
Bericht 01 - Kurz mit dem Hund
Warnung: Explizite Inhalte
12/31/19 • 17 min
1) Kurz mit dem Hund
Neben dem Haus, in dem ich lebe, befindet sich ein großes Feld. Es ist aktuell größtenteils mit Gelbsenf bepflanzt, doch zur Straße hin gibt es eine Fläche von mehr als einem halben Fußballplatz, die überwiegend aus Gras besteht...Also jetzt im Sinne von "Rasen"... Der perfekte Ort für einen Hund, um leinenlos Bällen und Wurfspielzeugen hinterher zu jagen. Wie passend, dass ich sogar einen Hund habe - denn so nutzen wir beide dieses Feld auch bestmöglich als bequem gelegene Auspower-Area. Die dort eher selten vorbei fahrenden Autos interessieren uns dabei genau so wenig wie Fußgänger und Fahrradfahrer. Ganz im Gegensatz dazu verhält es sich aber bei anderen Vierbeinern.
So rufe ICH meinen Hund umgehend zu mir, wenn ich sehe, dass einer seiner Artgenossen des Wegs daher kommt - denn dieser wird meistens begleitet von einem Artgenossen meinerseits: dem Hundebesitzer...
Von diesen gibt es direkt mehrere Kategorien:
- die, deren Kinderwunsch nun mit der Fellversion eines Zöglings kompensiert wird; deren Kosmos nur aus den "kleinen Fellnasen" besteht. Ja genau, von jenen Leuten die Begriffe wie "Fellnasen" so verwenden als wäre das nicht absolut bescheuert, reden wir hier... "Fellnasen" - dabei ist doch ausgerechnet die Nase eine der wenigen stellen, an denen so ein Tier eben genau KEIN Fell hat. Für "Fellnasen" wird auch extra Essen gekocht. Aus dem guten Biofleisch. Vom Biohof. Das wird auch nur Kleingeschnitten serviert.
- auch eine Gruppe für sich sind die "Hunde-Sportler". Das sind die, die mit ihrer Outdoor-Funktionskleidung in ihren zur Hälfte aus Hundekäfig bestehen VW CADDY steigen, um damit zwei mal unter der Woche und natürlich an den Wochenenden zu Hundesportplätzen zu fahren. Die, die einen ganz verächtlich anschauen, wenn man mit seinem Hund nicht in Militärbefehlen kommuniziert oder die Leine "einfach so" in der Hand hält statt sie sich - wie es sich gehört - über die Schulter zu hängen. Von links oben nach rechts unten. Oder...was weiß ich...
- im Gegensatz dazu steht "Team: Leinen los", welches sich gar nicht erst die Mühe macht seinen Hund an einer Leine zu führen und diesen einfach laufen lässt. "Die Leine, die uns verbindet, kann man mit den Augen nicht sehen..." Ja ne, ist klar... Den Strick, den ich gerade vor meinem geistigen Auge um den Hals lege, ebenfalls nicht... Sollen doch die anderen Zusehen, dass es nicht zu einer Zerfleischung oder ungewollten Begattung kommt...
- dann gibt es noch diejenigen, die im Anflug von "Oh, Hundewelpen sind so süß, lass uns uns auch einen Welpen holen, ich hab da letztens welche in einer Insta-Story gesehen" eine solche (meist durch weibliche Engelszungen getriebene) Anschaffung getätigt haben und es dann bereuen, weil so ein Hund doch tatsächlich auch Arbeit macht und Geld kostet. Was für ein Mistvieh!
...
Es gibt noch reichlich weitere (und irgendwie sind viele davon erschreckend gut Übertragbar von Hundehaltern auf Eltern, wie mir gerade auffällt...). Mir persönlich reicht jedenfalls die Einteilung in die beiden Hauptgruppen, die da wären:
- die Sympathischen:
-- das sind diejenigen, die mit ihrem Hund einfach an einem vorbei gehen. Um in diese Oberkategorie zu gehören ist es dabei wichtig, maximal einen Wortwechsel von nicht mehr als zwei Worten zu starten. "Guten Morgen" oder "Guten Tag" bieten sich da an und sind somit auch genehmigt, "Hallo" ist sogar noch besser.
Die andere Oberkategorie hingehen betrifft:
- die Unsympathischen
-- diese leider weitaus verbreitetere Art gibt sich bedauerlicherweise nicht damit zufrieden, sich stummen Schrittes mit dem Hund fortzubewegen oder sich auf die sympathische Anzahl von zwei Worten zu beschränken. Nein. Die Unsympathischen sind der Auffassung, dass jemand ein ebenso großes Mitteilungsbedürfnis wie er selbst zu haben hat, wenn der Gegenüber den scheinbar unfassbaren Umstand teilt, sein Leben ebenfalls mit einem Hund zu verbringen... Für sie ist ein Spaziergang mit dem Hund keine Pflicht gegenüber jenem Hund: es ist die Pflicht dabei seinen eigenen seelischen Verwandten zu finden - und um dies zu ermitteln kommt man um einen angeregten Plausch nicht herum!
Der Einstieg ist mit einem irre kreativen "Na das ist aber auch ein Schöner" schnell geschafft. (Selten bin dabei ICH gemeint. Ist aber in den meisten Fällen auch besser so.) Anschließend wird noch schnell das Protokoll abgefragt: Geschlecht, Alter und natürlich die Anforderung zur Bestätigung dessen, dass man als offensichtlicher Hunde-Pro die Rasse selbstverständlich korrekt erkannt und benannt hat, wobei gerne auch mal ein "Joooah, du bist aber ein Feiner" als "Trenner" zwischen den Grund-Fragen eingebaut werden kann.
Auf weitere Fragen wie "Herkunft bzw. Stammbaum (Bauernhof)", "Farbe der Kotbeutel (aktuell lila)" oder "Konsistenz des Kotes (tage...
1) Kurz mit dem Hund
Neben dem Haus, in dem ich lebe, befindet sich ein großes Feld. Es ist aktuell größtenteils mit Gelbsenf bepflanzt, doch zur Straße hin gibt es eine Fläche von mehr als einem halben Fußballplatz, die überwiegend aus Gras besteht...Also jetzt im Sinne von "Rasen"... Der perfekte Ort für einen Hund, um leinenlos Bällen und Wurfspielzeugen hinterher zu jagen. Wie passend, dass ich sogar einen Hund habe - denn so nutzen wir beide dieses Feld auch bestmöglich als bequem gelegene Auspower-Area. Die dort eher selten vorbei fahrenden Autos interessieren uns dabei genau so wenig wie Fußgänger und Fahrradfahrer. Ganz im Gegensatz dazu verhält es sich aber bei anderen Vierbeinern.
So rufe ICH meinen Hund umgehend zu mir, wenn ich sehe, dass einer seiner Artgenossen des Wegs daher kommt - denn dieser wird meistens begleitet von einem Artgenossen meinerseits: dem Hundebesitzer...
Von diesen gibt es direkt mehrere Kategorien:
- die, deren Kinderwunsch nun mit der Fellversion eines Zöglings kompensiert wird; deren Kosmos nur aus den "kleinen Fellnasen" besteht. Ja genau, von jenen Leuten die Begriffe wie "Fellnasen" so verwenden als wäre das nicht absolut bescheuert, reden wir hier... "Fellnasen" - dabei ist doch ausgerechnet die Nase eine der wenigen stellen, an denen so ein Tier eben genau KEIN Fell hat. Für "Fellnasen" wird auch extra Essen gekocht. Aus dem guten Biofleisch. Vom Biohof. Das wird auch nur Kleingeschnitten serviert.
- auch eine Gruppe für sich sind die "Hunde-Sportler". Das sind die, die mit ihrer Outdoor-Funktionskleidung in ihren zur Hälfte aus Hundekäfig bestehen VW CADDY steigen, um damit zwei mal unter der Woche und natürlich an den Wochenenden zu Hundesportplätzen zu fahren. Die, die einen ganz verächtlich anschauen, wenn man mit seinem Hund nicht in Militärbefehlen kommuniziert oder die Leine "einfach so" in der Hand hält statt sie sich - wie es sich gehört - über die Schulter zu hängen. Von links oben nach rechts unten. Oder...was weiß ich...
- im Gegensatz dazu steht "Team: Leinen los", welches sich gar nicht erst die Mühe macht seinen Hund an einer Leine zu führen und diesen einfach laufen lässt. "Die Leine, die uns verbindet, kann man mit den Augen nicht sehen..." Ja ne, ist klar... Den Strick, den ich gerade vor meinem geistigen Auge um den Hals lege, ebenfalls nicht... Sollen doch die anderen Zusehen, dass es nicht zu einer Zerfleischung oder ungewollten Begattung kommt...
- dann gibt es noch diejenigen, die im Anflug von "Oh, Hundewelpen sind so süß, lass uns uns auch einen Welpen holen, ich hab da letztens welche in einer Insta-Story gesehen" eine solche (meist durch weibliche Engelszungen getriebene) Anschaffung getätigt haben und es dann bereuen, weil so ein Hund doch tatsächlich auch Arbeit macht und Geld kostet. Was für ein Mistvieh!
...
Es gibt noch reichlich weitere (und irgendwie sind viele davon erschreckend gut Übertragbar von Hundehaltern auf Eltern, wie mir gerade auffällt...). Mir persönlich reicht jedenfalls die Einteilung in die beiden Hauptgruppen, die da wären:
- die Sympathischen:
-- das sind diejenigen, die mit ihrem Hund einfach an einem vorbei gehen. Um in diese Oberkategorie zu gehören ist es dabei wichtig, maximal einen Wortwechsel von nicht mehr als zwei Worten zu starten. "Guten Morgen" oder "Guten Tag" bieten sich da an und sind somit auch genehmigt, "Hallo" ist sogar noch besser.
Die andere Oberkategorie hingehen betrifft:
- die Unsympathischen
-- diese leider weitaus verbreitetere Art gibt sich bedauerlicherweise nicht damit zufrieden, sich stummen Schrittes mit dem Hund fortzubewegen oder sich auf die sympathische Anzahl von zwei Worten zu beschränken. Nein. Die Unsympathischen sind der Auffassung, dass jemand ein ebenso großes Mitteilungsbedürfnis wie er selbst zu haben hat, wenn der Gegenüber den scheinbar unfassbaren Umstand teilt, sein Leben ebenfalls mit einem Hund zu verbringen... Für sie ist ein Spaziergang mit dem Hund keine Pflicht gegenüber jenem Hund: es ist die Pflicht dabei seinen eigenen seelischen Verwandten zu finden - und um dies zu ermitteln kommt man um einen angeregten Plausch nicht herum!
Der Einstieg ist mit einem irre kreativen "Na das ist aber auch ein Schöner" schnell geschafft. (Selten bin dabei ICH gemeint. Ist aber in den meisten Fällen auch besser so.) Anschließend wird noch schnell das Protokoll abgefragt: Geschlecht, Alter und natürlich die Anforderung zur Bestätigung dessen, dass man als offensichtlicher Hunde-Pro die Rasse selbstverständlich korrekt erkannt und benannt hat, wobei gerne auch mal ein "Joooah, du bist aber ein Feiner" als "Trenner" zwischen den Grund-Fragen eingebaut werden kann.
Auf weitere Fragen wie "Herkunft bzw. Stammbaum (Bauernhof)", "Farbe der Kotbeutel (aktuell lila)" oder "Konsistenz des Kotes (tage...
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2.) Kurz mal eben Einkaufen
Ein ganz normaler Wochentag. Doch halt, nicht GANZ normal. Ich habe Urlaub! Uuuh yeah! Trotz des Ausschlafens – sofern man als Hundebesitzer davon sprechen kann – ist es noch früh am Tag. Wenn ich JETZT noch schnell die Einkäufe erledige, habe ich den ganzen Tag frei für mich...
...
Die Fahrerin im zweiten Auto vor mir versucht mittlerweile zum sechsten Mal mit Ihrem lila-farbenen Renault Clio in die Parklücke zu kommen, in der zuvor der Transporter vom hiesigen Gartenlandschaftsbauer samt Anhänger gestanden hat. Als ich mich beharrlich weigere, durch zurücksetzen meines Fahrzeuges noch mehr Platz zum Rangieren für die Dame zu machen, gibt diese dann tatsächlich schon nach dem neunten Ansatz auf und fährt weiter. Der Fahrer des Wagens vor mir scheint kurz weggenickt zu sein und verpasst so, im Gegensatz zu mir, den entscheidenden Augenblick, blitzschnell in die Parklücke zu gleiten. So groß wie die ist hätte er vielleicht sogar noch daneben gepasst – er braust dennoch, wohl nun endgültig bedient, davon.
Zufrieden schließe ich mein Vehikel ab, um es kurzfristig gegen ein anderes zu tauschen. Dazu nähere ich mich einem der Häuschen, in welchem die Einkaufswagen stehen. Ein einzelner steht noch dort, welchen ich mir dann auch schnappe; ist ja nicht wie mit Keksen, bei denen man immer noch einen “aus Anstand” übrig lässt. Hätte ich es mal getan... Dann wäre mir das nun folgende wohl erspart geblieben:
So wie ich nämlich just mit dem Wagen losziehen will, fährt mir eine ältere Dame in die Parade. Das milde Lächeln im Gesicht passt so gar nicht zu der Vehemenz, mit der sie mir mit einer Hand an den Arm und mit der anderen an den Wagen greift, um uns beide voneinander zu trennen. Je länger wir rangeln, desto deutlicher entschwindet ihr aufgesetztes Lächeln und umso undeutlicher ist das zu verstehen, was sie mir wohl irgendwie in harschem Ton mitteilen möchte.
Ich weiß überhaupt nicht was hier gerade abgeht, spüre aber Wut in mir aufkochen und schleudere den Wagen zur Seite. Zeternd hechtet die Hexe hinter ihm hier. Während ich gestikulierend meinem Unverständnis Luft machen möchte, streift meine Hinterhand leicht den Oberarm einer weiteren Frau, welche sich aufdringlich nah an mir vorbei zu drängen versucht.
- “JETZT WIRD MAN HIER AUCH NOCH GESCHLAGEN?!”, entfährt es ihr.
Mir hingegen fällt jetzt gerade gar nichts mehr dazu ein. Völlig konsterniert entferne ich mich vom Schauplatz, als mir plötzlich die Hexe mit MEINEM Wagen noch einmal voll in die Hacken fährt, ehe sie damit an mir vorbei hetzt.
Ich hatte sie gar nicht kommen hören, da gerade mit einer Art Gabelstapler schätzungsweise 30 Einkaufswagen unter ohrenbetäubendem Lärm über den Parkplatz gefahren werden, um diese im Häuschen hinter mir unter zu bringen...
...Es interessiert mich aber nicht mehr...
Nur widerwillig steuere ich auf den Eingang des Supermarktes zu, denn es gibt nur wenige Orte, an denen Misanthropolis derart deutlich sein Gesicht unter nur einem einzelnen Dach zeigt. Da schießt schon wieder etwas an mir vorbei! Dieses mal zwei Omis. Mit der letzten, mir noch aus der vorherigen Schlacht übrig gebliebenen Kraft, halte ich mich auf den Beinen. Die beiden scheinen es eilig zu haben – und der Grund dafür liegt praktisch auf der Hand:
Scheinbar ist man gerade erfolgreich damit fertig geworden, die Arbeitnehmer-freundlichen Terminfenster von Ärzten frühmorgens zu blockieren und nun schon eilig drauf und dran, der nächsten Obsession eines pflichtbewussten Renters nachzugehen: Blockade in Gang 3.
Gang 3 ist sowas wie das Kamener Kreuz in diesem Supermarkt: dort muss einfach alles durch, sein es Kunden oder eben auch Angestellt, die Ware verräumen müssen.
Ich meine aus der Ferne noch ein “KOMM SCHON INGE! MANÖVER: BERLIN 61“ zu vernehmen, als die beiden auch schon Aufstellung nehmen. Zack. Der Gang ist erfolgreich okkupiert und somit das gewohnte Bild eines jeden Supermarktes erfolgreich hergestellt.
Unterhalten kann man sich ja nicht vorne beim Bäcker oder an Stellen an denen Platz ist, nein, es muss mitten im Gang sein...!
Ab jetzt heißt es für die beiden “quatschen” und für alle anderen “quetschen”. Oder aber, man versucht das Gebiet weiträumig und Umwege-in-Kauf-nehmend zu umgehen.
Ob das vielleicht sogar seitens der Supermärkte so gewollt ist? Steckt ein Plan dahinter, so Kunden in Gänge umzuleiten, in denen der Umsatz zuletzt nachgelassen hat? Bezahlt man die beiden Omis wohlmöglich auch noch dafür? Mit der knappen Rente alleine schafft man es jedenfalls nicht zu so einem stattlichen Körperumfang. Doch bevor ich diese skrupellosen Machenschaften endgültig aufdecken kann, reißt mich schon wieder das nächste Hindernis aus meinen Gedanken.
Vor den großflächig verglasten Kühlschränken mit Wurst-Aufschnitten aller Art, harren zwei Gest...
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