
Über Typografie
12/08/21 • 54 min
Schrift ist eine Kulturleistung, ein geniales System – und wir Alle nutzen sie. In dieser Episode von „Nägel und Köpfe“ hat unsere Host Petra Neftel zwei Experten der Typografie zu Gast.
Friedrich Althausen ist Illustrator, Kalligraf und Schriftgestalter im Berliner Monotype Studio. Beteiligt an Typoprojekten für große Brands wie auch der Helvetica Now beherrscht er sein Handwerk perfekt und kreiert neue Schriften. Erik Spiekermann ist eine Legende: Einer der bekanntesten deutschen Grafikdesigner, Schriftenentwerfer, Setzer, Drucker, Kunsthistoriker und Autor. Seinen Lehrauftrag hat Erik gerade an den Nagel gehängt, nachdem er Generationen von Gestaltern geprägt hat.
Sprachgewaltig – und inhaltlich nicht in eine Headline zu packen – machen uns die beiden eine ganz neue Welt auf: Form und Gegenform, Optische Größen, das Auge vom kleinen ‚e‘, der Kontrast und Rhythmus von Schrift, variable Fonts und die Frage, ob es das ‚ß‘ auch als Versalie gibt (mögen muss man es deshalb noch lange nicht). Außerdem gibt es DIY-Tipps für Schreibwerkzeug und eine ganze Menge Anekdoten - von Mäusedarm und Katzenhaar bis Rumpelstilzchengefühl.
Fast philosophisch wird es, wenn Erik und Friedrich über den Antrieb der Begrenzung sprechen. Es gibt aber auch praktische Antworten: Wie entwirft man Schriften im Team? Wie übersetzt man Schrift in die heutigen, digitalen Zeiten? Und wie schafft man durch Schrift Identität?
Auch wenn ihr denken solltet „Special Interest“ – Reinhören!
Hier einige Auszüge:
Erik Spiekermann: „Das K-Wort geht mir nicht so leicht von den Lippen. Jedes Keksbacken ist heute schon Kreativität. “Friedrich Althausen: „Schrift ist die reinste Form von Grafikdesign, es ist nur zweidimensional, es ist nur Form und Gegenform auf einer Fläche, es ist keine Farbe – wenn ich einen Buchstaben zeichne, habe ich nur die schwarze und die weiße Form, [...] es geht nicht um Größenhierarchien wie auf einem Plakat beispielsweise – es geht nur um Form und Gegenform. Es ist ziemlich pures Grafikdesign.“Erik Spiekermann: „Wenn man sich den Werkzeugen hingibt, sie in Kauf nimmt, vielleicht erweitert, dass das ein ganz wesentlicher Parameter unserer Gestaltung ist. Es gibt immer Constraints, ob es der Termin ist, das Budget, der Auftraggeber, der Kunde, der Abnehmer das Werkzeug – hat man nun eines oder keins. Das Problem heute: Der Computer, das Werkzeug kann heute alles.“Erik Spiekermann: „Helvetica ist wie Weißbrot. Es gibt inzwischen diverse andere Brotsorten, aber sie haben alle Mehl drin – oder Korn. Das hat die Helvetica mit anderen Schriften gemein. Man kann sie jetzt essen und kauen, und hat auch etwas Nahrwert.“Friedrich Althausen: „Es wird komplex. Es geht dann um die Kollaboration, um die Teamarbeit, um regelmäßige Absprachen Reviews, ausführlich testen, testen, testen – und dann kann da so ein komplexes, hochwertiges Ding draus werden, wie die Helvetica Now.“Erik Spiekermann: „Ein Mäusedarm raus, ein Katzenhaar rein – man muss es auch fühlen. Heute könnte man sagen, nimm drei Pixel oder Units raus!“Links:
- Über diesen Link gelangt ihr zur kostenlosen Testversion der Monotype Library, der Schriftbibliothek.
- Den Insta-Kanal von Friedrich findet ihr hier: https://www.instagram.com/falthausen/
- Das Interview des Tagesspiegel mit Erik Spiekermann hier.
Über den Art Directors Club (ADC)
Im Art Directors Club für Deutschland e.V. haben sich rund 750 führende Köpfe der kreativen Kommunikation zusammengeschlossen. Clubmitglieder sind renommierte Designer, Journalisten, Architekten, Szenographen, Fotografen, Illustratoren, Regisseure, Komponisten, Produzenten, Spezialisten für digitale Medien und Werber. Der ADC sieht sich als Maßstab der kreativen Exzellenz und zeichnet herausragende Kommunikation aus. Dazu veranstaltet er Wettbewerbe, Kongresse, Seminare, Vorträge, Events, B2B-Veranstaltungen und gibt diverse Publikationen heraus.
Mehr Infos unter: adc.de
Schrift ist eine Kulturleistung, ein geniales System – und wir Alle nutzen sie. In dieser Episode von „Nägel und Köpfe“ hat unsere Host Petra Neftel zwei Experten der Typografie zu Gast.
Friedrich Althausen ist Illustrator, Kalligraf und Schriftgestalter im Berliner Monotype Studio. Beteiligt an Typoprojekten für große Brands wie auch der Helvetica Now beherrscht er sein Handwerk perfekt und kreiert neue Schriften. Erik Spiekermann ist eine Legende: Einer der bekanntesten deutschen Grafikdesigner, Schriftenentwerfer, Setzer, Drucker, Kunsthistoriker und Autor. Seinen Lehrauftrag hat Erik gerade an den Nagel gehängt, nachdem er Generationen von Gestaltern geprägt hat.
Sprachgewaltig – und inhaltlich nicht in eine Headline zu packen – machen uns die beiden eine ganz neue Welt auf: Form und Gegenform, Optische Größen, das Auge vom kleinen ‚e‘, der Kontrast und Rhythmus von Schrift, variable Fonts und die Frage, ob es das ‚ß‘ auch als Versalie gibt (mögen muss man es deshalb noch lange nicht). Außerdem gibt es DIY-Tipps für Schreibwerkzeug und eine ganze Menge Anekdoten - von Mäusedarm und Katzenhaar bis Rumpelstilzchengefühl.
Fast philosophisch wird es, wenn Erik und Friedrich über den Antrieb der Begrenzung sprechen. Es gibt aber auch praktische Antworten: Wie entwirft man Schriften im Team? Wie übersetzt man Schrift in die heutigen, digitalen Zeiten? Und wie schafft man durch Schrift Identität?
Auch wenn ihr denken solltet „Special Interest“ – Reinhören!
Hier einige Auszüge:
Erik Spiekermann: „Das K-Wort geht mir nicht so leicht von den Lippen. Jedes Keksbacken ist heute schon Kreativität. “Friedrich Althausen: „Schrift ist die reinste Form von Grafikdesign, es ist nur zweidimensional, es ist nur Form und Gegenform auf einer Fläche, es ist keine Farbe – wenn ich einen Buchstaben zeichne, habe ich nur die schwarze und die weiße Form, [...] es geht nicht um Größenhierarchien wie auf einem Plakat beispielsweise – es geht nur um Form und Gegenform. Es ist ziemlich pures Grafikdesign.“Erik Spiekermann: „Wenn man sich den Werkzeugen hingibt, sie in Kauf nimmt, vielleicht erweitert, dass das ein ganz wesentlicher Parameter unserer Gestaltung ist. Es gibt immer Constraints, ob es der Termin ist, das Budget, der Auftraggeber, der Kunde, der Abnehmer das Werkzeug – hat man nun eines oder keins. Das Problem heute: Der Computer, das Werkzeug kann heute alles.“Erik Spiekermann: „Helvetica ist wie Weißbrot. Es gibt inzwischen diverse andere Brotsorten, aber sie haben alle Mehl drin – oder Korn. Das hat die Helvetica mit anderen Schriften gemein. Man kann sie jetzt essen und kauen, und hat auch etwas Nahrwert.“Friedrich Althausen: „Es wird komplex. Es geht dann um die Kollaboration, um die Teamarbeit, um regelmäßige Absprachen Reviews, ausführlich testen, testen, testen – und dann kann da so ein komplexes, hochwertiges Ding draus werden, wie die Helvetica Now.“Erik Spiekermann: „Ein Mäusedarm raus, ein Katzenhaar rein – man muss es auch fühlen. Heute könnte man sagen, nimm drei Pixel oder Units raus!“Links:
- Über diesen Link gelangt ihr zur kostenlosen Testversion der Monotype Library, der Schriftbibliothek.
- Den Insta-Kanal von Friedrich findet ihr hier: https://www.instagram.com/falthausen/
- Das Interview des Tagesspiegel mit Erik Spiekermann hier.
Über den Art Directors Club (ADC)
Im Art Directors Club für Deutschland e.V. haben sich rund 750 führende Köpfe der kreativen Kommunikation zusammengeschlossen. Clubmitglieder sind renommierte Designer, Journalisten, Architekten, Szenographen, Fotografen, Illustratoren, Regisseure, Komponisten, Produzenten, Spezialisten für digitale Medien und Werber. Der ADC sieht sich als Maßstab der kreativen Exzellenz und zeichnet herausragende Kommunikation aus. Dazu veranstaltet er Wettbewerbe, Kongresse, Seminare, Vorträge, Events, B2B-Veranstaltungen und gibt diverse Publikationen heraus.
Mehr Infos unter: adc.de
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Kreativität und Humor
Ist Lügen eine Form von Kreativität? Und kann man witzig sein, ohne Humor zu haben? Ob in disruptiven Zeiten oder für Kreativität allgemein: Ein humorvoller Zugang ist wichtig und macht Content erfolgreich.Dazu sprechen wir mit Iris Gavric und Jo Marie Farwick. Herausgekommen ist eine Podcast-Episode über Humor als Bewältigungsstrategie, über Scheitern und Erfolg, gute Ideen und die Kraft der Zusammenarbeit.
Iris Gavric ist Gründerin der Berliner Agentur Arouse, Podcasterin und gemeinsam mit ihrem Partner Matthias Renger auch auf TikTok erfolgreich unterwegs. Kurzum: Iris macht ziemlich viel rund um Kreativität, Entertainment und Werbung. Humor spielt dabei fast immer eine große Rolle: Ob in Kampagnen für Fisherman’s Friend und Netflix oder in eigenen Social Formaten wie dem #asmrstreit.
Jo Marie Farwick treibt sich seit 2003 in der Kommunikationsbranche herum und hat für so einige Agenturen viele Preise überall auf der Welt gewonnen. Nach vier Jahren als Geschäftsführerin und Gründungsmitglied bei Heimat in Hamburg entschloss sie sich, aus allem, was sie lernen durfte, selbst etwas zu machen und startete im September 2015 Überground. Ein Kreativkollektiv, das anders, neu und holistisch ziemlich richtig tickt. Jo Maries Grundrezept ist Optimismus und Offenheit – und sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Trotzdem bezeichnet sie sich selbst ab und an auch als „Wutaktivistin“.
Hier einige Auszüge:
Iris Gavric hat zu guten Ideen und Kreativteams eine ganz eigene Theorie: „Wenn einer positiv ist und der andere ist erst einmal zynisch und immer negativ, das funktioniert nicht. Du kannst nur zwei Menschen zusammenbringen, die positiv denken – oder zwei Menschen, die abgrundtief negativ denken. Denn da kommen auch gute Ideen raus.“Iris Gavric: „Wir suchen den Austausch. Matthias und ich haben einfach Bock mit dem Content, den wir machen, unsere Branche zu verändern. Das ist ein Herzensding von uns. Dass die Leute sich ein bisschen weniger ernst nehmen, dass wir einfach ein bisschen mehr miteinander arbeiten und nicht versuchen, gegeneinander zu arbeiten. Wir sind ja nicht ständig in Konkurrenz, sondern wir haben ganz unterschiedliche Disziplinen. Und ich fände es viel besser, wenn die Kreativen das untereinander mehr schätzen würden. Daraus kann man viel schöpfen.“Jo Marie Farwick: „Kern von allem, was wir tun, ist Unabhängigkeit. Daraus ergibt sich, dass ich keinerlei Angst mehr habe. Ich fand diese Angsträume immer schrecklich – wo aus Hierarchien Angst weiter runtertropft und dann irgendwann beim Dienstleister landet. Es gibt diesen wunderschönen Satz von Roosevelt ‘the only thing we have to fear is fear itself.’ Ich finde, das Angst einen lähmt und Kreativität killt. Und das macht uns in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden erfolgreich. Sie schätzen eine klare Meinung und eine gewisse Roughness – und sie schätzen, dass wir extrem effektiv zusammenarbeiten.“Iris Gavric: „Wir erleben gerade einen richtigen Umbruch in der Branche. Die Kunden wollen von uns, dass wir schnell, agil und günstig arbeiten. Ich glaube, dass man in dieser Schnelligkeit immer mehr das echte Mindset dahinter erkennt. In fünf Jahren wird es, wenn du keine Creator in deiner Agentur hast, schwierig. Weil ich glaube, dass alles immer weiter auf Reichweite geht. Reichweite plus Kreativität, schnell produzieren.“ Jo Marie Farwick: „Wir sind ja eine sehr viel klassischere Agentur als Arouse. Natürlich gibt es Dinge, die ‚schnell, schnell, raus, raus, lustig, lustig‘ sein müssen. Es gibt aber auch Dinge, die erstmal durchdacht werden müssen und unter die sich dann diese ‚schnell, schnell, raus, raus‘ Dinge andocken lassen. Und die dann darauf einzahlen. Aber das große Ganze, die klugen Gedanken dahinter, die wird es immer geben müssen. Es wird dazu führen, dass kleine agile Agenturen sich immer besser anpassen können. Der Mix ist komplexer geworden und deshalb glaube ich, dass es eine Zukunft geben wird für Agenturen, die sich als Spinne im Netz verstehen mit extrem klugen Leuten, die das orchestrieren können. So verstehen wir uns.“Links:
- Iris Gavrics Agentur Arouse: https://www.arouse.de/
- Jo Marie Farwicks Agentur Überground: https://www.teamueberground.com/
Über den Art Directors Club (ADC)
Im Art Directors Club für Deutschland e.V. haben sich rund 750 führende Köpfe der kreativen Kommunikation zusammengeschlossen. Clubmitglieder sind renommierte Designer, Journalisten, Architekten, Szenog...
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