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NachDenkSeiten – Die kritische Website - Antisemitin des Tages: Greta Thunberg. Ja geht’s noch?

Antisemitin des Tages: Greta Thunberg. Ja geht’s noch?

11/21/23 • 11 min

NachDenkSeiten – Die kritische Website

Wir haben die Mantras noch in den Ohren: Selbstverständlich darf man Israel kritisieren! Die Kritik an Israels Palästinapolitik ist nicht automatisch mit Antisemitismus gleichzusetzen! Pustekuchen! Wenn sich jemand, der in der Öffentlichkeit steht und dessen Worten von den Medien eine gewisse Bedeutung zugeschrieben wird, sich tatsächlich die Freiheit nimmt, die Unterdrückung der Palästinenser durch Israel zu kritisieren, befindet er sich sofort im Fadenkreuz der Schreibtischsniper. Es geht um die Deutungshoheit und da verstehen die Leitartikler keinen Spaß und kennen weder Anstand noch Gnade. Diese Erfahrung musste nun die – jetzt wohl zumindest für Deutschland „ehemalige“ – Ikone der Klimabewegung, Greta Thunberg, machen. Die sich selbst als „linkliberal“ verstehenden Haltungsjournalisten von SPIEGEL und Co. zeigen, dass sie es in Sachen Boshaftigkeit mühelos mit rechten Forenschreibern aufnehmen können, die Thunberg schon seit langem ganz oben auf ihrer Abschussliste haben. Ein Kommentar von Jens Berger.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Der Hauptstadtjournalismus hat ein neues Opfer gefunden – Greta Thunberg. Galt die schwedische Klimaaktivistin den Meinungsmachern des Mainstreams bis vor kurzem noch als engelsgleiche Prophetin einer unbequemen Wahrheit, so scheint sie nun sogar Sahra Wagenknecht als mediale Inkarnation der Leibhaftigen abgelöst zu haben. Der aktuelle SPIEGEL widmet der „Greta-Frage“ als Titelthema gleich ganze 14 Seiten; 14 Seiten, auf denen sich der SPIEGEL fragt, ob die Schwedin „Antisemitin oder einfach nur naiv“ ist und die Antwort trotz Fragezeichen gleich mitbringt: Ja, das Vorbild unserer Kinder ist eine Antisemitin. Was hat Thunberg verbrochen, wird man sich nun fragen. Doch auf diese Frage findet man auch nach mehrfacher Lektüre der SPIEGEL-Titelstory keine Antwort.

Startschuss der Kampagne war ein Beitrag, den Thunberg am 20. Oktober in den sozialen Netzwerken verfasst hat und in dem sie zusammen mit drei anderen Klimaaktivistinnen ihre Solidarität mit den Palästinensern ausdrückte und einen Waffenstillstand fordert. Was ist daran antisemitisch? Nichts. Findige Investigativjournalisten entdeckten jedoch einen Stofftierkraken und „das Bild des Kraken, dessen Tentakel die Welt umspannen, [sei] eine Chiffre, die direkt an die antisemitische NS-Propaganda anschließt“. Fall geklärt. Thunberg ist eine Antisemitin, die über geheime Chiffren unsere Kinder zum Judenhass aufstachelt. Später erklärte Thunberg erstaunt, dass es sich bei dem Stofftier um ein Therapiemittel für autistische Kinder handele. Aber das ließen die Inquisitoren der Medien nicht gelten. Laut WELT seien dies „schon recht große Zufälle, zumal unter der Krake [ein] Kissen mit Pilzen zu sehen [sei] und eines der bekanntesten Propagandabücher der Nazis hieß: ́Der Giftpilz ́“. Wie abartig kann Journalismus sein?

In dieser Qualität gingen die Vorwürfe dann weiter und sie fanden für die Meinungsmacher letzte Woche auf einer Klimademo in Amsterdam ihre Bestätigung. Da stand Thunberg mit einer Kufiya auf der Bühne und sagte, die Klimaschutzbewegung habe die Pflicht, „auf die Stimmen jener zu hören, die unterdrückt sind und für Frieden und Gerechtigkeit kämpfen“. Sie haben richtig gelesen. Dieses Zitat wird im SPIEGEL-Artikel tatsächlich als Beleg für eine antisemitische Grundhaltung Thunbergs herangezogen. Später skandierte Thunberg noch „Keine Klimagerechtigkeit in einem besetzten Land“, was – und hier wird es für die Meinungsmacher kritisch – von den Amsterdamer Demonstranten bejubelt wurde. Aber zurück zur „Greta-Frage“: Was ist daran antisemitisch? Dass die Palästinensergebiete von Israel besetzt sind, ist Fakt und völkerrechtlich unumstritten.

Auch die SPIEGEL-Redakteure wissen, dass ihre Vorwürfe gegen Thunberg keine Basis haben. Daher drehen sie die Anklage rhetorisch um. Nicht das, was Thunberg sagt, sei Ausweis für ihren Antisemitismus, sondern das, was sie nicht sagt. Im SPIEGEL-Artikel liest sich das dann folgendermaßen ...

Aber die Existenz des Staates Israel ist nicht verhandelbar. Jüdinnen und Juden werden seit Jahrhunderten verfolgt. Allein im Holocaust wurden sechs Millionen von ihnen umgebracht. Wer wie Greta Thunberg das Leid der israelischen Frauen unterschlägt, die am 7. Oktober vor den Augen ihrer Kinder von Hamas-Kämpfern vergewaltigt wurden, das Leid der Familien, deren Kinder vor den Augen ihrer Eltern getötet wurden, wer dieses Leid unterschlägt, weil die Opfer Israelis waren, Jüdinnen und Juden, der begibt sich in die geistige Nähe zum Antisemitismus. Mindestens.
Aus „Die Greta-Frage“,

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Wir haben die Mantras noch in den Ohren: Selbstverständlich darf man Israel kritisieren! Die Kritik an Israels Palästinapolitik ist nicht automatisch mit Antisemitismus gleichzusetzen! Pustekuchen! Wenn sich jemand, der in der Öffentlichkeit steht und dessen Worten von den Medien eine gewisse Bedeutung zugeschrieben wird, sich tatsächlich die Freiheit nimmt, die Unterdrückung der Palästinenser durch Israel zu kritisieren, befindet er sich sofort im Fadenkreuz der Schreibtischsniper. Es geht um die Deutungshoheit und da verstehen die Leitartikler keinen Spaß und kennen weder Anstand noch Gnade. Diese Erfahrung musste nun die – jetzt wohl zumindest für Deutschland „ehemalige“ – Ikone der Klimabewegung, Greta Thunberg, machen. Die sich selbst als „linkliberal“ verstehenden Haltungsjournalisten von SPIEGEL und Co. zeigen, dass sie es in Sachen Boshaftigkeit mühelos mit rechten Forenschreibern aufnehmen können, die Thunberg schon seit langem ganz oben auf ihrer Abschussliste haben. Ein Kommentar von Jens Berger.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Der Hauptstadtjournalismus hat ein neues Opfer gefunden – Greta Thunberg. Galt die schwedische Klimaaktivistin den Meinungsmachern des Mainstreams bis vor kurzem noch als engelsgleiche Prophetin einer unbequemen Wahrheit, so scheint sie nun sogar Sahra Wagenknecht als mediale Inkarnation der Leibhaftigen abgelöst zu haben. Der aktuelle SPIEGEL widmet der „Greta-Frage“ als Titelthema gleich ganze 14 Seiten; 14 Seiten, auf denen sich der SPIEGEL fragt, ob die Schwedin „Antisemitin oder einfach nur naiv“ ist und die Antwort trotz Fragezeichen gleich mitbringt: Ja, das Vorbild unserer Kinder ist eine Antisemitin. Was hat Thunberg verbrochen, wird man sich nun fragen. Doch auf diese Frage findet man auch nach mehrfacher Lektüre der SPIEGEL-Titelstory keine Antwort.

Startschuss der Kampagne war ein Beitrag, den Thunberg am 20. Oktober in den sozialen Netzwerken verfasst hat und in dem sie zusammen mit drei anderen Klimaaktivistinnen ihre Solidarität mit den Palästinensern ausdrückte und einen Waffenstillstand fordert. Was ist daran antisemitisch? Nichts. Findige Investigativjournalisten entdeckten jedoch einen Stofftierkraken und „das Bild des Kraken, dessen Tentakel die Welt umspannen, [sei] eine Chiffre, die direkt an die antisemitische NS-Propaganda anschließt“. Fall geklärt. Thunberg ist eine Antisemitin, die über geheime Chiffren unsere Kinder zum Judenhass aufstachelt. Später erklärte Thunberg erstaunt, dass es sich bei dem Stofftier um ein Therapiemittel für autistische Kinder handele. Aber das ließen die Inquisitoren der Medien nicht gelten. Laut WELT seien dies „schon recht große Zufälle, zumal unter der Krake [ein] Kissen mit Pilzen zu sehen [sei] und eines der bekanntesten Propagandabücher der Nazis hieß: ́Der Giftpilz ́“. Wie abartig kann Journalismus sein?

In dieser Qualität gingen die Vorwürfe dann weiter und sie fanden für die Meinungsmacher letzte Woche auf einer Klimademo in Amsterdam ihre Bestätigung. Da stand Thunberg mit einer Kufiya auf der Bühne und sagte, die Klimaschutzbewegung habe die Pflicht, „auf die Stimmen jener zu hören, die unterdrückt sind und für Frieden und Gerechtigkeit kämpfen“. Sie haben richtig gelesen. Dieses Zitat wird im SPIEGEL-Artikel tatsächlich als Beleg für eine antisemitische Grundhaltung Thunbergs herangezogen. Später skandierte Thunberg noch „Keine Klimagerechtigkeit in einem besetzten Land“, was – und hier wird es für die Meinungsmacher kritisch – von den Amsterdamer Demonstranten bejubelt wurde. Aber zurück zur „Greta-Frage“: Was ist daran antisemitisch? Dass die Palästinensergebiete von Israel besetzt sind, ist Fakt und völkerrechtlich unumstritten.

Auch die SPIEGEL-Redakteure wissen, dass ihre Vorwürfe gegen Thunberg keine Basis haben. Daher drehen sie die Anklage rhetorisch um. Nicht das, was Thunberg sagt, sei Ausweis für ihren Antisemitismus, sondern das, was sie nicht sagt. Im SPIEGEL-Artikel liest sich das dann folgendermaßen ...

Aber die Existenz des Staates Israel ist nicht verhandelbar. Jüdinnen und Juden werden seit Jahrhunderten verfolgt. Allein im Holocaust wurden sechs Millionen von ihnen umgebracht. Wer wie Greta Thunberg das Leid der israelischen Frauen unterschlägt, die am 7. Oktober vor den Augen ihrer Kinder von Hamas-Kämpfern vergewaltigt wurden, das Leid der Familien, deren Kinder vor den Augen ihrer Eltern getötet wurden, wer dieses Leid unterschlägt, weil die Opfer Israelis waren, Jüdinnen und Juden, der begibt sich in die geistige Nähe zum Antisemitismus. Mindestens.
Aus „Die Greta-Frage“,

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undefined - Demonstration: Ein Zeichen für den Frieden setzen

Demonstration: Ein Zeichen für den Frieden setzen

Die Friedensdemonstration am 25. November in Berlin ist ein wichtiger Termin, um die Eskalationsgefahr am Rande des Atomkriegs zu verdeutlichen. Hier werden nochmals einige Gründe für die Dringlichkeit der Situation beschrieben. Von Bernhard Trautvetter.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Die nuklearen Angriffssysteme, die die USA/NATO möglichst bald für die Stationierung in Deutschland vorgesehen haben, steigern die Gefahr eines Atomkriegs aus Versehen: Die minutenkurze Flugzeit der Hyperschallraketen »Dark Eagle« lassen Militärs aufseiten eines mit diesen Systemen bedrohten Staates kaum mehr Zeit für die Überprüfung eines eventuellen Fehlalarms auf ihren Radarschirmen. Die »Dark Eagle«-Systeme sollen über 6000 km/h erreichen; die wenigen Flugminuten bis nach Russland zwingen die Gegenseite dazu, unverzüglich den Vergeltungsschlag auszulösen, ehe ein entsprechender Angriff ihre Raketensilos und Kommandozentralen zerstört.

Das NATO-Argument, Russland habe auch Hyperschallraketen, ist so zutreffend wie manipulativ: Es kommt bei solchen Arsenalen darauf an, wo sie stehen und wen sie bedrohen. Die russischen Raketen stehen nicht vor der US-Küste, was etwa dann der Fall wäre, wenn sie auf Kuba ständen. Die umgekehrte Kuba-Krise wird von der NATO in Kauf genommen, obwohl sie damit eine Neuauflage einer Nuklearkrise auslöst, die zur gefährlichsten Situation des Kalten Krieges führte. 1962 drohte US-Präsident Kennedy mit Atomschlägen gegen nukleare Angriffspotentiale der Sowjetunion unmittelbar vor US-amerikanischem Staatsgebiet.

Neben der Gefahr eines absichtlich ausgelösten Nuklearkrieges steigert die NATO-Nuklear-Strategie die Gefahr eines nuklearen Infernos durch menschliche Fehlreaktionen im Falle eines Atomalarms, der keine Zeit für überlegte Reaktionen mehr erlaubt. Die lebensbedrohliche Situation wird dadurch weiter gesteigert, dass die Raketen und die Tarnkappenbomber F 35 mit den neu entwickelten nuklearen Angriffssystemen B 61-12 kombiniert stationiert werden. Die B 61-12 ist keine reine Fallbombe, sondern sie wird ab einer gewissen Fallhöhe zur eigenständigen Zielfindungsrakete mit hoher Genauigkeit und gestufter Sprengkraft sowie mit einer bunkerbrechenden Durchschlagskraft. Dieses Arsenal nennt US-General Cartwright ‚gebrauchsfreudig‘ – „more usable“.

Die Schwelle zum Atomkrieg wird von der NATO so massiv gesenkt, wie das schon in den 1980er Jahren mit den Pershing II der Fall war, als die dadurch generierte Gefahr Millionen Menschen zu Friedensdemonstrationen mobilisierte. Das ist nun, 40 Jahre später, so dringend notwendig wie damals, als unter anderem der Druck der Friedensbewegung dazu führte, dass die Pershings wieder abgezogen wurden, nachdem die NATO mit der Sowjetunion den INF-Vertrag unterzeichnet hatte, aus dem die NATO in der Regierungszeit von US-Präsidnet Donald Trump 2019 ausstieg.

Kriegsgefahr wächst rapide

Die kritischen Nuklearwissenschaftler sehen die Welt so nahe am Abgrund eines finalen Krieges, wie seit Hiroshima nicht. Ihre Weltuntergangsuhr ist nicht mehr fünf vor zwölf, sondern 90 Sekunden vor Stunde Null. Sie begründen das mit dem Stand der Hoch- und Atomrüstung, mit den internationalen Spannungen sowie mit den Gefahren, die sich aus der ökologischen Katastrophe ergeben können. Das Mitteilungsblatt der Wissenschaftler – The Bulletin – sprach am 8.11.2023 von US-Arsenalen für die ‚Kriegsführung‘ und nicht für die der Öffentlichkeit gegenüber propagierte Strategie der ‚Abschreckung‘.

Diese Formulierung passt zur Wortwahl von Minister Boris Pistorius, der eine sogenannte „Kriegstüchtigkeit“ in den neuen verteidigungspolitischen Richtlinien des Bundesministeriums für „Verteidigung“ einfordert. In einem

Nächste Episode

undefined - Weihnachten ohne Russen

Weihnachten ohne Russen

Die Bundesregierung baut fleißig an einer Mauer gegen Russland. Für Russen, die nach Deutschland wollen, gibt es seit Ende 2022 verschärfte Visa-Bestimmungen. Das heißt monatelange Wartezeiten, bürokratische Entwürdigungen, Umwege auf dem Weg nach Deutschland und erhöhte Kosten. Von Ulrich Heyden.

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Ach, was waren das für herrliche Zeiten! Anfang der 1990er-Jahre wurden in Berlin auf den Straßen russische Militär- und Fellmützen verkauft. Eine russische Mütze zu tragen war keine Schande, sondern Spaß. Alle waren im Russland-Rausch. In Intellektuellen-Kreisen war Wodkatrinken angesagt. Und dann zogen die Russen auch noch ihre Truppen ab!

30 Jahre später ist die Stimmung der 1990er in ihr Gegenteil gekippt. Ohne Protest aus der deutschen Zivilgesellschaft hat der deutsche Staat verschärfte Visa-Bestimmungen für Russen eingeführt. Die Folgen sind für den russischen Tourismus fatal. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es von Januar bis Mai 2023 nur 52.000 russische Touristen in Deutschland. Im Jahr 2019 waren es im gleichen Zeitraum noch 365.000 russische Touristen.

Reisende können zur Völkerverständigung beitragen. Aber eben das scheint nicht erwünscht. Über Russen will man in Deutschland heute nur noch abstrakt reden. Lebende Vertreter der russischen Gesellschaft tauchen deshalb auch nicht in Fernsehtalkshows auf. Auch der Kreis der Deutschen, die wissen, wie man in Russland heute lebt, wird immer kleiner. Das ist gut für die Rüstungskonzerne. Die können so besser das Feindbild pflegen.

Ein Russe will kein Bittsteller sein

Eine deutsche Bekannte, die wie ich seit über 30 Jahren in Moskau lebt, erzählte mir, wie sich die Abschaffung der Visa-Erleichterungen auf ihr Familienleben auswirkt. Die Deutsche, die ihren Namen nicht in einem Internetportal sehen will, ist seit sieben Jahren mit einem Russen verheiratet.

„Bis 2017 bin ich mit meinem Mann Weihnachten jedes Jahr nach Deutschland gefahren. Wir haben Verwandte abgeklappert“, erzählt die Bekannte. Doch die verschärften Visa-Bestimmungen hätten dazu geführt, dass ihr Mann kein Interesse mehr an Deutschland hat. „Er will sich nicht als Bittsteller anstellen.“ Ihre Verwandten in Deutschland bedauerten das. Notgedrungen hat sich meine Bekannte entschlossen, in diesem Jahr zu Weihnachten die Verwandten in Deutschland ohne ihren Mann zu besuchen. Silvester will sie dann aber wieder in Moskau sein.

Große Unkenntnis über Russland

Der Wissensstand ihrer Freunde und Verwandten in Deutschland gehe immer mehr zurück, erzählte meine Bekannte. Dabei müssten sie eigentlich über Russland Bescheid wissen. Ihre ehemalige Schulfreundin ist Mitglied der Partei „Die Linke“, gucke aber nur Tagesschau. Und da erfahre sie nichts über den wirklichen Alltag in Russland. Als sie sich das letzte Mal sahen, fragte die Freundin: „Na, wie lange macht es Putin noch? Wann hüpft er in die Kiste?“ Da war die Langzeit-Moskauerin, die gar keine fanatische Putin-Anhängerin ist, schockiert. Wie ein Russland ohne Putin aussehen würde, davon habe ihre Freundin leider keinerlei Vorstellung.

Meine Moskauer Bekannte fühlt sich von Deutschland nicht gut behandelt und ist verbittert. Dabei hat sie jahrelang für deutsche Fernsehsender geackert. Da sie in Brandenburg aufwuchs und perfekt Russisch spricht, hat meine Bekannte jahrelang journalistische Zuarbeit für deutsche Fernsehsender geleistet. Außerdem hat sie für deutsche Fernsehteams die Einfuhr von Fernsehtechnik beim russischen Zoll abgewickelt.

Mitarbeiter deutscher Firmen in Moskau betroffen

Auch für die in Russland verbliebenen deutschen Firmen sind die Visa-Verschärfungen ein großes Problem. Aus Kreisen der deutschen Wirtschaft in Moskau hörte ich von dem Fall einer langjährigen russischen Mitarbeiterin einer deutschen Firma, die vom deutschen Konsulat kein Visum für eine Dienstreise nach Deutschland bekam. Die Dame hat sich dann bemüht, bei einem südeuropäischen EU-Mitglied ein Schengen-Visum zu bekommen, um doch noch nach Deutschland einreisen zu können. Ob es geklappt hat, ist mir nicht bekannt.

Über Österreich, Italien, Griechenland oder Spanien nach Deutschland zu fahren, ist zurzeit für Russen, die beim deutschen Konsulat in Moskau aus irgendeinem Grund kein Visum bekommen oder denen die Wartezeiten zu lang sind, die einzige Möglichkeit, doch noch ans Ziel zu gelangen.

Die russische Regierung hat auf die deutschen Visa-Verschärfungen für Russen bisher nicht reagiert. Eine spiegelbildliche Antwort, wie man sie bei der Abschiebung von deutschen Diplomaten anwandte, gab es bisher nicht.

Noch reisen Deutsche nach Russland. Wie ich aus Unternehmerkreisen erfuhr, sieht man auf Empfängen der deutschen Wirtschaft in Moskau häufig Deutsche und Österreicher, die nicht ständig in Moskau leben.

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