Raffzähnen, einer Zigarre im Mundwinkel und SS-Runen auf schwarzer Hutkrempe. Vor Letzterer ist ein überdimensionales, furchteinflößendes Fabelwesen platziert, welches im Sinne der Künstlergruppe womöglich den Architekten des Massenmordes Mitte der 1960er Jahre symbolisiert – nämlich General Suharto. Er war als Gebieter über das größte und bevölkerungsreichste Land Südostasiens der ausgesprochene Darling der „westlichen Wertegemeinschaft“. Da sein Vorgänger und Staatsgründer Ahmed Sukarno von eben dieser „Wertegemeinschaft“ verdächtigt wurde, sich allzu stark gen Volksrepublik China zu orientieren, galt er als unsicherer Kantonist.
Zumal in Zeiten des Kalten Krieges: Der geballte „Westen“ – angeführt von den USA, Großbritannien, Australien bis hin zur Bundesrepublik und Israel – stand dem Putschgeneral Suharto politisch, wirtschaftlich, militärisch eng zur Seite. Auch und gerade, was die geheimdienstliche Unterstützung seitens eben dieser Staaten betraf. Was aus Sicht von Taring Padi und in deren derber Zurichtung einem „Schweinesystem“ entspricht, wo die entsprechenden „Schweine“ ungeschminkt als solche dargestellt werden.
Was den Mossad betrifft, so verwaltete er nach der Machtübernahme durch General Suharto die Beziehungen Israels zu Indonesien. Das Wissen um die Massaker und die Hintermänner hinderte den Geheimdienst nicht daran, im Rahmen einer geheimen Initiative namens „Haus und Garten“ wirtschaftliche und sicherheitspolitische Beziehungen zu dem Militärregime in Jakarta aufzubauen. Indonesien wurde aus Sicherheitsgründen ein Codename gegeben; gelegentlich wurde auch der Name „Südkorea“ verwendet.
Laut Recherchen des israelischen Menschenrechtsanwalts Eitay Mack[1] knüpfte der Mossad Kontakte mit dem indonesischen Militärregime, um gemeinsame Handelsprojekte in die Wege zu leiten und bilaterale Austausch- und Besuchsprogramme von Beamten und Militärs zu organisieren, die freilich unter strengster Geheimhaltung stattfanden. In dem Dokument, das der Mossad am 6. April 1967 im Vorfeld des Besuchs einer indonesischen Delegation erstellte, hieß es:
„Wir wissen wenig üb...
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Sind wir eine kranke Angstgesellschaft?
Wie ist es zu erklären, dass auf der einen Seite in unserer Gesellschaft eine Kleinigkeit (z. B. die Frage „Wo kommst du denn her?“ an einen dunkelhäutigen Menschen) wütende Diskriminierungsvorwürfe auslöst, auf der anderen Seite aber auf dem Höhepunkt der Coronakrise sogar Medien, Intellektuelle und Politiker in aller Öffentlichkeit gegen Menschen, die sich nicht gegen Corona haben impfen lassen, in der übelsten Weise gehetzt haben – und hetzen konnten? Und zwar so, dass wahrscheinlich der juristische Tatbestand der Volksverhetzung massenhaft gegeben war – und vermutlich 2019 auch noch Staatsanwälte auf den Plan gerufen hätte. Der Arzt und Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz, berühmt geworden durch sein Buch „Gefühlsstau“, analysiert in seinem neuen Buch „Angstgesellschaft“ die seiner Meinung nach dahinterstehende Psychodynamik. Auch in diesem Buch spielt der von ihm geprägte Begriff „Gefühlsstau“ eine zentrale Rolle. Unser Autor Udo Brandes hat es für die NachDenkSeiten gelesen.
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Maaz’ zentrale Begriffe und analytische Kategorien sind die Begriffe Frühstörung, Selbstentfremdung und ein sich daraus ergebender Gefühlsstau sowie der Begriff der Normopathie. Unter Normopathie versteht Maaz (S. 29)
„eine pathologische Gesellschaftsentwicklung, in der das Gestörte, das Falsche für normal gehalten wird, weil die Gesellschaft von einer Mehrheit der Frühentfremdeten gestaltet wird.“
Eine Frühentfremdung: Damit meint Maaz eine Traumatisierung in der frühen Kindheit, die das emotional wie praktisch hochgradig von den Eltern abhängige Kind zwingt, seine wirklichen Gefühle (also zum Beispiel eine berechtigte Wut auf die Eltern, weil diese es schlagen) zu unterdrücken und sich von seinem „wahren Selbst“ zu entfremden – und diese Gefühle nicht mehr bewusst wahrzunehmen. Was die Gefühle als solche aber nicht beseitigt bzw. erledigt. Sie sind unbewusst nach wie vor vorhanden. Dies führe zu einem Gefühlsstau, der ohne die Aufarbeitung der Frühtraumatisierung nicht abgebaut werden könne und deshalb immer wieder kompensiert werden müsse, solange dies nicht geschehen sei.
Eine Gesellschaft, in der das Falsche, Kranke als Normalität angesehen wird
Die frühen Traumatisierungen teilt Maaz in unterschiedliche Kategorien auf, wie zum Beispiel Mutterbedrohung, Muttervergiftung, Muttermangel oder Vaterflucht und Vatererpressung usw. Je nachdem wie jemand frühgestört ist, reagiert er dann, so Maaz, unterschiedlich in der Coronakrise auf die staatlichen Maßnahmen und den gesellschaftlichen Druck zur Impfung. Er bildet auch da wieder Kategorien wie zum Beispiel die Vertrauenden, die Naiven und Gläubigen, die Unsicheren, die Bequemen usw. Unsere Gesellschaft sieht Maaz als eine normopathische Gesellschaft, in der das Falsche, Kranke als Normalität angesehen wird (siehe das Zitat oben). Unsere Gesellschaft sei deshalb sehr anfällig für Extremismus (S. 30):
„In Krisenzeiten verlieren die individuellen Lebensformen ihre kompensierende Bedeutung (damit mein Maaz zum Beispiel Konsum; UB) und fokussieren sich auf Führung und Rettung. Die Normopathen werden dann zum mehrheitlichen Heer der Mitläufer und der Schritt zum Mittäter für falsches, verlogenes bis verbrecheriches Handeln in der Gefolgschaft und im Dienste der Herrschaft ist nur noch sehr klein. (…) So soll das Falsche mit noch mehr Falschem betäubt werden. In diesem Zustand befindet sich die Pandemie-Angstgesellschaft. Der Impfstoff ist zur Droge pervertiert, dessen Fragwürdigkeit durch immer mehr Boostern verleugnet wird.“
Für Maaz sind Normopathien
„extremistische gesellschaftliche Fehlentwicklungen, die sich mehrheitlich aus der Verstörung der Frühtraumatisierung bilden. Auch eine Demokratie kann zu einer normopathischen Diktatur einer Mehrheit über Minderheiten werden, wenn durch eine Angst-Herrschaft den Selbstentfremdeten eine illusionäre Rettung ständig suggeriert wird“ (S. 31).
Die Schlussfolgerung von Maaz (S. 38):
„Wir können die Demokratie nur retten oder notwendigerweise weiterentwickeln, wenn jeder von uns bemüht ist, seine Frühängste zu begreifen und den Gefühlsstau abzutragen.“
Corona-Angst aus psychiatrischer Sicht
Maaz hat als Psychiater immer wieder die Erfahrung gemacht, dass es einen Übergang ...
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Die Fehlentscheidungen und Falschaussagen der USA bei den Kriegen gegen Irak und Libyen als Warnsignal für Europa in Zeiten der Ukraine-Krise
Vor dem Hintergrund des russischen Krieges in der Ukraine und den maßgeblich von den USA gesteuerten Reaktionen der NATO und der EU ist es angeraten, sich über mögliche Konsequenzen für Europa Gedanken zu machen, vor allen Dingen für den Fall, dass sich Washingtons Position aus nationalem Interesse ändert. Im Folgenden wird anhand von einigen Beispielen aufgezeigt und erinnert, mit welcher Selbstverständlichkeit die US-Administration und auch führende Politiker nach dem Eingeständnis schwerwiegender Fehlentscheidungen einfach zur Tagesordnung übergehen, ohne politische Konsequenzen zu ziehen und ohne über die Folgen für ihre eigenen Verbündeten nachzudenken. Von Jürgen Hübschen.
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Beispiele für politische Fehlentscheidungen
Der Krieg in Afghanistan 2001-2021
Als Vergeltung für die Terroranschläge des 11. September 2001 führten die USA mit Unterstützung der NATO und anderer Verbündeter eine Militäroperation gegen die in Afghanistan herrschenden Taliban mit der Begründung durch, sie würden den für den Anschlag verantwortlichen Terroristen Unterschlupf gewähren. Den eigentlichen Kampfauftrag beendeten die USA im Dezember 2014 und wechselten in eine Unterstützungsoperation. Eine vorherige Absprache mit der NATO fand nicht statt. Als sich immer mehr abzeichnete, dass die Taliban erneut auf dem Wege zur Machtübernahme sind und Friedensgespräche wenig erfolgreich erschienen, beendeten die USA im August 2021 die gesamte Afghanistan-Operation und zogen – ohne vorherige Rücksprache mit ihren Verbündeten und der afghanischen Regierung – alle US-Truppen ab und ließen das völlig destabilisierte Land völlig auf sich gestellt zurück.
Die amerikanischen Sanktionen gegen den Irak nach der Operation „Desert Storm“ 1991 und die Bewertung durch die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright
Im August 1990 marschierten irakische Truppen völkerrechtswidrig in das benachbarte Kuwait ein und besetzten das Emirat. Nachdem die USA im Weltsicherheitsrat auf der Basis von zwei gefälschten Videos das Mandat erhalten hatten, auch militärische Maßnahmen gegen den Irak zu ergreifen, um Kuwait zu befreien, begann im Januar 1991 die von den USA angeführte „Operation Desert Storm“. Nach dem Rückzug der irakischen Truppen aus dem Emirat und dem erfolgreichen Ende des Militäreinsatzes verhängten die USA mit Unterstützung der „Koalition der Willigen“ massive Sanktionen gegen den Irak. Die Folgen waren für die Bevölkerung verheerend. Die Vereinten Nationen versuchten das Leid der Bevölkerung durch das Programm „Oil for Food“ zu lindern, indem humanitäre Maßnahmen durch Ölverkäufe des Irak finanziert werden sollten. Das Programm funktionierte aber nicht, weil zu viele Produkte auf der Sanktionsliste der USA standen und deswegen nicht importiert werden durften. Krebspatienten bekamen keine Medikamente mehr, für Nierenkranke stand keine Dialyse mehr zur Verfügung und tausende von Kindern starben an den Folgen von Hunger und Krankheiten. Der Sonderbeauftragte der UNO für das „Oil for Food“-Programm, der deutsche Diplomat Hans-Christof Graf von Sponeck, trat aus Protest wegen den von den USA verhängten Sanktionen von seinem Amt zurück, um sich nicht mitschuldig zu machen.
Mitverantwortlich für die amerikanischen Sanktionen war die US-Politikerin Madeleine Albright, 1993-1997 UN-Botschafterin der Vereinigten Staaten und von 1997-2001 Außenministerin der USA. Am 23. März dieses Jahres ist Madeleine Albright verstorben. Nach dem Prinzip „De mortuis nihil, nisi bene“ äußerten sich westliche Politiker überschwänglich zur Lebensleistung von Madeleine Albright und priesen sie geradezu als eine Lichtgestalt für zukünftige Generationen von Politikern. Normalerweise handele ich auch nach dem angesprochenen Grundsatz, sehe mich aber im konkreten Fall dazu nicht in der Lage.
Am 12. Mai 1996 führte die amerikanische Journalistin Leslie Stahl im US-Sender CBS ein 60-minütiges Interview mit Madeleine Albright und fragte sie u.a. zu den Folgen der von den USA verhängten Sanktionen gegen den Irak:
Leslie Stahl: “We have heard that a half million children have died (as a result of sanctions against Iraq). I mean, that is more children than died in Hiroshima. And, you know, is the price worth it?”
Madeleine Albright: “I think this is a very hard choice, but the price, we think the price is worth ...
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